3 Gedichte von Wang Wei [1/3]. Magnolienhag
Herbstlicher Berg / er sammelt letztes Licht
Ein Vogel fliegt / die andren folgen dicht
Das Grün und Blau / zuweilen ist ganz hell
Der Nebeldunst / an Ort gebunden nicht
Abendstimmung. Wer schon mal Krähen gesehen hat, die abends sich in ihre Bäume zurückziehen, weiß was mit der zweiten Zeile gemeint sein kann. Ein Schwarm von Vögeln, Krähen oder andere, angeführt von einem.
"Grün und Blau", das Schriftzeichen bedeutet "Eisvogel" und wird gebraucht für das Blaugrün der Berge und das Azur des Himmels.
Man stellt sich die Nebelschleier vor wie auf Faltschirmen abgebildet. Was jetzt verhüllt ist wird bald freigegeben, so leicht könnte auch die Befreiung der eigenen Verstrickungen sein, oder so leicht ist das eignene Denken verhüllt.
Wilhelm Gundert, der große Kenner des Zenbuddhismus schreibt über diesen Dichter.
„Wang We (Wang Wei), 699-759, aus Tai-yüan, Schansi, berühmt als Maler wie als Dichter, 721 bestes Literatenexamen, Hofmusiker, 756 vom Emporkömmling An Lu-schan in Dienst gezwungen, nach dessen Vernichtung eingekerkert, begnadigt, zuletzt wieder auf seinem berühmten Landsitz am Flusse Wang süd-östlich von Tschang-an.
Starke Innerlichkeit, früh dem meditativen Buddhismus zugewandt, seit dem 31. Lebensjahr Witwer, richtete nach der Mutter Tod sein Landhaus als Tempel ein. Buddhistische Stille und Klarheit erfüllt auch seine hohe Kunst, in der sich Malerei und Dichtung wechselseitig durchdringen.“ [Lyrik der Welt]
Autor:Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau |
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