Frühlings-Haiku von Buson

Lichtspiel in der alten Antoniuskirche in Hau. Pfarrei Johannes der Täufer.
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Der Dreizeiler des japanischen Dichters Buson (1716-1784)
燭の火 / 燭にうつすや / 春の夕syoku-no hi / syoku-ni utsusu / haru-no yuu „Der Kerze Flamme / zur Kerze hingebracht / Abend im Frühling“. Wogegen nichts einzubringen ist, wenn man ein Protokoll des Geschehens geben will. Was aber verloren geht in der Übersetzung ist der eigentliche Zauber. Nicht nur was den Klang angeht verblasst vieles. Bei den Sprachen die Ideogramme verwenden fehlt die sichtbare Verwandtschaft zwischen den Wörtern. So trägt das Zeichen für Kerze (燭) das Zeichen für Feuer, oder Licht (火) in sich. Dazu kennt die japanische Sprache ungemein viele gleichklingende Worte. hi, Feuer, Flamme, Licht, klingt genauso wie der Tag (日), „hinbringen“, utsusu, wie „eine Kopie machen“ und Frühling, haru (春), genauso wie das Wort für „in die Länge ziehen“. So sagt der Dichter, dass das Licht sich vermehrt, aus einer Kerze werden zwei, dass sie beide gleich sind und nichts verloren geht, dass die Tage länger werden, und dass ein Frühlingsabend dies alles in sich trägt.
Dies alles riecht vielleicht nach holländischer Genremalerei, nett und lieblich. Aber es ist mehr, es wird ein kosmischer Prozess nachgespielt. Auch das Weiterreichen der Kerzenflamme in der Osternacht spielt hierauf an, gibt einen tieferen Sinn, weil Christus das Licht ist (Lumen Christi).

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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