25 Jahre Museum
Die Restaurierung von Schloss Moyland

Schloss Moyland  | Foto: Thomas Velten
5Bilder

Vor 25 Jahren, also 1997, wurde das Museum Schloss Moyland eröffnet. Das Museum feiert das Ereignis am Sonntag, den 07.08.2022 mit einem Tag der Offenen Tür.
(Programm siehe www.Moyland.de)

Geschichte der Restaurierung
Die Geschichte der Restaurierung dieses schönen Schlosses und die Neugründung als Museum begann wesentlich früher.

Seit 1984 wurden unter Federführung von Oberkreisdirektor Dr. Schneider und später Oberkreisdirektor Rudolf Kersting Verhandlungen über eine neue Nutzung des Schlosses geführt. Der Besitzer Adrian von Steengracht sollte das Gebäude des Schlosses und die beiden Brüder Hans und Franz Joseph von der Grinten ihre Sammlung moderner Kunst mit dem Schwerpunkt Joseph Beuys in eine Stiftung einbringen.
1987 erhielt der Kranenburger Architekt Karl Ebbers vom Kreis Kleve den Planungsauftrag zur Restaurierung und zum Umbau von Schloss Moyland zu einem Museum für moderne Kunst. Nun begann die die Arbeiten zur Realisierung des umfangreichen Projekts.

Das Ausmaß der Zerstörung
Die bekannten Fotos von Moyland aus den 80er Jahren sind in der Regel von außen gemacht worden. Sie geben nicht das ganze Bild der Zerstörung wieder. Schlimmer sah es innen aus. Ein Teil der Innenwände und Geschossdecken des Schlosses war eingestürzt. Im Erdgeschoss des Gebäudes türmten sich Schuttmassen, die teilweise bis zu 2 Meter hoch waren. Weite Teile der Kellerräume waren verschüttet. Die Innenwände im 2. Geschoss waren zum größten Teil nicht mehr vorhanden. Die Decken des Erd- und Obergeschosses fehlten völlig, die Kellerdecke war teilweise zerstört. Die Dachkonstruktion war undicht und zum Teil verfault, die Außenwände drohten an einigen Stellen einzustürzen.

Ursachen für den Verfall
In den letzten Kriegstagen war das Schloss in Mitleidenschaft gezogen worden, aber noch bewohnbar. Von der Familie war aber niemand mehr im Lande. Der Besitzer wartete auf seinen Prozeß durch das Nürnberger Kriegsgericht. Im Juni 1945 besuchte der englische Premierminister Winston Churchill die Burg. Er war einer der letzten, die die ehemaligen Prunkräume des Schlosses sahen. Wenige Wochen danach begann die Plünderung des Inventars. 1954 war die Dachkonstruktion des Schlosses abgedichtet worden. Das gelang aber nur mangelhaft, ein Brand zwei Jahre später 1956  bewirkte weitere massive Zerstörungen. Die Witterungseinflüsse brachten große Schäden. Regenwasser drang in die mehrschaligen Außenwände, Absprengungen durch Frosteinwirkungen waren die Folge.

3000 Kubikmeter Schutt
Die Aufräumarbeiten durch eine Fremdfirma durchführen zu lassen, hätte Unsummen verschlungen. Der Kreis Kleve entschied sich, die Aufgabe der Entschuttung als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durch sechs erfahrenen Maurer unter Leitung von Polier Willi Klösters durchführen zu lassen. Diesen gelang es innerhalb eines Jahres, in Handarbeit und mit Schubkarren, das Gebäude vom Schutt zu befreien.
2500 Kubikmeter Schutt wurden abgefahren. Zusätzlich wurden 500 Kubikmeter Material aussortiert, die bei der Restaurierung wieder verwertet wurden. Da kann sich jeder ausrechnen, wieviel Schubkarren von den fleißigen Arbeitern gefüllt und abgekippt werden mussten!
 Durch Architekt Ebers und seine Mitarbeiter entstand eine Fotodokumentation und als weitere Planungsgrundlage die Erstellung eines verformungsgerechten Aufmaßes.

Bei seinen Planungen zum Wiederaufbau hatte der Architekt die Ziele der Denkmalpflege mit den Nutzungswünschen der Stifter als Museum für moderne Kunst zu vereinbaren. Die Baukommission des Kreistages achtete auf eine sparsame Verwendung der Steuermittel. Die Genehmigungsplanung wurde von Ebbers 1991 eingereicht. Am 24. Mai 1997 konnte das Museum durch Ministerpäsident  Johannes Rau eröffnet werden.

