Ein Tiller Leserbrief aus dem Jahre 1884
Was hat sich in mehr als 125 Jahren beim Straßenverkehr geändert? Eigentlich nichts. Im nachfolgenden Leserbrief aus dem Jahre 1884 tausche man nur das Pferd gegen ein Moped, und die Luxus- und Frachtwagen gegen einen PKW und Lastwagen aus. Nun gut, Till hat jetzt einen Kreisverkehr bekommen, doch die im Leserbrief beschriebenen Verkehrssituationen findet man aller Orts. Und auch damals wurde schon viel zu schnell gefahren.
Josef Jörissen berichtet in seinem Buch „Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau“, über ein Verkehrsproblem in Till. Das Kreisblatt Kleve druckte am 12. August 1884 eine Leserzuschrift mit folgendem Inhalt ab:
„Es ist für die meisten Leute in der Umgebung eine bekannte Tatsache, daß in dem kleinen Orte Till drei Haupt- und Verkehrsstraßen auf einem Punkte zusammentreffen, die Straße von Cleve-Moyland, jene von Emmerich-Huisberden und die von Grieth-Wissel. Der Verkehr auf diesen Straßen mit Luxus- und Frachtwagen ist ein ungewöhnlich großer. Was Wunder nun, daß gerade hier, wo wir auf einem Mittel- oder Sammelpunkte die drei genannten Straßen zusammentreffen und sich kreuzen, der Verkehr so lebhaft ist, daß die Wagen und Fuhren fast beständig hin und her am Rollen bleiben? Dazu kommt, daß man hier von der einen Straße auf die andere meist im rechten Winkel – wie um eine Ecke – biegt, wodurch die Gefahr des Überfahrenwerdens für Kinder und Erwachsene, die daselbst gerade stehen oder gehen, noch größer wird. An einer solchen Stelle, scheint uns, sollte das Reiten und Fahren im Trab oder gar in schnellem Trab oder Galopp strengstens verboten sein und jeder Zuwiderhandelnde mit Strafe zu Raison gebracht werden. In früheren Zeiten, wo bei schlechten Wegen an ein Fahren im Trab gar nicht oder kaum zu denken war, mochten solche Vorsichtsmaßregeln überflüssig sein: heute ist das alles ganz anders; heute gibt es harte, ebene Wege, heute will Alles schnell fahren, heute läßt selbst der Führer einer Lastkarre sein Pferd traben. Wenn nun bei solchen Umständen hierorts bisher wenig Unglücke vorkamen, so ist das wohl hauptsächlich der Vorsicht zuzuschreiben, die jeder Fußgänger gebraucht, wenn er die genannte Stelle hier passiert und welche die Eltern gebrauchen, indem sie ihre Kinder immer von Neuem warnen und ermahnen, auf der Hut zu sein. Übrigens hat trotzdem schon mancher, auch der Schreiber dieses, an dieser Stelle in der größten Gefahr geschwebt, überfahren zu werden. Leider scheinen Manche die Gewohnheit zu haben, gerade da, wo sie glauben beobachtet zu werden, im Trab zu fahren oder zu reiten, gleichsam wie um eine gewisse Eitelkeit zu befriedigen, unbekümmert darum, ob dabei das Leben Anderer gefährdet wird, während sie, sobald sie die offene Straße wieder gewonnen haben, im Schritt fahren oder reiten. Das ist in hohem Grade tadelnsweth. Zudem vermißt man in den dunkelen Winterabenden hierorts auf dem genannten gefährlichen Platze noch immer eine ordentliche, genügende Beleuchtung desselben, wodurch dann die Gefährdung des Lebens noch viel größer wird. Möchte doch dies öffentliche Warnung bald Wandel zum Besseren schaffen!
Josef Jörissen „Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau“
Herausgeber: Gemeinde Bedburg-Hau
Boss-Druck, Kleve
Hier nun ein Leserbrief aus dem Jahre 2011 zur Verkehrssituation am Gemeindezentrum:
„Es ist für die meisten Leute in der Umgebung eine bekannte Tatsache, daß in dem kleinen Orte Schneppebaum drei Haupt- und Verkehrsstraßen auf einem Punkte zusammentreffen, die Straße von Kleve, jene von Uedem und die von Rosendal. Der Verkehr auf diesen Straßen mit PKW´s und Lastwagen ist ein ungewöhnlich großer. Was Wunder nun, daß gerade hier am Gemeindezentrum, wo wir auf einem Mittel- oder Sammelpunkte die drei genannten Straßen zusammentreffen und sich kreuzen, der Verkehr so lebhaft ist, daß die Wagen und Zweiräder fast beständig hin und her am Rollen bleiben? Dazu kommt, daß man hier am Rathaus von der einen Straße auf die andere meist im rechten Winkel – wie um eine Ecke – biegt, wodurch die Gefahr des Überfahrenwerdens für Kinder und Erwachsene, die daselbst gerade stehen oder gehen, noch größer wird. An einer solchen Stelle, scheint uns, sollte das schnelle Fahren und oder gar das Rasen strengstens verboten sein und jeder Zuwiderhandelnde mit Strafe zu Raison gebracht werden. In früheren Zeiten, wo bei schlechten Straßen an schnelles Fahren oder Rasen kaum zu denken war, mochten solche Vorsichtsmaßregeln überflüssig sein: heute ist das alles ganz anders; heute gibt es gut gepflegte Straßen, heute will Alles schnell fahren, heute gibt selbst der Führer eines Lastwagens Vollgas. Wenn nun bei solchen Umständen am Gemeindezentrum bisher wenig Unglücke vorkamen, so ist das wohl hauptsächlich der Vorsicht zuzuschreiben, die jeder Fußgänger gebraucht, wenn er die genannte Stelle hier passiert und welche die Eltern gebrauchen, indem sie ihre Kinder immer von Neuem warnen und ermahnen, auf der Hut zu sein. Übrigens hat trotzdem schon mancher, auch der Schreiber dieses, an dieser Stelle in der größten Gefahr geschwebt, überfahren zu werden. Leider scheinen Manche die Gewohnheit zu haben, gerade da, wo sie glauben beobachtet zu werden, mit Vollgas zu fahren mit quietschenden Reifen, gleichsam wie um eine gewisse Eitelkeit zu befriedigen, unbekümmert darum, ob dabei das Leben Anderer gefährdet wird, während sie, sobald sie die offene Straße wieder gewonnen haben, langsam fahren. Das ist in hohem Grade tadelnsweth. Zudem vermißt man in den dunkelen Winterabenden hierorts auf dem genannten gefährlichen Platze noch immer eine ordentliche, genügende Beleuchtung desselben, wodurch dann die Gefährdung des Lebens noch viel größer wird. Möchte doch diese öffentliche Warnung bald Wandel zum Besseren schaffen!
Autor:Günter van Meegen aus Bedburg-Hau |
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.