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Wir beschreiben nur unsere „Realität“, aber die Inszenierung verstecken wir häufig durch ein ansprechendes Make-up. Ohne Perücke, falsche Wimpern und dem kessen Lidstrich schrumpfen wir zu dem zusammen, was wir immer waren: Ein Gefangener in seiner Scheinwelt – und das ein Leben lang. Dann muss man die Realität so auf die Spitze treiben, dass die „Rationalität“ übergeht in das „Phantastische“. Und wenn man dann von der Vergangenheit spricht, dann wird alles zu einer „Legende“. Und die sollte...
Eine retrograde Amnesie, bei der man sich nicht in der Lage fühlt, sich an bestimmte Ereignisse zu erinnern, hatte er nicht. Aber nach dem Schlaganfall litt er unter der „Aphasie“. Ein Schreckenswort- er konnte nicht mehr „sprechen“. Die Krankenschwester konnte anpacken und litt nicht unter einem Helfersyndrom. Sie bemühte sich, ihm in den Rollstuhl zu helfen. Dann schob sie ihn nach draußen auf den Flur. Er dankte ihr mit einer Kopfbewegung. Aber die Pflegerin war schon mit anderen Dingen...
Die Serpentinenstrasse nach Immouzer wurde von blühenden Mandelbäumen begleitet, die sich wie die übrige üppige Vegetation im rötlichen Felsgestein eingegraben hatte. Hier musste das Paradies für den Botaniker sein oder dem Besitzer einer einschlägigen Lexikons. Hochaufragende Felsabbrüche erinnerten eindrucksvoll an die Auswirkungen der Wasserkraft, die sich hier einmal im Jahr zur Zeit der Regenperiode durchsetzt. Riesige Geröllsteine belagerten das zerklüftete Flussbett, das irgendwo...
Das Bergnest „Immouzer“ war ein verschlafenes Dörfchen, das in der flirrenden Mittagshitze den Schatten suchte. Nur ein paar alte Männer hockten im Schutz einer zerbröselnden Lehmmauer, während sich vorbeihuschende Eidechsen in den Mauerfugen verkrochen. Ein gut rasierter Soldat im Khaki saß auf einem Klapphocker und versperrte breitbeinig den Zugang zu einer Art Militärbaracke. Die marokkanische Flagge mit dem Stern des Propheten hing schlaff am Fahnenmast. Als der Soldat unsere neugierigen...
Wer kann mich schon mit seinem Lebenslauf beeindrucken? Das Fernsehen setzt Lebensbilder immer aufwendiger ins Bild. Von meiner Umwelt isoliere ich mich wie der Jogger mit seinem Walk-man. Für heute fällt mir niemand mehr ins Wort. Da bin ich mir sicher. Ich genieße meine Bequemlichkeit. Immerhin habe ich die Gebühren bezahlt. Ich habe die Mentalität eines Zappers. Das, was ich erleben will, ist immer woanders. Wie die Frau am Nebentisch, in die sich der Schwärmer immer wieder neu verliebt....
Frau C. organisierte in unserer Gemeinde den Bibelkreis. Natürlich war sie immer sehr beschäftigt. Irgendwie erinnerte sie mich immer an ein Wiesel. Dabei redete sie ununterbrochen, als habe sie Angst vor Gesprächspausen. Natürlich war sie jeder Zeit bereit einzuspringen, wenn die Gemeinde ihre Hilfe benötigte. Kurz, Frau C. war jeden Tag so beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie grau wurde. Bis dahin hatte sie immer geglaubt ihre Haare seien blond. Aber Frau C. war auch eine...
Manuelas Phantasie beschränkte sich darauf jung zu sein. Und ihre Kleidung schien nur einen Zweck zu kennen - die Figur zu betonen. Unter ihrer Bluse zeichneten sich die dunklen Brustwarzen ab und die abgebrochenen Fingernägel kaschierten wulstige Kunstnägel. Und wenn sie dann Beifall heischend um sich blickte, biss sie sich sanft wie ein einfältiges Kind auf ihre Lippen. Dabei mischte sich unter ihr dünnes Stimmchen ein gutturaler Ton, der nicht zu ihrem süßlichen Parfüm passen wollte. Da aber...
Eura lächelte verschlagen, als sie um sein Bett schlich: „Na, hat Dir mein Essen geschmeckt?!“ zischte sie und lachte hämisch:“ Ich habe Dich vergiftet!“ Bei dieser Art von Humor schafft man sich keine Freunde, dachte Orf und lächelte unsicher. Der Schweiß kroch in seinen Haaransatz, während er sich im Bett hin und her wälzte. Plötzlich drehte sich Eura abrupt um und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. „So, da bin ich, “ sagte sie und gab ihrem Vater, der in einem vergilbten Foto-Album...
