Chen Zi’ang (etwa 660-702). Auf einer Anhöhe.
Der Dichter Chen Zi‘ang steht auf einer Anhöhe, wo er über die Zeit nachdenkt, worin es tugendhafte Könige gab, die tapfere Generäle und weise Männer um sich versammelten. Die Zeit, in der der Dichter lebt, ist leider nicht so reich an solchen Menschen. Wir wissen, dass Chen Zi‘ang am Anfang der goldenen Tang-Zeit lebte, in einer Zeit, die zwar auch Kriege kannte, aber einen Höhepunkt der chinesischen Kultur darstellt. Aber es stimmt, was er in der zweiten Zeile schreibt, er kannte die Größen dieser Zeit noch nicht.
Ähnlich können wir uns heute fühlen. Die großen Gestalten, zum Beispiel, die Europa gebildet haben, leben nicht mehr. Was kommt wissen wir nicht.
Ich stelle mir vor, dass ein Dichter wie Chen Zi‘ang im heutigen Münster oder Osnabrück steht, dort wo man vor langer Zeit erfolgreich über den Frieden in Europa verhandelte; oder auf einer Anhöhe bei Waterloo, und über die siegreichen Heerführer nachsinnt. Wer solche Gedanken hat, steckt schon über das Mittelmaß aus, aber was soll er in einer Zeit worin er ein Außenseiter ist? Der Dichter von damals war sehr oft im Dienst des Kaisers, musste sich aber schon Gehör verschaffen. Wenn dies nicht gelang, brachte auch die beste Begabung nichts.
Ich seh’ sie nicht, die der Vergangenheit
Ich seh‘ auch nicht, die sind nach meiner Zeit
Die Erd‘, das All, bestehen ewig lang
In Tränen ich, allein in meinem Leid
前不見古人,後不見來者。念天地悠悠,獨倉然涕下
Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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