Gruppe aus Mahagoniholz von Alfred Sabisch, Kalkar
Ohne Hinweisschildchen wäre man verloren bei diesem Kunstwerk im Städtischen Museum in Kalkar. Glücklicherweise erfährt man: der Künstler Alfred Sabisch bildete die Gruppe in 1960, darstellend Christus und Johannes. Die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts waren für die religiöse Kunst noch eine gesegnete Zeit. Auch nicht fromme Menschen konnten fromme Kunst ohne Hilfe lesen und davon berührt werden. Und Künstler schufen noch Werke von ungeahnter Tiefe, dank der Frömmigkeit der Mütter und Großmütter. Vom letzten Abendmahl wird berichtet, dass der Lieblingsschüler des Jesus von Nazareth sich an seine Brust anlehnte. Dies war Johannes, der Legende nach der spätere Evangelist und Mystiker auf Patmos. In mittelalterlichen Darstellungen wurde von der Christus-Johannes-Minne gesprochen, wobei der Jünger als Kind dargestellt wurde, schlafend an der linken Seite des Heilands, wodurch er, so besagt die Legende, nahe am göttlichen Herz an dessen Geheimnissen teilgehabt hat. Sabisch hat ihn als ausgewachsene Figur dargestellt, sogar etwas großer als Christus. Das liebliche und beruhigende Bild des Mittelalters ist in Unruhe verwandelt. Die beiden Häupter wenden sich nicht einander zu. Warum? Die Warumfrage ist genau die Frage der Gegenwart, es ist zu viel passiert, dass sich gar nicht reimen lässt auf das was man „die Liebe Gottes für die Menschen“ nennt.
Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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