Viel Streit um wenig Lärm: Wäre eine Disco im Bürgerhaus Velbert zu laut?
Hätte Schans Küran gewusst, worauf er sich einlässt, er hätte das denkmalgeschüzte Bürgerhaus Velbert einst vielleicht gar nicht gekauft. Seit nunmehr vier Jahren hat er eigentlich nur Ärger.
„Es fing damit an, dass meine regelmäßigen Partys nicht mehr erlaubt wurden“, berichtet der selbstständige Tanzlehrer, der auf diese zusätzliche Einnahmequelle aber angewiesen ist, um das über 100 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude erhalten zu können. Seitdem darf er nur noch zwölfmal pro Jahr zu solchen Veranstaltungen einladen. Ein Unding, wie er findet. Schließlich biete er damit etwas für die Jugend, was von Seiten der Stadtverwaltung bzw. des Ordnungsamtes aber nicht honoriert werde. Letzteres habe ihm geraten, eine Diskothekenkonzession zu beantragen, denn damit dürfe er Partys veranstalten, so oft er wolle. Gesagt, getan - und vom Bauordnungsamt abgelehnt, weil es sich um ein Mischgebiet handele, erzählt der Velberter.
Küran schaltete einen Rechtsanwalt ein, die Sache ging zum Verwaltungsgericht und es wurde ein Kompromiss geschlossen: Im vergangenen Jahr standen Küran 21 Partys zuzüglich Schülerpartys zu - „weil das Gebiet im Zuge des neuen Zentralen Omnisbusbahnhofs in so genanntes Kerngebiet umfirmiert wird, in dem Diskotheken zulässig sind“, erinnert sich Küran an die Begründung des Richters. Neues Jahr, neuer Ärger: Im März legte der Baudezernent Andres Wendenburg eine neue schalltechnische Untersuchung zum Bebauungsplan Nr. 689 Post-, Offer-, Nedderstraße vor, die zu dem Schluss kommt, dass eine Disco an diesem Standort nicht möglich sei. Für Küran ein Witz.
Verschiedene Gutachten, verschiedene Ergebnisse
„Die Fassadenbauteile und die entsprechenden Schalldämmungen der Bauteile sind auf Grundlage einer Besichtigung des Gebäudes von außen grob abgeschätzt worden...“, heißt es in dem Gutachten. „So was kann doch nicht als seriöse Grundlage zur Entscheidungsfindung verwendet werden“, echauffiert sich Küran und fragt: „Warum hat mir niemand Bescheid gesagt? Ich wäre gerne bereit gewesen, die Gutachter ins Gebäude zu lassen, damit sie dort Messungen durchführen können.“
Warum dies nicht erfolgt ist, weiß auch Wendenburg nicht: „Das ist Aufgabe der Gutachter.“ Küran beauftragte seinerseits ein Gutachten. „Diesmal wurde nachgemessen“, so der Bürgerhaus-Besitzer. Das beauftragte Ingenieurbüro für Akustik und Umwelttechnik Arno Flörke kommt zu dem Schluss, dass „der Betrieb einer Diskothek im Gebäude Offerstraße 6 in jedem Fall möglich sei“, wenn noch einige Schallschutzmaßnahmen umgesetzt würden.
Das sieht Baudezernent Wendenburg anders: „Der ausschlaggebende Punkt ist der Lärm auf der Straße, der durch die Diskothek entstehen würde.“ Etwa wenn Personen draußen rauchen und sich unterhalten, wenn Autos gestartet werden etc. „In meinem Gutachten habe ich den Parkplatz und den Raucherbereich einbezogen“, entgegnet Arno Flörke. „Da wurden die Immissionsrichtwerte eingehalten.“ Der verhaltensbezogene Lärm, etwa wenn Gäste sich laut auf der Straße unterhalten, sei kein diskothekenspezifisches Problem. „Das hat jede innerstädtische Kneipe und Gaststätte“, so Flörke. „Wenn sich nur ein Anwohner beschwert, müssen wir die Diskothekenkonzession wieder entziehen“, so Wendenburg.
Schans Küran will nicht aufgeben
Auch für ihn sei das Gutachten „enttäuschend“ gewesen, schließlich wäre es klasse, direkt am Busbahnhof eine Diskothek anzusiedeln. Apropos Busbahnhof: Der verursacht zwar auch zusätzlichen Lärm, das wird aber anders bewertet. „Da geht es um Verkehrslärm, das wird anders berechnet. Durch die ohnehin schon stark befahrene Friedrich-Ebert-Straße erhöht sich der Verkehrslärm nur um ein Dezibel.“ Küran will weiter kämpfen. Für ein attraktiveres Umfeld für die Jugend und sein Bürgerhaus. Sein Appell: „Ich bitte Verwaltung und Politik, mein Gutachten zu prüfen.“
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