Der Sauerländer Theodor Pröpper – ein kraftvoller Motor für Glaube und Heimat
Auch das hätte der Titel der Festveranstaltung am 16. Dezember 2011 in Balve sein können. Im Mittelpunkt nämlich stand die Person Theodor Pröppers, vor allem aber sein musikalisches und literarisches Werk. 32 Jahre nach seinem Tode traf sich im kath. Pfarrheim eine illustre Gästeschar, in der sich auch der Balver Organist und Literat zu Lebzeiten heimisch gefühlt hätte: Bürgermeister Hubertus Mühling mit seinem Fachbereichsleiter Michael Bathe und weitere Vertreter der Stadt, der Fraktionen im Rat, der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und der örtlichen Heimwacht. Trotz drohender Sturmböen hatten auch der Vorsitzende des Sauerländer Heimatbundes, Elmar Reuter, und Mitglieder seines Vorstandes aus dem Hochsauerland die Anreise gewagt. Ein „Heimspiel“ hatte dagegen Landrat Thomas Gemke aus dem Märkischen Kreis, Vorsitzender des dortigen Kreisheimatbundes. Er war als Balver Bürger per Pedes gekommen, ebenso wie auch viele Vorstände örtlicher Vereine und Verbände und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger.
Eingeladen hatten die Stadt Balve, die Heimwacht Balve e. V. und die Katholische Kirchengemeinde St. Blasius Balve gemeinsam. Und das aus immerhin drei guten Gründen: Vor 50 Jahre verlieh Balve die Ehrenbürgerwürde an Theodor Pröpper – darauf wies Bürgermeister Hubertus Mühling bei seiner Begrüßung der vielen Teilnehmer hin. 1921 bereits, also vor genau 90 Jahren, gründete Pröpper die Heimwacht Balve, daran erinnerte Vorsitzender Werner Ahrens. Und Pfarrarchivar Rudolf Rath übergab den Kindern Pröppers ein neu angelegtes „Findbuch“. Dieser symbolische Akt dokumentierte die Aufnahme des literarischen Nachlasses von Theodor Pröpper in das Pfarrarchiv.
Würdigung als verdienstvoller Musiker
In seinem Grußwort zeigte sich Andreas Schulte, als Pfarrer der Kath. Kirchengemeinde St. Blasius auch „Hausherr“ dieser festlichen Veranstaltung, sehr erfreut: „Mit dem heutigen Abend würdigen wir das Werk und das 55-jährige Wirken unseres früheren Organisten und Kirchenmusikdirektors in unserer Kirchengemeinde.“ In seiner eigenen, erst 2-jährigen Amtszeit in Balve, sei der Name „Theodor Pröpper“ ganz häufig gefallen, „so dass ich mir schon ein Bild von ihm machen konnte. Heute werden die einzelnen Mosaiksteinchen all dessen, was ich bisher aufgeschnappt habe, gleichsam zum Ganzen zusammengesetzt. Darauf bin ich gespannt.“ Der Geistliche wusste sich gut informiert, konnte deshalb auch auf das Orgelbuch „Sursum corda“ hinweisen, das der verdienstvolle Kirchenmusiker 1950 für die Erzdiözese erstellt hatte.
An die Verdienste Pröppers erinnerte sich auch Werner Ahrens: „Pröpper machte den sauerländisch/kurkölnischen Lebensraum mit seinem Freund Franz Hoffmeister lebendiger. Er forderte mehr Interesse der Bürger und öffnete weit das Fenster für Musik, Kunst, Dichtung, Theater und Geschichte. ’Gott allein die Ehre’, das war sein Lebensmotto, als Christ für seine Heimat. Nach diesem Gebot, festgeschrieben 1921 in der ersten Satzung der Heimwacht Balve, leben wir auch heute noch.“ Der 1. Vorsitzende gab einen kurzen Überblick über das Wirken des Gründers Theodor Pröpper, dessen Arbeit viele Ehrungen und Würdigungen erfahren habe.
Für diesen Abend waren Insignien und Urkunden, mit Unterstützung der Familie Pröpper, zusammengetragen worden. In Ausstellungsvitrinen bzw. an Stellwänden konnten sie aus der Nähe betrachtet werden: das Kreuz des Gregorius-Ritterordens, von Papst Johannes XXIII. verliehen, die Ehrenbürger-Urkunde der Stadt Balve, beides aus dem Jahre 1961, und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 1966 vom Bundespräsidenten Heinrich Lübke erhalten. Ausgestellt waren aber auch viele weitere Zeugnisse von Pröppers engagiertem Einsatz in den Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts.
Tatkräftiger Förderer der Entwicklungen im Sauerland
Einfluss auf kulturelle Entwicklungen im engeren Heimatbereich, aber auch im Sauerland und darüber hinaus habe Theodor Pröpper auf vielfältige Weise genommen und dazu seine örtlichen und überörtlichen Ämter genutzt, wusste Landrat Thomas Gemke als Vorsitzender des Kreisheimatbundes. Wohl eher enttäuschend aber sei für Pröpper dann in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts sein politisches Engagement verlaufen: Auf ihn und seine mahnenden Worte hörte man nicht, als er sich für einen einheitlichen sauerländischen Kreis eingesetzt habe.
