Joachim Kahl, weltlich-humanistische Spiritualität. Lesung in Kleve

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Wenn Heiterkeit der Vertreter einer Philosophie oder Religion ein Zeichen der Güte ihrer Lebensanschauung sein soll, dann ist Joachim Kahls weltlich-humanistische Spiritualität in der Reihe „Spiritualität. Spurensuche in und neben den Religionen“ bis jetzt die klare Siegerin.

Joachim Kahl hat dann auch keinen Bischof im Nacken, und keine Verleumder die bloß darauf warten, dass Fehler gemacht werden. Dies schmälert die Lebensfreude, die doch auch der Lohn eines theologischen Denkers sein darf.

Über den Inhalt der Lesung kann ich kurz sein: der Referent hat sie veröffentlicht und ist hier zu lesen.

Hauptbestandteil war die Besprechung eines Gedichts von Heinz Kahlau aus 1973, genannt: „Kein Gott“. Es beginnt mit den Zeilen „Ich lebe jetzt. Mein Tod ist zu erwarten. Danach vergehe ich so schnell wie Gras“ und endet mit: „wer will mich hindern, die Welt zu lieben, bis ich nicht mehr bin.“
Und in der Mitte:

„Ich liebe Menschen mehr als alle Tiere.
Sie suchen unaufhörlich einen Sinn
für ihr Vorhandensein, verstrickt in Irrtum.
Es macht mich froh, daß ich beteiligt bin.

Ich bin allein. Für kurze Augenblicke bin ich
Geliebter, Bruder oder Freund.
Um eine Arbeit, eine Lust zu machen,
wenn sich ein Weg mit meinem Weg vereint.“

Den ganzen Text des Gedichts finden Sie in der oben erwähnten Veröffentlichung. Die Botschaft des Referenten ist klar: es gibt kein Lob von einem Gott, keine Angst vor ewiger Strafe. Kein System, das auf Dauer Wahrheit inne hat. Keine Trennung von Gut und Böse, keinen endgültigen Sieg. Wer dies weiß ist schon eher allein, als derjenige der gedankenlos der Mehrheit folgt. Allein, aber nicht ohne Gemeinschaft.

Mir scheint, dass dieses Schätzen der Begegnung der Suchenden und vor allem das Glücksgefühl das eintritt wenn zwei den gleichen Weg gehen können und sich gegenseitig helfen, sträflich zu kurz kommt im Christentum. Zwar gibt es bei „uns“ das uralte Gebet „ubi caritas et amor, deus ibi est“, „wo die Güte und die Liebe, da ist Gott“, aber dies wird nie bewusst gemacht, ist keine echte Erfahrung und somit kann auch gar kein feierliches Gefühl aufkommen. In der römisch-katholischen Kirche zum Beispiel hält die Feier der hl. Messe das Monopol aller Gotterfahrung, so scheint es.

Nun wird Joachim Kahl selber wenig am Hut haben mit dem „deus ibi est“ und ich weiß eigentlich nicht wie er diesen Satz „wo die Güte und die Liebe“ zu Ende denken wird. Jedenfalls hatte er Freude am Zusammensein und am Beantworten einiger Fragen.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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