Jie Xisi, 揭傒斯 (1274-1344). Auf ein Fort, nachdem eine Dynastie gestürzt wurde.
Auf ein Fort
Hier sät man Weizen ein
und pflanzt den Maulbeerhain
So stark und stolz es früher war
als Bauernhof nun steht es dar
Ich wünsche mir, dass tausend Jahr
kein Streit mehr über Grenzen geht
Dass Maulbeerbäume schattenreich
Dass Weizenfelder überreich
Als Fort es ungenutzt hier steht
Ich habe ein französisches Fort hier für die Illustration eines alten chinesischen Gedichts genommen, weil die Lebenslage der Menschen aller Länder immer gleich ist. Mal greift das eine Land an, danach wieder das andere. Nach riesigen Verlusten kehrt eine Weile Ruhe ein. Aber der Hass glimmt unter der Asche, woraus Funken fliegen können, die, zusammen mit dem unberechenbaren Wind, einen Flächenbrand entfachen.
Der alte Traum des grenzenlosen Friedens wird hier von einem chinesischen Dichter geäußert. Durch die Weizenfelder wird der Hunger gestillt. Die Maulbeerbäume, deren Blätter für die Ernährung der Seidenraupen dienen, stehen für Kleidung des Volkes. Unter einer fremden Herrschaft die Frieden bringt kann der Dichter offenbar leben.
Zum Fort auf dem Bild: gebaut als das Bündnis deutscher Staaten die französische Armee in 1871 geschlagen hatte. Heute grasen dort Ziegen, Pferde und Esel.
Zum Gedicht: von Jie Xisi, 揭傒斯 (1274-1344), der Titel lautet: die Zitadelle von Gāoyóu, 高郵城. Zur Hilfe nahm ich die französische Übersetzung von: Paul Demiéville, „Anthologie de la poésie chinoise classique“, 1962. Ich habe es, wie bei einem Schauspielstück, neu inszeniert.
Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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