Die alte Linde in Hasselt

Sie war einfach da, knorrig, mit dickem Stamm, hohl und mit Löchern, aber anscheinend doch noch einigermaßen fest. Sie war meine Nachbarin. Sie hatte Augen, Füße sowie manchen Knuppel und, das war besonders wichtig, sie erinnerte mich an eine Linde aus meiner Kindheit. Schon damals habe ich es nicht verstanden, dass hohle Bäume, in die man so manche Geschichte hinein spinnen konnte, einfach gefällt wurden. Und so trauere ich jetzt um meine Nachbarin, die alte Linde. Sie hätte uns viel erzählen können, wurde sie doch schon kurz nach dem 30-jährigen Krieg von heimkehrenden Soldaten aus Dankbarkeit gepflanzt.
Ich muss gestehen, ich habe den Fachleuten notgedrungen geglaubt, dass die Linde eine Gefahr darstellte. Nun, da ich gelesen habe, dass sie doch zu retten gewesen wäre, tut es mir umso mehr leid, dass ich mich nicht mehr engagiert habe.
Es gab im Übrigen verschiedene Vorschläge, wie man sie zumindest teilweise hätte weiterleben lassen können. So hätte man einen viel höheren Stumpf stehen lassen können, in dem man dann einen Setzling oder Sämling einpflanzt. Den Verantwortlichen hat ein entsprechendes Foto von einem mir bekannten Baum in einem anderen Bundesland vorgelegen.
Von Ende August bis Dezember 2008 fand in der Schlosskirche Moyland eine Ausstellung zur Geschichte der Kirche statt. Dort war auch ein Bild von der Hasselter Linde zu sehen, sozusagen als lebende Zeitzeugin der Schlosskirche. Am 9. September 2012, am Tag des offenen Denkmals - mit dem Thema "Holz" - wird es in der Schlosskirche wieder eine Ausstellung geben. Die alte Linde wird auch dieses Mal wieder vertreten sein.