J.H. Newman, Briefe und Texte. Übersetzung durch Edith Stein. Buchempfehlung.

Nun die Seligsprechung des Kardinal John Henry Newman Tatsache ist, möchte ich auf ein Buch hinweisen, das gewiss an Wichtigkeit zunehmen wird.

Es sind die Übersetzungen der Edith Stein von Briefe und Texte zur ersten Lebenshälfte des John Henry Newman. Eine Frau die später zur Ehren der Altäre erhoben wurde, übersetzt Briefe eines Mannes dem später das Gleiche widerfahren wird.
Es ist nur eine Auswahl des riesigen Werkes des Seliggesprochenen. Seine wissenschaftliche Arbeiten, seine Predigten und Polemik umfassen ganze Regale.

Schon in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann man sich in Deutschland für den in 1890 gestorbenen Newman zu interessieren. Die Übersetzung der Briefe und frühen Texte verfolgte das Ziel den Übertritt Newmans zur katholischen Kirche bekannter zu machen.

Mag auch eine fast politische Tendenz anwesend gewesen sein bei diesem Unterfangen, in der Auswahl der Texte und Übertragung selbst spürt man die Liebe zur Person Newmans und die Liebe zur Wahrheit von beiden Seiten. Aber wie unterschiedlich diese beide Menschen doch waren! Beide waren Gelehrte, aber Newman war fest verankert in der Anglikanischen Kirche, während die Beziehung zum Judentum für Edith Stein eher lose war.

Newman hat entsetzlich mit sich selber und andere ringen müssen für seine Konversion, während Edith Stein ihre jüdische Abstammung nicht leugnen musste und von großen und reifen Seelsorgern umgeben wurde.

So unterschiedlich ihr Werdegang auch war, an einer Stelle muss das Herz der Edith Stein doch wohl besonders gepocht haben. Newman schreibt in einem Brief: „Mein lieber Coleridge, aus welchem möglichen Grunde könnte ich eine bloße „Vorliebe“ für die Römische Kirche gegenüber unsere haben? Ich war kaum je, nicht einmal im Ausland, in einer ihrer Gottesdienste. Ich war kaum je in meinem Leben eine Stunde lang mit einem Römisch-Katholischen in einem Zimmer. Ich habe mit keinem in Briefwechsel gestanden. Ich kenne absolut nichts von ihnen, abgesehen von dem Äußeren, das so wenig anziehend ist… Meine Gewohnheiten, meine Neigungen, meine Gefühle sind von den ihren, wie sie sich nach außen hin zeigen, so verschieden, wie man sich nur vorstellen kann. Nein – soweit ich mich selber kenne, ist das eine, einzige, überwältigende Gefühl dies, daß unsere Kirche in Schisma ist – und daß es für einen, der davon überzeugt ist, darin kein Heil gibt.“

Strenge Konsequenz, festhalten an der Suche nach der Wahrheit, ist was beide gemeinsam haben. Innerhalb der Wahrheit sein war alles, außerhalb nichts. Aber die Worte „das Äußere, das so wenig anziehend ist“, sind ein gemildertes Echo der Worte der Mutter Edith Steins, die mit Entsetzen auf das Begehren der Tochter katholisch zu werden reagierte. In der polnischen Heimat kannten sie nur die wenig anziehenden Religionsausübung der unteren Schichten. Tatsächlich ist das Streben nach Wahrheit bei beiden immer die größere Triebfeder gewesen. Erhabene Schönheit fand sie im Benediktinerkloster Beuron, wo sie oft einkehrte, wählte aber die Klausur der Karmeliter. Erhabene Gelehrtheit umringte ihn , Scharen hingen an seinen Lippen, er wählte aber die Einsamkeit des Übertritts zur Römisch-Katholischen Kirche.

ESG, Edith Stein Gesamtausgabe, 22. Übersetzungen II. J.H. Newman, Briefe und texte zur ersten Lebenshälfte (1801-1846). Herder, 2002

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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