Balver Schiebergkreuz - neue Fotos sorgen für Diskussion!

ab 1934 als Mahnmal auf dem Schieberg | Foto: M. Fürch
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  • ab 1934 als Mahnmal auf dem Schieberg
  • Foto: M. Fürch
  • hochgeladen von Rudolf Rath

2011 Perspektive

Neue alte Fotos sind aufgetaucht... Sie dokumentieren die Errichtung des Schiebergkreuzes in Balve. Damit ist aber nicht das neue gemeint, für das Kyrill vor ziemlich genau 7 Jahren im Schieberg Wälder vernichtete und eine freie Fläche schuf.

Nein, es geht um das ursprüngliche Mahnmal aus dem Jahre 1934.

Mit den neuen Fotos des alten Kreuzes verbinden sich einige Fragen. Die aber habe ich bereits im Herbst 2010 an dieser Stelle beantwortet. "Auf vielfachen Wunsch" - wie es so üblicherweise heißt - habe ich diesen Bericht, ebenso wie die Aktualisierung von Januar 2012) nachfolgend erneut hier eingefügt, diesmal aber ergänzt um die jetzt "aufgetauchten" Fotos von damals. Für die Bereitstellung dieser Fotos danke ich Marianne Fürch ganz herzlich!

Kyrill schaffte Platz für neues Schiebergkreuz

Das 75-jährige Jubiläum dieses Wahrzeichens. am 28. Oktober 2009, hat wohl niemand gefeiert. Ob das Kreuz auf dem Schieberg trotzdem noch oder wieder eine Zukunft hat? Auf dem erhöhten Felsen des Schiebergs, südöstlich der Stadtmitte, erinnert nur noch ein morscher Längsbalken an das ehemalige Zeugnis des Glaubens. Durch Kyrill freigefegt, ist zumindest dieser kärgliche Überrest eines respektablen Mahnmals auch von der Balver Innenstadt aus wieder zu sehen. Vor vielen Jahren bereits verschwand dieses Zeichen einer machtvollen Glaubenskundgebung von 1934 aus dem Blick, ohne Chance gegenüber den heranwachsenden Bäumen, mitten in einem dichten Fichtenwald. Die Bevölkerung verlor das Schiebergkreuz aus dem Blick, im tatsächlichen wie auch im übertragenen Sinne. Zuletzt galt es nur noch als Geheimtipp von älteren Balvern, schwer zugänglich abseits gekennzeichneter Wanderwege.

Als Glaubenszeichen über Balve errichtet

Dann kam der Orkan Kyrill. Er verwüstete am 18. Januar 2007 ganze Waldflächen. Damit machte er aber auch Blicke und Wege wieder frei. Auch das christliche Symbol auf dem Schieberg rückte so nach Jahrzehnten wieder in den Blick. Einige Balver Bürger erkannten die neue Chance. Nun wollen sie das marode Schiebergkreuz durch ein neues ersetzen. Außerdem soll dort ein Aussichtspunkt mit Ruhebank entstehen. Damit wäre der Fortbestand dieses „denkwürdigen“ Zeichens hoch über Balve wohl gesichert. Im Pfarrarchiv St. Blasius Balve fand ich einiges zur Geschichte des Schiebergkreuzes: Am 28. Oktober 1934 wurde es errichtet. Am 30. Oktober berichtete die Hönne-Zeitung darüber. Sie war über viele Jahrzehnte wichtiges und beliebtes Informationsblatt im Balver Raum. In ihrer Ausgabe vom 26. April 1952 veröffentlichte Theodor Pröpper seinen persönlichen Rückblick auf dieses Ereignis. Daraus hier ein Auszug: „Am Christkönigsfest des Jubiläumsjahres 1934 wurde auf der Höhe des Schiebergs unter Anteilnahme aller damals zur Pfarrei zählenden Ortschaften in einer machtvollen Glaubenskundgebung das große Kreuz errichtet, das seit jenem Tage als Wahrzeichen über unserer Stadt zum Himmel aufragt.“

Feiger Anschlag mit blinder Wut und blankem Hass

In seinem Rückblick zieht Pröpper dann noch eine gedankliche Verbindung von dieser großartigen Kundgebung der Katholiken im Balver Land hin zu einem feigen Anschlag auf kirchliche Einrichtungen in unserer Stadt wenig später: „Als während der Weihe des Kreuzes das ‚O crux, ave!‘ erklang, regte sich da in dem machtvollen Gesang des Volkes eine Vorahnung des Kreuzweges, der vor uns lag, dessen letzte Station noch nicht erreicht war, als nach jenem Trauergottesdienst am Ostertag des Jahres 1937 im abendlichen Dunkel eine große Bußprozession über den Husenberg zu jenem Schiebergkreuz hinaufzog?“ Damit wies der Balver Kirchenmusiker auf eine Freveltat hin, die nur drei Jahre später auf dem benachbarten Husenberg erfolgen sollte. Offensichtlich blinde Wut und blanker Hass gegen die Kirche führten dort zu mutwilligen Beschädigungen und Zerstörungen. Zum Opfer fielen ihnen ein großes Feldkreuz, fünf Kreuzwegstationen und Einrichtungen innerhalb der Pius-Kapelle. In der Bevölkerung herrschte daraufhin großes Entsetzen. Solche Angriffe auf kirchliche Einrichtungen erfolgten in der Zeit des Nationalsozialismus auch an anderen Stellen, blieben aber zumeist ungesühnt. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