Wenn man ihn sah, und man sah ihn täglich vor dem Ecklokal stehen, grinste er, als sei er „Al Capone“ persönlich. Da waren immer ein paar Typen um ihn herum, für die Schulter klopfen und Händedruck mehr bedeutet, als endloses Gequatsche. Nur gelegentlich kreuzten drei Männer auf in ihrer schweren Limousine. Einer der Männer, der seinen schlechten Geschmack großspurig ausstellte, klopfte unserem „Al Capone“ nur beiläufig auf die Schulter und verschwand in dem Lokal, um es nach Minuten wieder zu...
„Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe…, “ lächelte Herr T., der gelegentlich etwas geschwollen daher sprach. “…und deswegen horche ich jeden Tag in mich hinein. Ich habe gelernt auf die Gezeiten meiner physiologischen Strömungen zu achten. Aber je älter ich werde, desto wahrscheinlicher wird es, dass auch ich sterbe. Das wird Sie kaum überraschen?!“ „Wer will schon allein auf der Welt überleben?“ sagte ich und bot Herrn T. einen Kaffee an. „Danke…, “ sagte Herr T. und lachte, „…noch bin ich...
Herr R. hatte den Blick eines Menschen, der einem nicht offen in die Augen sah. Dafür war er pünktlich wie eine Stechuhr. Zum Glück war er nicht mein Nachbar. Ich bin mir sicher, er hätte dafür gesorgt, dass ich ordentlich den Müll trenne. Kurz, ich mochte Herrn R. nicht. Vielleicht, weil ich glaubte, er sei mit diesem höhnischen Grinsen zur Welt gekommen. Und doch war es ein zensierender Blick, als verfasste er geheime Berichte. Zur Zeit meiner Eltern hätte man noch vor diesem Mann...
Die Mutter hatte viele Verehrer. Allgemein hieß es, sie sei eine sehr attraktive Frau gewesen. Und energisch war sie auch. Ihr Mund war fleischig und die Oberlippe herzförmig. Der Mund war geschminkt. Die großen Augen und die Wimpern waren getuscht. Sie lächelte und das Lächeln war ihr eine Selbstverständlichkeit. Aber deshalb war die Mutter lebenslang die Gefangene ihrer Scheinwelt. Auch ohne Käfig war sie nur „frei“. Sie war keine Frau der festen Überzeugungen. Da konnte man schnell seine...
Sein Atelier erinnerte an eine Lagerhalle in einem verlassenen Gewerbegebiet. Da wusste man nie, war er soeben eingezogen? Oder stand schon der Umzugsbulli vor der Tür? Ich bin mir nicht sicher, ob er jemals seine Miete bezahlen konnte. Und wenn nicht, die Halle hätte sowieso leer gestanden. Wenn ich aber TomTom besuchen wollte, fühlte ich mich in diesem versteppten Gelände, in dem die Halle lag, immer wie ein Verdächtiger, der ein unverschlossenes Fenster suchte, um einzusteigen. Als hinter...
Frau A. erklärte sich jede Niederlage, die sich in ihrem Leben schon abgespielt habe muß, zu einem Sieg. Denn gegen die Stimmen der Resignation kann sie sich nicht wehren. Wenn ich also bei Frau A. einen Hausbesuch machte, setzte ich mich nie auf einen Stuhl und schon gar nicht in einen Sessel. Man wusste nie, ob man nicht plötzlich eine Nadel im Po hatte oder im Katzendreck saß. Da waren die Katzenhaare, die in der Luft schwebten, allenfalls ein kleineres Problem. Es sei denn, man litt unter...
… sagt NESTROY: "Die Phönizier haben das Geld erfunden. Aber warum so wenig?" Eine rhetorische Frage, die man nicht nur "Geld-Süchtigen" stellen kann - aber mit "Glück" hat das Nichts zu tun. Es sei denn, man ist glücklich mehr zu haben, als die Andere... PS: Die Macht des Geldes wirkt noch über den Tod hinaus. Oder wer möchte die Testament-Eröffnung versäumen?
