Kranich, Gedicht von Bai Juyi (772-846) [3/10]
Ein sehr beliebter Dichter der Tangzeit ist Bai Juyi, auch „Pai Chü-i“ geschrieben. Er lebte von 772 bis 846, wurde schon zu Lebzeiten viel gelesen, machte sich aber auch viele Feinde beim Hof durch seine kritische Meinung über soziale Missstände und Krieg.
Es wird erzählt, dass er seine Gedichte einer Bäuerin vorlas und Zeilen änderte die sie nicht verstand.
Das folgende Gedicht ist jedoch gar nicht so einfach, weil es eine tiefgehende Kulturkritik ausdrückt, die auch uns noch angeht.
Kranich
Ein jeder Mensch / kennt Sachen die er mag
Doch festgelegt / muss dies nicht immer sein
Wer sagt uns doch / dass dein Talent ist Tanz?
Ist kein Vergleich / wenn Ruhe stellt sich ein
鶴 : 人各有所好,物固無常宜。誰謂爾能舞,不如閑立時。
Das Fliegen und Tanzen der Kraniche wird überall geschätzt, aber unser Dichter sagt, dass er Stillstehen bevorzugt. Den Blick weg vom Glamour, hin zu den schlichteren Sachen, ja bis hin zur einfachen Stille und Unscheinbarkeit. Japaner haben von Anfang an diese Hinwendung zur Einfachheit geschätzt und zur eigenen Blüte gebracht.
[… Po Chü-I] contrasts the fate of various ambitious politicians of antiquity with the happier lot of those who withdrew from public life in good time, and ends by saying that ‘happiness and disaster are not made by Heaven’. Elsewhere he recalls that fire only breaks out in ‘sleek’ houses, the storm only capsizes the over-laden boat; and again, ‘The fish that keeps to the bottom of the pool has nothing to fear from the hook ; the bird that soars above the clouds evades the fowler’s net’. ‘If one comes to grief in this world it is mostly one’s own fault.’ He contrasts the crane that stands silent and motionless all day on the frozen pond with the ‘crows and kites fighting for food, the sparrows fighting for a nest’. Waley “The life and times of Po Chü-I“, p. 189
Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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