Hoffnung auf neues Schiebergkreuz für 2011

Als Augenzeuge der Kreuzerrichtung von 1934 bedauerte Joseph Bernhard Lenze, langjähriger Kommunalpolitiker und Heimatchronist, 1986 in der Chronik des Musikvereins: „Das Kreuz auf dem Schieberg ist im Laufe der Nachkriegsjahre zugewachsen (Tannen haben ihr natürliches Wachstum). Der Querbalken des Kreuzes liegt auf dem Boden. Es wäre an der Zeit, sich mit der Wiedererrichtung des Kreuzes an dieser oder einer anderen Stelle zu befassen.“ Diesen Gedanken realisierte die Heimwacht Balve einige Jahre später: Am 20. November 1994 weihte Ludwig Kinkel, Pfarrer der St. Blasius-Kirchengemeinde, ein Kreuz mit Standort am „Wachtloh“ ein.
So kurz vor Weihnachten und mit Blick auf den bevorstehenden Jahreswechsel dürfen die Balver nun wohl hoffen, dass ihnen das Jahr 2011 ein neues Schiebergkreuz an vertrautem Orte beschert wird. Und wie es scheint, finden die Initiatoren dabei auch die Unterstützung der Kommunalpolitiker und der Verwaltung unserer Stadt.

Nachtrag des Autors zur Aktualisierung

Neues Schiebergkreuz mit Blick auf Balve

Auf dem erhöhten Felsen des Schiebergs, südöstlich der Stadtmitte, erinnert nun ein neues Kreuz an das Kreuz, das 1934 von der Kath. Kirchengemeinde dort errichtet wurde, aber im Laufe der Jahrzehnte hinter hochgewachsenen Bäumen mehr und mehr verschwand.
Als Glaubenszeichen war es über Balve errichtet worden. Der Orkan Kyrill beseitigte am 18. Januar 2007 ganze Waldflächen, er machte damit aber auch Blicke und Wege wieder frei. So rückte auch das christliche Symbol auf dem Schieberg wieder in den Blick.
Einige Balver Bürger haben nun das inzwischen marode Schiebergkreuz durch ein neues ersetzt. Zugleich entstand dort ein Aussichtspunkt mit Ruhebank, der einen wunderschönen Blick auf die Innenstadt Balves ermöglicht. So ist der Fortbestand dieses „denkwürdigen“ Zeichens hoch über Balve wohl gesichert.
Im Pfarrarchiv St. Blasius Balve fand ich einiges zur Geschichte des Schiebergkreuzes:
Am 28. Oktober 1934 wurde es errichtet. Am 30. Oktober berichtete die Hönne-Zeitung darüber. Sie war über viele Jahrzehnte wichtiges und beliebtes Informationsblatt im Balver Raum. In ihrer Ausgabe vom 26. April 1952 veröffentlichte Theodor Pröpper seinen persönlichen Rückblick auf dieses Ereignis. Daraus hier ein Auszug: „Am Christkönigsfest des Jubiläumsjahres 1934 wurde auf der Höhe des Schiebergs unter Anteilnahme aller damals zur Pfarrei zählenden Ortschaften in einer machtvollen Glaubenskundgebung das große Kreuz errichtet, das seit jenem Tage als Wahrzeichen über unserer Stadt zum Himmel aufragt.“
In seinem Rückblick zieht Pröpper dann noch eine gedankliche Verbindung von dieser großartigen Kundgebung der Katholiken im Balver Land hin zu einem feigen Anschlag auf kirchliche Einrichtungen in unserer Stadt wenig später: „Als während der Weihe des Kreuzes das ‚O crux, ave!‘ erklang, regte sich da in dem machtvollen Gesang des Volkes eine Vorahnung des Kreuzweges, der vor uns lag, dessen letzte Station noch nicht erreicht war, als nach jenem Trauergottesdienst am Ostertag des Jahres 1937 im abendlichen Dunkel eine große Bußprozession über den Husenberg zu jenem Schiebergkreuz hinaufzog?“ Damit wies der Balver Kirchenmusiker auf eine Freveltat hin, die nur drei Jahre später auf dem benachbarten Husenberg erfolgen sollte. Offensichtlich blinde Wut und blanker Hass gegen die Kirche führten dort zu mutwilligen Beschädigungen und Zerstörungen. Zum Opfer fielen ihnen ein großes Feldkreuz, fünf Kreuzwegstationen und Einrichtungen innerhalb der Pius-Kapelle. In der Bevölkerung herrschte daraufhin großes Entsetzen. Solche Angriffe auf kirchliche Einrichtungen erfolgten in der Zeit des Nationalsozialismus auch an anderen Stellen, blieben aber zumeist ungesühnt. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.

Nun also das neue Schiebergkreuz. Am Erntedankfest im Herbst 2011 segnete Pfarrer Andreas Schulte das neue Glaubenszeichen im Beisein vieler Besucher. Im Rahmen einer kurzen Andacht verlas er die Urkunde mit Hinweis auf die Entstehungsgeschichte und die heutige Bedeutung des neuen Kreuzes. Anschließend feierte die Kath. Kirchengemeinde an der Pius-Kapelle ihr Erntedankfest.

(Nachtrag bereits veröffentlicht in Lokalkompass im Januar 2012):

Autor:

Rudolf Rath aus Balve

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