Erinnerung an nationalsozialistisches Unrecht: Einweihung der Käthe-Larsch-Straße

2. Januar 2012
12:00 Uhr
Stadtmitte, Essen
Käthe Larsch 1935 mit ihren Kindern wenige Wochen vor ihrer Verhaftung und Ermordung
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Im Beisein des Bezirksbürgermeisters für den Stadtbezirk I, Peter Valerius versammelten sich gut 20 Personen, darunter die Enkel von Käthe Larsch und deren Angehörige zu einer nicht amtlichen Straßeneröffnung.
Bereits Anfang Dezember ist das Straßenschild zu Ehren von Käthe Larsch an der Einmündung zur Friedrich-Ebert-Str. von der Stadtverwaltung montiert worden. Leider finden sich dort keinerlei Hinweis darauf, warum denn an diese Frau, die bereits vor über 66 Jahren ermordet wurde, heute noch erinnert werden soll.
Das wollte am 30 Dezember 2011 eine von den Essener Grünen organisierte Gedenkveranstaltung nachholen, die vor Ort im sogenannten Universitätsviertel an der neuen Straße begann und mit ausführlichen Gesprächen ihren Abschluss in der nahe gelegenen Geschäftsstelle des Grünen Kreisverbands fand.
Rats- und Bezirksvertretungsmitglieder der Grünen, aktive aus der VVN ( Verband der Verfolgten des NS-Regimes) und weitere Interessierte trotzten am letzten Freitagmittag des alten Jahres dem nasskalten Nieselregen, um die Altenessenerin Käthe Larsch zu ehren.
Bereits am 29. Mai 1935 hatte sie ihren Mut, gewaltlos mit Flugblättern gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime vorzugehen, nach 11 tägiger Gestapofolter mit dem Leben bezahlen müssen. Die NS-Polizeibehörden-, wie auch der Medizinapparat hatte in dieser Zeit erfolglos versucht, ihr wichtige Information über Widerstandsgruppen im Ruhrgebiet abzupressen.
Nach der Verhaftung in ihrer Wohnung in der Seumannstraße war Katharina (Käthe) Larsch allerdings im Zuge brutaler physischer wie psychiatrischer Verhörmethoden erst in Polizeigewahrsam, später in den Essener städtischen Krankenanstalten und schließlich in der Düsseldorfer psychiatrischen Klinik Grafenberg unter bis heute nicht geklärten Umständen ein Opfer des NS-Staats geworden und wurde dort auch begraben.
Ihr Ehemann Rudolf Larsch verbüßte bereits seit 1933 wegen politischer Widerstandstätigkeit gegen den NS-Staat eine Zuchthausstrafe. So mussten die vier Kinder nach der Ermordung ihrer Mutter Käthe Larsch die Zeit bis Kriegsende 1945 in einem Kinderheim in Frohnhausen verbringen. Die Leidensgeschichte dort als sogenannte „Kommunistenkinder“ prägte schließlich noch die Erziehung der heutigen Enkelgeneration.
Klaus Gerstendorff, Sohn von Wera Gerstendorff, geborene Larsch, hatte als einer der Enkel von Käthe Larsch für diesen Erinnerungstag einen Vortrag ausgearbeitet, der eindringlich das vom nationalsozialistischen Terror geprägte Leben der Familie über drei Generationen hinweg beschrieb. Herr Gerstendorff stellte auch das hier abgedruckte historische Foto seiner Großmutter mit ihren Kindern zur Verfügung.
Auch seine Idee, künftig im anliegenden Seniorenheim der städtischen GSE diesen Vortrag für dessen BewohnerInnen und die Pflegekräfte zu wiederholen, verdient Unterstützung.
Vielleicht würde nach diesen Informationen die Einsicht wchsen, dass eine Adresse nach Käthe Larsch auch nicht weniger ehrenvoll sein muss, als ein künstlicher Seitenzweig der Friedrich Ebert Strasse, der der SPD so wichtig war.
Leider lehnt die Leitung des eigentlich an der Käthe-Larsch-Str. liegenden Altersheims es bisher ab, für einen solchen Vortrag des Enkels einen Raum zur Verfügung zu stellen.

Für die Zukunft ist trotzdem zu hoffen, dass eine lange vorbereitete Ausstellung über Käthe Larsch im „Haus der Essener Geschichte“ in absehbarer Zeit auch wirklich fertig gestellt wird. Dann wäre eine über Monate hinweg kontroverse Debatte über den Namen dieser neuen Straße zu einem guten Abschluss gekommen.

Walter Wandtke

Autor:

Walter Wandtke aus Essen-Nord

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