Bald ist Nikolausabend da!
Das große Schenken in den Niederlanden findet nicht an Weihnachten, sondern an Nikolausabend statt. Das ist eine vernünftige Einrichtung, so hat man die Hände frei für Weihnachten.
In einer jungen Familie werden nur die kleinen Kinder beschenkt. Sind die Kinder schon älter und „aufgeklärt“ und wissen, dass nicht Sinterklaas (Sint Nikolaas, Sankt Nikolaus), sondern Eltern und Großeltern dahinter stecken, dann schenken auch sie mit. Wobei das fantasiereiche Verpacken manchmal das Wichtigste ist.
Die Allerkleinsten bekommen die Geschenke am Morgen nach dem „Pakjesabend“ („Päckchenabend“), also am 6. Dezember .
An „Pakjesavond“ selber werden die Geschenke in einem großen Sack entweder von Nikolaus oder seinem Knecht gebracht, oder steht der Sack stand einfach plötzlich vor der Tür. Eltern sparen sich so die Kosten eines gemieteten Schwarzen Knechtes oder gar eines Nikolauses in vollem Ornat.
Die Spannung ist im Falle eines echten Besuches so groß, das weise Eltern ihre kleinen Kinder ihr nicht aussetzten und die Bescherung lieber auf den nächsten Morgen verlegen, ohne Nikolaus, ohne Knecht Piet.
Die Ankunft des Schiffes aus Spanien mit dem Heiligen und seinen Knechten wurde seit Beginn des Fernsehens ein richtiges Volksfest, das genau so ausgelassen gefeiert wird wie Königinnentag.
In diesem Jahr kommt der echte Sinterklaas am 13. November in Harderwijk aan.
Anderenorts kommen dann, zeitlich etwas später, auch Schiffe an, die das Land dann beglücken mit vielen Nikoläusen und Pietermännern, die auf den Dächern der Häuser ihre segensreiche Arbeit tun. An erster Stelle steht natürlich das Einsammeln der Wunschlisten.
Große Geschenke werden in dieser „Adventszeit“ (von der Ankunft des Schiffes bis zum „Pakjesavond“) noch nicht verteilt, wohl aber viele Süßigkeiten als Belohnung für brave Kinder. Dazu werden dann Schuhe mit Möhren und Stroh für das Pferd des Heiligen an den Kamin hingestellt. Kein Schornstein ist zu klein, oder Sinterklaas oder sein Knecht können sich dadurch quetschen. Süße Nikolausliedchen werden vor dem Schlafengehen in inniger Frömmigkeit gesungen und am nächsten Morgen ist dann der Schuh gefüllt.
An manchen Abenden stattet der schwarze Knecht unerwartet Besuche ab, streut Pfeffernüsse und verschwindet unerkannt. So war es in meiner Jugend wenigstens.
Als Ältester wurde ich schließlich eingeweiht in das Ritual: der besuchende Knecht habe jetzt keine Zeit, sagte meine Mutter, also sollte ich seine Rolle übernehmen. Schwarze Handschuhe an und schon war ich mitten im Mysterienspiel. Schwierig war die Rolle ja nicht. Enttäuschung über die Entzauberung des großen Festes habe ich nie empfunden, auch schaute ich nicht auf meine noch seliggläubigen Geschwister herunter. Waren wir und sind wir alle doch umfangen von einem großen Mysterium, worauf das kleine Mysterienspiel nur hindeutet.
Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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