Die Uraufführung zu „Mazel tov“ findet am Sonntag, 6. Mai um 17 Uhr auf Zeche Zollverein statt. Trotzdem handelt es sich um ein Gelsenkirchener Projekt, das spätestens im Herbst im Rahmen des Festivals Klezmerwelten auch in Gelsenkirchen zu sehen sein wird.
Von Silke Sobotta
GE. „Maßgeblich beteiligt sind Gelsenkirchener Künstler. Rabbi Kornblum unterstützt das Projekt in geistlichen Fragen, und Judith Neuwald-Tasbach fungiert als Badchan, einer Art Zeremonienmeister der Hochzeit. Neben der Organisation des Events bin ich selbst auch für die Musik mitverantwortlich, weil meine Klezmerformation Badeken di Kallah zum Tanz aufspielt“, erzählt ein begeisterter Nobert Labatzki.
Das Musiktheater im Revier mit seiner Produktion „Anatevka“, bei der Labatzki mitwirkte, hat den Musiker nicht nur inspiriert, sondern auch großzügige Unterstützung zugesagt. Denn die Kostüme für die Hochzeit werden vom MiR zur Verfügung gestellt.
Ab März beginnt Norbert Labatzki mit den Proben, die in der Neuen Synagoge stattfinden werden.
Zur eigentlichen Besetzung gehören neben dem Badchan die vier Musiker von Badeken di Kallah, ein Statist als Bräutigam und die israelische Sängerin Yael Izkovish als Braut. Den Rest der Hochzeitsgesellschaft bilden die Gäste, die auch als Familienangehörige begrüßt und in das Geschehen eingebunden werden.
„Aber nur die, die auch mitmachen möchten. Wer das nicht will, der wird als ganz normaler Gast behandelt“, versichert Labatzki.
Die Idee zu dem Eventformat entstand schon vor vielen Jahren in den Köpfen des Gelsenkircheners und des Regisseurs Christoph Schlingensief. „Das war Mitte der 90er Jahre als wir uns getroffen haben und darüber gefachsimpelt haben, wie man die Grenze zwischen dem Publikum und dem Bühnengeschehen verschwinden lassen kann. Schlingensief hat später die Zuschauer selbst zu Akteuren gemacht und sie auf der Bühne agieren lassen. Mein Traum wird nun durch ‚Mazel Tov‘ verwirklicht und würde Christopf Schlingensief noch leben, wäre er sicherlich dabei und hätte Spaß daran“, ist sich Norbert Labatzki sicher, der derzeit mit seinem privaten Geld diesen Lebenstraum verwirklicht.
Darum sucht er natürlich noch Unterstützung in jeder Form. So können auch schon kleine Spenden oder tatkräftige Unterstützungen das Vorhaben stärken, wie etwa eine Spende der Grünen, die nach ihren Möglichkeiten sofort dazu bereit waren.
Ansonsten findet Labatzki viel Unterstützung in der Jüdischen Gemeinde, deren Mitglieder zum Beispiel am Veranstaltungstag auch die Garderobe übernehmen werden.
Warum ausgerechnet eine Jüdische Hochzeit?
„Das Judentum ist eine der drei großen Weltreligionen neben dem Christentum und dem Islam. Wenn wir mit unserer Klezmerband in Synagogen zu Gast sind, stellen wir immer wieder fest, dass dann natürlich auch Nicht-Juden vor Ort sind und viele Fragen zum Judentum haben. Ich glaube, dass man durch die Vermittlung der fremden Religion und ihrer Rituale viel aufklären kann und Einblicke gibt, die zu mehr Verständnis führen. Diese jüdische Hochzeit könnte den Menschen mehr geben als ein dreimonatiger VHS-Kurs, bei dem nur trockenes Wissen vermittelt werden kann. Hier sind die Besucher live dabei und Teil der Aktion“, schildert Labatzki seine Idee.
„Mazel Tov“ bietet quasi ein Konzert, ein Theaterstück und ein kulinarisches Erlebnis gleichermaßen. Denn es gibt zwar keine koschere Küche, aber das Vier-Gang-Menue entspricht den traditionellen köstlichen Gerichten. Auf jeden Fall wird es aber koscheren Wein aus deutschen Anbaugebieten geben.
Wenn die Gäste im Foyer ankommen, werden sie vom Badchan empfangen, der sie in eine Zeit vor gut 150 Jahren und in das ländliche Osteuropa entführt. Mittels eines Schattenspieles erleben die Besucher mit, wie die Braut für die Hochzeitszeremonie vorbereitet wird, und sie wohnen der Brautbeschluchzung bei. Im Festsaal wird die sonst übliche Geschlechtertrennung nicht eingehalten. Dafür dürfen sich Hochzeits-Gäste beteiligen und die Braut unter der Chuppa in den Saal führen. Das ist ein von vier Stangen gehaltener Hochzeitsbaldachin, unter dem die Braut herschreitet und der während der Zeremonie eine wichtige Rolle spielt.
Am Ende der Zeremonie zerbricht der Mann ein Glas, und schließlich wünscht die Familie, in diesem Fall die Gäste, dem Paar viel Glück, eben Mazel Tov, und bewirft es mit Reis und Walnüssen, Symbolen der Fruchtbarkeit.
Ein Tanz, der von Tänzern des Ballett am Musiktheater im Revier vorgeführt wird, soll die Gäste zum Mittanzen animieren und für die richtige ausgelassene Stimmung bei einer Hochzeitsfeier sorgen, und so soll der Abend ausklingen.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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