Als jahrzehntelang tatkräftigen Förderer der Entwicklungen im Sauerland würdigte Elmar Reuter aus Olsberg eindrucksvoll den Musiker und Schriftsteller. Theodor Pröppers Handeln sei, so der Vorsitzende des Sauerländer Heimatbundes, stets vom persönlichen Einsatz für Glaube und Heimat bestimmt worden. Beides bildete für ihn eine Einheit. Sie galt es zu sichern und zu festigen. So habe der Balver neben und mit Franz Hoffmeister über Jahrzehnte im Verband und für das Sauerland verantwortlich und erfolgreich gewirkt.
Elmar Reuter konnte an diesem Abend Dokumente aus dem persönlichen Nachlass Theodor Pröppers für den Sauerländer Heimatbund „nach Hause tragen“. Drei Mappen mit Schriften, darunter die Zusammenstellung „Correspondenz des S.H.B. ab 1922“, übergab ihm Rudolf Rath mit dem Hinweis: „Das sind Dokumente aus den Gründungs- und Aufbaujahren des Sauerländer Heimatbundes. Diese Papiere, nämlich Einladungen, Protokolle und Berichte, Aufrufe und persönliche Briefe sowie Veröffentlichungen, dürften“, so der Archivar der Katholischen Kirchengemeinde „die Sicht auf die Anfänge des SHB erleichtern und erweitern.“ Dazu, so führte Rath weiter aus, habe er diese Dokumente bereits aufgelistet, chronologisch geordnet und mit Erläuterungen zum Inhalt versehen. Ebenso geordnet und inventarisiert waren auch die beiden weiteren Mappen, die Elmar Reuter an diesem Abend erhielt: „Kunst des Sauerlandes 1933“, mit 22 Dokumenten, und „Betr. Sauerländer Künstlerring 1956/57“, mit rund 30 Dokumenten. „Auch sie stammen aus dem literarischen Nachlass“, so Rath, „der unserem Pfarrarchiv von den Kindern Pröpper im Mai 2011 zur Aufbewahrung, Auswertung, Erschließung und Nutzung überlassen wurde. Dabei erhielt ich auch die Vollmacht, Schriftgut an andere Stellen, wie jetzt an den Sauerländer Heimatbund, weiterzugeben zu können, wo es sinnvoll genutzt werden kann.“ Elmar Reuter quittierte mit herzlichem Dank dieses Schriftgut, das zur Bereicherung des Archivs beim Sauerländer Heimatbund beitragen werde.
Überregionale Bedeutung und internationale Beachtung
„Es ist nicht vorstellbar, an Theodor Pröpper zu erinnern, ohne dabei auch sein musikalisches Wirken und Schaffen zu würdigen, lag doch hier seine wahre Profession und erlangte er hier überregionale Bedeutung und internationale Beachtung.“ Mit diesem Einstieg in sein Referat gewann Dr. Franz-Josef Ratte die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer. Der Musikwissenschaftler aus Münster belegte seine Feststellung mit einem Beispiel: „Fast auf den Tag genau vor 15 Jahren habe ich in der Balver Pfarrkirche das Gedenkkonzert anlässlich Pröppers 100. Geburtstag erlebt. Daraus entstand die CD ‚Nun öffnet alle Tore weit’. Seitdem“, so führte er weiter aus, „ist kein Jahr vergangen, in dem der Westdeutsche Rundfunk nicht in der Advents- und Weihnachtszeit Titel von dieser CD im werktäglichen Frühschoppen, in der Vesper am Samstagabend oder in der geistlichen Musik am Sonntagmorgen gesendet hätte.“ Natürlich fehlte auch nicht sein Hinweis auf das Orgelbuch „Sursum corda“, das Theodor Pröpper im Jahre 1950 für die Erzdiözese Paderborn verfasste – „eine einzigartige Leistung Pröppers“, merkte Karl-Heinz Ratte an. „Sie wurde mit der seltenen Verleihung des Titels ‚Kirchenmusikdirektor’ durch den damaligen Erzbischof Lorenz Jäger gewürdigt.“
Beispiele aus dem „Klingemund“ trugen Stephan Hinssen, Tenor aus Münster, und Claus Canstein aus Hamburg am Flügel vor und „illustrierten“ damit die teilweise wissenschaftlich geprägten Darstellungen des Münsteraner Musiklehrers. „Mit überschwänglichen Rezensionen wurde diese Sammlung von Volks- und Kirchenliedern nach ihrem Erscheinen im Jahre 1960 bedacht“, erinnerte sich der Referent. „Es handelt sich - wie Theodor Pröpper im Vorwort selbst formuliert – um ‚Lieder volkstümlicher Prägung, die aus dem Quellgrund sauerländischer Landschaft und heimatlichen Volkstums erblüht sind’.“
Darauf abgestimmt waren auch die Beiträge des Musikvereins Balve. Unter Leitung von Matthias Streiter hatten sie wesentlichen Anteil an dem gelungenen Programm. Erfreulich dabei die große Anzahl jugendlicher Instrumentalisten, die so ihr Interesse an der Musik Pröppers bekundeten. Mit einer besonderen Überraschung wartete der Männerchor 1874 Balve auf. Unter Leitung von Elisabeth Alfes-Blömer hatten die Sänger eine Uraufführung vorbereitet. Das St.-Johannes-Lied, das Pröpper im Jahre 1964 seiner Heimatstadt gewidmet hatte, stellten sie neu gesetzt für vierstimmige Männerchöre den begeisterten Zuhörern vor. Überrascht und erfreut waren vor allem Thomas, Kunigunde und Stefan Pröpper, als ihnen Vorsitzender Alexander Jedowski dazu eine Urkunde über diese „Welturaufführung“ überreichte.
