Das Rätsel der "Kreuzbraunfarbe" ist gelüftet
An der Lösung dieses Rätsels hatten sich schon viele versucht. Spekulationen hat es gegeben, Lösungsansätze auch - aber jetzt steht fest, mit welchem Mittel der Künstler Joseph Beuys seine Kreuze mit Vorliebe aufs Papier bannte.
„Braunkreuzfarbe“ hatte Beuys seine Farbe genannt - und mit dieser recht unspezifischen Aussage Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Der Mythos hielt sich, bis ein Student der Hochschule Rhein-Waal der Sache auf den Grund ging. Ole Valler studierte Bioscience and Health - für seine Bachelorarbeit ging er auf Themensuche. Dass er bei der Kreuzbraunfarbe, im Museum und bei Joseph Beuys landen würde, daran hatte er im Traum nicht gedacht.
Alles fing an, als sich Mitarbeiter des Museum Schloss Moyland, der Hochschule Rhein-Waal und der Firma Spectro bei einer Zukunftswerkstatt zum Thema „Wissenschaftsstandort Kleve“ in Kleve begegneten. „Im Anschluss wurde geredet - und wir kamen zur Entwicklung eines Projektes“, erinnert sich Dr. Bettina Paust, künstlerische Leiterin des Museum Schloss Moyland. Prof. Dr. Peter Scholz begleitete Projekt und Studenten auf Wissenschaftsebene, die Firma „Spectro Analytical Instruments“ stellte die erforderlichen Geräte bereit - vom Museum kam der kunsthistorische Input und die Begleitung des Studenten vor Ort.
Ole Valler erzählt von seinen Forschungen, erläutert die technischen und chemischen Herausforderungen. Mit Hilfe eines kleinen, tragbaren Röntgengerätes wurden insgesamt 83 Bilder untersucht, 81 vom Museum Schloss Moyland, zwei kamen vom Klever Museum Kurhaus. Mithilfe des kleinen Apparates wurden eben jene Bilder „bestrahlt“ - die Veränderung im energetischen Spektrum war letztlich das, was den Jungforscher interessierte. Nach Auswertung aller Daten stand fest: „Beuys hat zwei Rezepturen angewendet. Von 1957 bis 1966 hat er Rostschutzfarbe benutzt, von 1969 bis 1985 hat er natürliches Eisenoxid eingesetzt“, so Ole Voller. Zu jedem Kunstwerk hat der Student ein Datenblatt angelegt, die Bachelorarbeit ist geschrieben, umfasst rund 100 Seiten und wird demnächst in komprimierter Form im Fachblatt „Chemie in unserer Zeit“ veröffentlicht. „Ole Valler bleibt uns erhalten“, freut sich Prof. Scholz - Valler wird in Kleve seinen Master machen.
Für die Museumsmenschen sind sowohl das Ergebnis der Untersuchung als auch der Einsatz des tragbaren Röntgengerätes ein großes Plus. „Wir können uns schon vorstellen, dass das Gerät zum Beispiel bei restauratorischen Arbeiten eingesetzt wird. Außerdem kann es zur dazu dienen, die Echtheit von Kunstwerken festzustellen“, informiert Dr. Barbara Strieder, Leiterin des Beuys-Archivs. Gemeinsam mit Dr. Alexander Grönert, Sammlungsleiter, betreute sie den Studenten. Die technische Unterstützung lag in Händen von Thierry Theato und Dirk Wissmann, Spectro.
Autor:Annette Henseler aus Kleve |
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