700 Jahre Geschichte
Die Anfänge des Schlosses reichen 700 Jahre zurück. Um 1307 gab Graf Otto von Kleve Land und Gebäude „in gen Moyland“ zur Erbpacht an den Kleriker und Magister Jakob von Eger. Grundstück und Gebäude waren umgeben von einem Wassergraben mit Schutzwall. Dies ist die erste urkundliche Erwähnung des Hofes „in gen moyland“, das in der Regel als „schönes Land“ übersetzt wird.

Über die Geschichte des Hofes und seiner Bauherren im Laufe der Jahrhunderte ist wenig bekannt. Man darf annehmen, dass die wechselnden Besitzer aus dem Kreis niederrheinischer Adliger kamen. Die früheste Darstellung stammt aus dem Jähre 1635. Man kann erkennen, dass es sich um eine dreiflügelige, zweigeschossige Burganlage mit einem größeren Wehrturm an der Nordecke und drei kleineren Ecktürmen handelt. Guido de Werd, der 1990 eine Geschichte des Hauses in Buchform herausgebracht hat, geht davon aus, dass Grundform und Ausdehnung des Gebäudes seit der Erbauung der Burganlage bis heute unverändert geblieben sind und im Kern des heutigen Mauerwerks noch die mittelalterlichen Ziegelmauern stecken. (Guido de Werd, Schloss Moyland. Von Voltaire bis Beuys, Duisburg, 2. erw. Auflage 1990, S. 6)

1649 kaufte Alexander Freiherr von Spaen die Wasserburg, Er war Stellvertreter des brandenburgischen Statthalters Johann Moritz von Nassau-Siegen im Herzogtum Kleve. Freiherr von Spaen ließ die Wasserburg im barocken Stil umbauen. Aus dieser Zeit erhielten die Türme die kegelförmigen und leicht geschweiften Dächer. Nach dem Vorbild de Residenzstadt Kleve wurde das rahmende Grabensastem durch flankierende und in die Landschaft ausgreifende Alleen ergänzt. Offensichtlich wirkte hier das Vorbild von Fürst Johann Moritz.

Ein neogotisches Bauwerk im Tudor-Stil
1848 erfolgte die neugotische Umgestaltung des Schlosses in seine heutige Form. Die nationale Begeisterung für die Gotik, die die Fertigstellung des Kölner Doms, des wichtigsten gotischen Bauwerks in Deutschland, entfachte, schwappte auch auf den Niederrhein über. Kein geringerer als der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner wurde für den Umbau in Moyland verpflichtet.
Zwirner umkleidete das Schloss mit einer Schale aus aufgemauertem Backstein. Gotische Zierformen, Fenstermaßwerk und Brüstungen wurden aus Sandstein hinzugefügt. Türme und Schloss wurden mit mit einem Zinnenkranz auf Kragsteinen versehen. Aus einer "romantisierenden Vorstellung christlicher Ritterschaft", so Denkmalpfleger Hans-Peter Hilger, entstand ab 1848  ein Bauwerk der Neogotik in der Variante des des englischen Tudor-Stils.

Es gibt am Niederrhein keine Parallle für diesen Stil. Das Amt für Denkmalpflege im Rheinland und die Bauherren verwarfen deshalb eine mögliche Wiederherstellung der mittelalterlichen Wasserburg und favorisierten den Bau des Museums im Stile der Neogotik von 1850.

Der Autor war Mitglied des Kreistages Kleve und der Baukommission Schloss Moyland

Literatur:
- Hans-Peter Hilger, Schloß Moyland und die rheinische Neugotik, Schriftenreihe Schloß Moyland,
  Heft 1, Kleve 1990
- Guido de Werd/Otto Brües, Schloß Moyland. Von Voltaire bis Beuys, Duisburg, 2. erw. Aufl. 1990
- Karl Ebers, Schloß Moyland. Bericht über den Planungsauftrag und Sicherungsarbeiten von Mitte 1987 bis Ende 1991, Schriftenreihe Schloss Moyland, Heft 2, Kleve 1991
- Stephan de Lange (Hg.), Chronik Schloß Moyland, Kleve 2001

Autor:

Thomas Velten aus Kleve

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.