Literarischer Nachlass im Pfarrarchiv St. Blasius Balve
Natürlich wusste der inzwischen verstorbene Geistliche Rat Josef Löcker bei der Feier seines 100-jährigen Geburtstags im Januar 2008 nicht, was sich „hinter seinem Rücken abspielte“. In den fast 20 Jahren seiner Tätigkeit als Pfarrer und Dechant in Balve war er Weggefährte Theodor Pröppers, auch im Vorstand des Sauerländer Heimatbundes. Zwei weitere „Balver“, Prof. Dr. Thomas Pröpper, em. Inhaber eines Lehrstuhls der theologischen Fakultät an der Universität Münster, und Rudolf Rath, begegneten sich nach vielen Jahren am Rande der Geburttagsfeier für den damals ältesten Priester der Diözese. Schnell stellten sie fest: Ihr gemeinsames Anliegen bestand darin, den literarischen Nachlass Pröppers dauerhaft zu sichern und allgemeiner Nutzung zugänglich zu machen. Der musikalische Nachlass jedoch, darin war man sich einig, solle an das Musikarchiv in Hagen abgegeben werden. Bereits nach einem Jahr - es waren die Voraussetzungen und notwendigen vertragsrechtlichen Grundlagen zu klären -, konnte Pröppers literarischer Nachlass in das Archiv der Pfarrgemeinde St. Blasius Balve aufgenommen werden. Zwei weitere Jahre benötigte der ehrenamtliche Pfarrarchivar, um das umfangreiche Werk des Dichters und Schriftstellers zu ordnen, aufzubereiten und in einem „Findbuch“ darzustellen, um sie zur allgemeinen Nutzung bereitstellen zu können.
„Als Bestandsverzeichnis und eine Art Wegweiser zu den Dokumenten im Pfarrarchiv St. Blasius spiegelt das ‚Findbuch’ die große Bandbreite des literarischen Schaffens Pröppers wider. Sie erstreckt sich von Manuskripten und Büchern über Vortragstexte und Berichte, Theaterstücke und Aufsätze bis hin zu Liedtexten und Gedichten“, erläuterte der Archivar an diesem Festabend den aufmerksamen Gästen. „Eigentlich existiert dieses ‚Findbuch’ nur als umfangreiche Datei im Computer des Pfarrarchivs. So kann der hochwertige literarische Bestand fortlaufend ergänzt und aktualisiert werden.“ Eine einmalige schriftliche Druckausgabe aber, also ein Unikat, überreichte Rudolf Rath an Prof. Dr. Thomas Pröpper, die dieser mit großer Freude entgegennahm. „Meine Geschwister und ich wissen das außergewöhnliche Engagement zu schätzen, mit dem das hervorragende Festprogramm vorbereitet und gestaltet wurde“, so Thomas Pröpper. „Wir sind tief beeindruckt, nachdem wir uns davon überzeugen konnten, dass das Werk unseres Vaters auch über 30 Jahre nach seinem Tod einen so hohen Stellenwert im kulturellen Leben der Stadt Balve, der Region und darüber hinaus behalten hat.“ Damit bestätigte auch er den Eindruck der Gäste: Bei allen Rückblicken und Erinnerungen hatten sie nicht eine lediglich gedenkende Rückschau erlebt, sondern vielfältige Impulse für eine Neubelebung der Werke des verdienstvollen Musikers und Literaten Theodor Pröpper wahrgenommen.
Bürgermeister Hubertus Mühling blieb es vorbehalten, diesen Abend mit einem herzlichen Dank an die Organisatoren, die Mitwirkenden und die vielen Gäste zu beschließen. Dabei vergaß er auch nicht, die Vereinigte Sparkasse im Märkischen Kreis als Sponsor für diese Festveranstaltung zu erwähnen.
Verfasser: Rudolf Rath, Archivar,
Pfarrarchiv St. Blasius Balve, Dechant-Löcker-Weg 3 in 58802 Balve.
Email: archiv-st.blasius-balve@t-online.de
Autor:Rudolf Rath aus Balve |
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