Vorbericht zur Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine - Deutschland im EM-Fieber

8. Juni 2012
Nationalstadion, Warschau

Die Bundesliga hat seinen verdienten Meister gefunden, das DFB Pokal sowie das Champions League Endspiel stehen vor der Tür. Lange dauert es nicht mehr, dann werden sich die Trikots mit unterschiedlichen Vereinsfarben in Einheitliche verwandeln. Die Saison geht zu Ende, das EM Fieber beginnt allmählich, und die schwarz-rot-goldenen Trikots werden aus dem Schrank geholt. Fans von den verschiedensten Klubs vereinen sich zu einer Fangemeinschaft, wenn es heißt die deutsche Nationalmannschaft rund um Kapitän Philipp Lahm anzufeuern. Menschen, deren Leidenschaft einzig und allein der Fußball ist, verbinden sich mit Menschen, die normalerweise andere Interessen besitzen und werden somit zu einer schwarz-rot-goldenen Einheit.
Eine Europameisterschaft ist für alle Beteiligten etwas Besonderes, ein großartiges Event, wo nicht nur alleine der Fußball im Vordergrund steht. Public Viewing in Stadien, auf Meilen oder das Mitfiebern im gemütlichen Beisammensein auf dem eigenen Sofa machen eine solche Veranstaltung aus, gemeinsame Emotionen, seien sie positiv oder auch negativ.

Die diesjährige Europameisterschaft in Polen und der Ukraine hat schon im Vorfeld für heftige Diskussionen gesorgt. Angefangen bei den Hundemorden in der Ukraine, worüber im November letzten Jahres berichtet wurde, über große Sicherheitslücken aufgrund des zu wenigen Personals bei der Polizei bis hin zu den Bombenanschlägen, die erst vor kurzem stattgefunden haben. Hier kann man nur hoffen, dass die Sicherheitslücken noch rechtzeitig geschlossen werden können, damit die EM ihren Sinn erfüllen kann, nämlich ein rein sportliches Spektakel zu bieten, wo Gewalt oder Ähnliches nichts zu suchen hat.

Nachdem Deutschland bei der letzten EM in Österreich und der Schweiz im Finale Spanien mit 0:1 Toren unterlag, sind die Erwartungen dieses mal sehr hoch. Viele sagen, dass die jetzige deutsche Nationalmannschaft die Beste seit langem ist. Auch neue Talente wie Götze oder Reus spielen hierbei eine Rolle. Der Fußball, der gespielt wird, ist schnell und effektiv, hinzu kommt, dass man mit Mesut Özil mittlerweile einen „Zehner“ mit Weltklasse-Format in der Mannschaft hat, der mit nur einem überraschenden Pass das Spiel plötzlich auf den Kopf stellen kann. Bewiesen wurde die Klasse des Nationalteams schon des Öfteren, beispielsweise in Freundschaftsspielen gegen Brasilien oder auch gegen die Niederlande, die man sogar klar mit 3:0 besiegte. Das aber noch nicht alles Gold ist was glänzt, zeigte sich erst dieses Jahr im Februar, wo man sich mit 1:2 Frankreich geschlagen geben musste und eine sehr durchwachsene Leistung zeigte. Damit ist klar: Das Potenzial ist vorhanden, um eine hervorragende Europameisterschaft zu spielen, jedoch muss das DFB Team konstant sein gesamtes Potenzial abrufen, sonst könnte es bereits in der Gruppenphase ein böses Erwachen geben. Denn dass die Gruppe von Deutschland keineswegs einfach ist, ist kein Geheimnis. Mit Portugal, den Niederlanden und auch Dänemark hat man eine sehr schwere Gruppe erwischt. Schon hier wird sich zeigen, ob Deutschland tatsächlich Europameister werden kann, denn wer in dieser Gruppe den 1. Platz belegt, kann sich zweifellos zum Favoritenkreis zählen.

Portugal wird mit vielen guten Einzelspielern, wie natürlich Cristiano Ronaldo, aber auch mit einem Nani aufwarten, welche ein Spiel auch im Alleingang entscheiden können. Auch Verteidiger Pepe, der schon für den ein oder anderen Skandal gesorgt hat, gehört zu den Stützen des Teams. Die Niederlande besitzt eine sehr ausgeglichene, gute Mannschaft, die erfahrene Spieler in ihren Reihen haben, die mit dem Druck bei großen Turnieren bestens vertraut sind und auch die Klasse haben, mit ihrem Team die EM erfolgreich zu bestreiten. Hier ist beispielsweise ein Joris Mathijsen, ehemaliger Verteidiger des Hamburger SV, zu nennen oder auch die Kämpfernatur Mark van Bommel, dem alle Mittel recht sind, um das Spiel für sich zu entscheiden. Nicht zu vergessen ist natürlich Schalke-Knipser Klaas Jan Huntelaar, welcher bloß eine gute Aktion braucht, um das entscheidende Tor zu schießen.
Aber auch Dänemark ist keinesfalls zu unterschätzen. Anders, als zum Beispiel bei Portugal, ist die Stärke Dänemarks der Mannschaftszusammenhalt. Es gibt keine Spieler, die groß herausstechen oder den Ego-Trip bevorzugen. Jedoch sind auch hier einige Spieler zu nennen, die der deutschen Nationalmannschaft gefährlich werden könnten. Zum Beispiel Nicklas Bendtner, ehemaliger Spieler von Arsenal London, jetzt beim FC Sunderland unter Vertrag, der mit seinen 1,94 Meter vor allem in der Luft für Probleme in der Verteidigung sorgen könnte. Aber auch William Kvist, Mittelfeldspieler vom VFB Stuttgart, hat sich in dieser Saison zu einem sehr guten Sechser entwickelt und könnte bei der Europameisterschaft eine wichtige Stütze der dänischen Nationalmannschaft darstellen.

Zusammengefasst muss man also feststellen, dass die deutsche Nationalmannschaft die Gruppenphase noch lange nicht überstanden hat und jeder Gegner ernst zu nehmen ist. Natürlich darf man als Fan euphorisch sein und hoffen, dass es dieses Jahr endlich wieder mit einem EM-Titel klappt, jedoch ist dies noch ein langer, schwieriger Weg. Bei souveränen Bestehen in dieser schwierigen Gruppe ist aber sicherlich viel möglich.
In den kommenden zwei letzten Testspielen, unmittelbar vor Beginn der Europameisterschaft, gegen die Schweiz am 26. Mai und am 31. Mai gegen Israel wird sich auch noch einmal zeigen, inwiefern das DFB Team den hohen Erwartungen standhalten kann.

Das ganze Land drückt euch die Daumen – Holt den Titel nach Hause!

Autor:

Christian Knoth aus Mülheim an der Ruhr

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