Der Distanzreiter
Der Virus “Pferd” hat ihn - Bernhard Dornsiepen - bereits mit der Geburt am 31. Juli 1968 infiziert, denn er wurde in eine Pferdefamilie hinein geboren. Er musste gemeinsam mit seinen Brüdern schon früh im elterlichen Betrieb anpacken und hier drehte sich - natürlich - alles um die Vierbeiner. Und sein Vater weckte in ihm schon in jungen Jahren die Liebe zu einer eher unbekannten Reitsportart. Nicht das Spring-, auch nicht das Vielseitigkeits-, schon gar nicht das Dressurreiten faszinierten den jungen Bernhard, nein, das Distanzreiten lag ihm im Blut. Schon mit elf Jahren durfte er über die erste lange Strecke starten. Diese Eintagsfliege reichte dem Eisborner Dornsiepen jun. selbstverständlich nicht und deshalb zeigte er in den nächsten Jahren bei zwei, drei Ritten pro Saison sein Talent.
1983/84 endlich durfte der Junior auf “Drago”, dem Pferd von Bernhard sen., auf die Strecke gehen. Und “Drago” war nicht irgendwer, schließlich gelang dem Vater mit diesem Vierbeiner bei der Weltmeisterschaft 1986 über 160 Kilometer der dritte Platz.
Nun folgten 1984 die ersten langen Distanzen für den jüngeren Dornsiepen, zudem betreute der Vater ihn nun auf den internationalen Rennen. Denn das Ziel war: “In aller Welt erfolgreich sein.”
“Lausbub”, so wurde nicht Bernhard Dornsiepen jun. gerufen, nein, so hieß das erste Erfolgspferd, das 1987 die Karriere über lange Distanzen startete und bereits 1990 als Kaderpferd berufen wurde. In diesem Jahr erreichte die beiden “Freunde” bei den Deutschen Meisterschaften einen hervorragenden fünften Rang. Als Belohnung folgte gleich die Weltmeisterschaft in Stockholm. Hier ging es wiederum über 160 Kilometer.Als bestes deutsches Paar landeten die Balver auf einem 13. Platz. Und auch zwei Jahre später vertraten Bernhard und “Lausbub” die deutschen Farben bei der WM in Barcelona.
Danach folgten bis 1997 viele starke Auftritte auf internationaler und nationaler Bühne, die im dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften, ausgetragen in Eisborn, gipfelten.
Sieben Ritte über die ganz lange Strecke, ob nun in den Niederlanden oder Belgien, auf deutschem Gelände oder bei Weltmeisterschaften, schweißten sicherlich zusammen und so konnte der Schimmel noch viele Jahre seine Rente auf den Wiesen des Bergdorfes genießen.
1991 wurde er dann geboren: “Nico”, ein “Brauner”, den Bernhard Dornsiepen behutsam auf seine Karriere vorbereitete. Bereits 1998 wurde der Wallach in den A-Kader berufen und überwiegend auf internationalen Rennen im In- und Ausland eingesetzt.
Sein Meisterstück machte das Paar 2001. “Wir sind auf dem schwierigsten Hundert-Meiler Europas gestartet”, so der stolze Reiter. “In Florac, Frankreich.” Und dieses Abenteuer endete nach einer sensationellen Leistung der beiden “Sauerländer” auf einem nie für möglich gehaltenen siebten Platz. “Danach waren wir uns auch der Achtung der Franzosen, einer der führenden Nationen im Distanzreiten, sicher”, schmunzelt der Eisborner.
Und nur zwei Jahre später gelang der größte Triumph. 30 Teilnehmer hatten sich über die längste Strecke bei den nationalen Titelkämpfen qualifiziert, rund 3.000 Höhenmeter mussten überwunden werden, dazu kam große Hitze. Und Bernhard zeigte sich als kluger Taktiker. Während einige schnell anzogen, teilte er sich das Rennen clever ein und setzte auf die ruhige Variante. Am Ende stand dann nicht nur der Vizemeistertitel. Auch “Nico” bekam mit “Best Condition” eine Auszeichnung - das bedeutete, er machte den besten Eindruck aller Pferde im Ziel. Da passte die Platzierung beim Europachampionat in Punchestown/Irland mit dem sechsten Rang so richtig ins Bild. Und mit der Teilnahme an der WM in Dubai erfüllte sich der Junior nur ein Jahr später einen weiteren sportlichen Traum. Zudem standen noch Starts bei drei Weltreiterspielen, darunter die Veranstaltung in Aachen, auf der Habenseite.
Den Verbandsoberen blieben diese Leistungen natürlich nicht verborgen und so folgte 2005 die Berufung zum Bundestrainer. Diesen Posten legte der Eisborner allerdings 2007 wieder nieder. “Der nervliche Stress war einfach zu groß”, erinnert sich Bernhard Dornsiepen.
Aber nicht nur beim Sport steht das Pferd im Mittelpunkt. Beruflich konnte Dornsiepen sein Hobby zum Beruf machen. Nach der Lehre zum Pferdewirt mit der Fachrichtung Reiten war er einige Jahre als Berufsreiter tätig. Anschließend folgte der Wehrdienst bei der Sportkompanie in Warendorf. 1998 legte Bernhard seine Meisterprüfung als Hufschmied ab und ist nun seit dem 1. Mai 1998 selbstständig. Den elterlichen Pferdepensionsbetrieb hat er ebenfalls schon vor einigen Jahren übernommen.
“Ich hatte nach so langer Zeit gedacht, dass ich alles gesehen habe”, bekommt Dornsiepen beim Erzählen plötzlich strahlende Augen. “Aber jetzt habe ich etwas erlebt, das übertrifft alles.” Bei der WM in Dubai lernte er einen deutschstämmigen Farmer aus Namibia kennen, der ihn jetzt zum zweiten Mal nach Afrika einlud. “Und hier bin ich bei einem Rennen in der Walvis Bay auf einem Pferd meines Freundes gestartet.” 40 Grad Celsius und Sand, dass sollte schon Respekt einfordern und den hatte der Balver, doch: “Ich bin bei jeder EM oder WM, bei der ich gestartet bin, auch ins Ziel gekommen, da konnte ich auf meine Erfahrungen vertrauen.”
Und was dann folgte, war nur noch ein Traum. Die ersten 35 Kilometer führten über wechselnde Böden, danach ging es 25 Kilometer direkt am Rand des Meeres entlang. “Hier erlebte ich den schönsten Sonnenaufgang meines Lebens”, schwärmte Bernhard. “Und der Hammer folgte anschließend.” Denn die Route führte über die höchste Düne der Welt. “Es war unglaublich, dieser Anblick war einfach nur fantastisch.” Und nach neun Stunden landete der Deutsche auch noch im Vorderfeld.
Weit über 10.000 Kilometer hat Bernhard Dornsiepen jun. inzwischen in seiner Karriere während der Wettkämpfe auf den Rücken der Pferde verbracht, doch Namibia 2009 wird immer in seinem Gedächtnis haften bleiben.
Autor:Peter Benedickt aus Fröndenberg/Ruhr |
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