Er hat gepolsterte Achselstücke im Jackett und ein entschlossenes Kiefernmuskelspiel. Er ist auf einem „Reissbrett“ entworfen - wie ein Bambusrohr. Das kannst Du nicht zerbrechen und es biegt sich nach allen Seiten. Und er besitzt das Talent Menschen anzuziehen, ohne sich mit ihnen einzulassen. „Yuppies“ glauben „Ken“ lebe noch. Deshalb verändern sie regelmäßig dessen Wikipedia-Eintrag, um so die Internetwirklichkeit ihren Vorstellungen anzupassen. Und hätten sie auch ein Gesicht wie eine...
Der schüchterne, plumpe Mann saß in der Bahnhofskneipe an einem gewöhnlichen Ecktisch. Die Bedienung stellte ihm ein Bier hin. Mit den Händen hantiere er in seiner Schachtel und zündete eine Zigarette an. Leicht kniff er die Augen zusammen, um den ersten Zug auszukosten. Er war offensichtlich allein und sehr angeschlagen. Er war ein anspruchsloser Rentner, wie ich meinte. Er stierte in sein Glas, aber einschläfernd wirkte er nicht. Eher emotionslos, aber durchaus undurchschaubar. Zunächst...
Aber dem „Tod“ wollte er sagen: Wie schön war das doch – das Leben! Ein „Tod“ wäre schlimmer gewesen, aber endgültig. Aber wenn die Beerdigung bevorstand - warum nicht?! Sein kaltes Blut und sein aufgewärmtes Herz, ja, die Wiederbelebung (!), hatte ihn neu belebt. Und von den „guten Geistern“ war er noch nicht verlassen. Aber durch den Schlaganfall konnte er nicht reden. „Aphasie“ heißt das! Es entstand eine Resignation, in die er bald zu versinken drohte. Eigentlich müsste er noch ausgebürgert...
Ein Mensch, der biografisch schreibt, kann für sich selbst zur Entdeckung werden. Er muß nur bereit sein den Blick auf sein Leben perspektivisch zu ändern. Denn letztlich setzt sich das Leben aus Details zusammen. Und nur, wer die Liebe zum Detail kennt und sich somit um das „Kleine“ und „Unscheinbare“ kümmert, der versteht den Zusammenhang der Dinge - vielleicht. Denn dann trifft er auf Worte, die er so nie gesucht hätte. Und vielleicht findet er sogar Bilder für die Gedanken, die er bisher...
Der Mensch ist und bleibt ein Mysterium. Das interessiert mich schon aus beruflichen Gründen. Vermutlich auch deshalb, weil auch ich den Wunsch habe, ein „Mensch“ zu sein. Zugegeben, obwohl ich eigentlich ein Gefühlsmensch bin, gehört die „Freundschaft“ nicht zu den unverrückbaren Grössen in meinem Koordinatenkreuz. Dabei war von Anfang an natürlich nicht sicher in welche Richtung sich mein Leben entwickeln würde. Und ich lernte erst spät mich auf das zu konzentrieren, was mir wichtig war. So...
Bei den Tibetern ist das Leben eine Vorbereitung auf den Tod. Vielleicht ist meine "Sucht" sich mit Worten gegen den Tod zu wehren, um vorrübergehend das "Memento mori" zu vergessen, nur eine typische Art des westlichen Denkens. Denn: "Im Anfang war das Wort...“ und wir, Du und Ich, haben jetzt Zeit genug uns zu überlegen mit welchem „Wort“ wir unser Leben aushauchen. „Mehr Licht!“ wird es nicht sein bei diesen Energiepreisen.
Paris, was für ein fröhlicher Duft der Lüfte?! Und wie ist es möglich, nahezu pünktlich zu Ostern, dass ein Storch mit langen und breiten Flügeln aufgeräumt dahinsegelt? Er hat den Hals weit ausgestreckt und sein kräftiger, langer Schnabel ist zutiefst rot. Aber an seinen weiß mit schwarzen Schwungfedern müssen die dürren, roten Beinen hängen, so dass ihn, den Storch, die mitreißenden und energie- geladenen Lüfte tragen. Wie ich den Storch da oben beneide! Ab und an schwingt der Storch mit...
Obwohl er die Sprache verstand, aber durch die „Aphasie“ sich nicht verständigen konnte, lauschte er dem Klang der Sprache: Wie auf Zehenspitzen kam Frank, sein Schwiegersohn, in das Krankenzimmer. Kurzer Auftritt und schneller Abgang, dachte er, der Schwiegervater. Er beobachtete seinen Schwiegersohn aufmerksamer als je zuvor. Aus den Augenwinkeln sah er, wie brutal Frank in die Welt blickte. Die Dominanz eines Eroberers. Frank warf ein Gemurmel von eisiger Kälte in den Raum. Dabei belauerte...
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