Kunstroute in Frankreich, Châteauvillain 2023

Aïdée Bernard und ihr außergewöhnliches Papier

Die Künstlerin Aïdée Bernard schöpft, was ihre Papierherstellung betrifft, aus dem Vollen. Sie strebt nicht ein einheitliches Weiß an, Pflanzenteile sind deutlich zu erkennen und das Produkt ist nicht einheitlich dünn. Aber durchscheinend ist das was aus ihren Händen kommt. Ihre beleuchteten Papiersäulen stehen unter dem Motto „Conversations des racines au ciel“, ein herrlicher Titel, der etwa „Gespräche der Wurzeln und der Himmel“ bedeutet.
Sie stellt ihre Installation vor mit dem Titel: „au creux de Toi“ (vorhanden als Bild). Nun bedeutet creux an erster Stelle hohl, was vielleicht auf die hohlen Säulen hinweist. Das du, toi, schreibt man auf französisch normalerweise nicht groß, nicht einmal im Vaterunser. Vielleicht: „tief in Dir“. Die Bedeutung des Titels bleibt also vorläufig noch geheimnisvoll, wie ihre ganze Arbeit. Sie schreibt:
„Alle Zellulosefasern, die ich für meine Werke verwende, wurden von mir gepflückt und nach der alten chinesischen Technik der Papierherstellung in Natronlauge gekocht: Brennnessel, Gräser, Stroh, Roggen, Ahorn, Buche, Moose, Japanischer Staudenknöterich, Iris, Schilf, Stechpalme und Efeu.
Aus diesem lebendigen und sich im Laufe der Jahreszeiten verändernden Material stelle ich das Papier her, aus dem meine Kunstwerke bestehen.
Ihre Umwandlung in Zellulosefasern durch die Alchemie des Kochens enthüllt ein ausdrucksstarkes und leuchtendes Material, eine Quelle der Inspiration.
Die Nähe zu diesen anderen Lebewesen der Pflanzenwelt stellt die Fähigkeit in Frage, zusammenzuleben, und lädt dazu ein, nicht Nutzer der Ressourcen des Planeten, sondern Mitschöpfer der Welt zu sein.
So möchte ich mit meinem poetischen Blick die Verbindung der Menschen mit den Pflanzen und allen sichtbaren und unsichtbaren Dingen, die das lebendige Gefüge unseres Ökosystems bilden, würdigen. (…)"