S. Fischer Verlag

Beiträge zum Thema S. Fischer Verlag

Kultur

Ingo Schulzes großartiger Roman „Die rechtschaffenen Mörder“
Die Verwandlung des Antiquars

Was machen Bücher mit uns? Sind sie für uns ein Leitfaden, eine Inspiration, vielleicht sogar ein Fundament, auf dem man sein Leben einrichten kann? Oder können sie uns auch in die Irre leiten? Diese und ähnlich spannende Fragen stellt Erfolgsautor Ingo Schulze, der erzählerische Seismograf für das Nachwende-Lebensgefühl im Osten der Republik, in seinem neuen – um es gleich vorweg zu nehmen – grandiosen Roman. Auf drei Erzählebenen berichtet der 57-Jährige Schulze über den Antiquar Norbert...

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  • 23.03.20
Kultur

Zum 80. Geburtstag des Literatur-Nobelpreisträgers J.M. Coetzee am 9. Februar erscheint der Roman „Der Tod Jesu“
David muss sterben

„Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden“, hieß es im Vorgängerroman („Die Kindheit Jesu“, 2013) des Literaturnobelpreisträgers John Maxwell Coetzee. Ein Mann und ein Kind kommen darin nach einer langen Schiffsüberfahrt in einem fremden Land an, in dem Spanisch gesprochen wird und die Uhren etwas anders ticken. Fortgesetzt hatte Coetzee, der seit 2002 in Adelaide lebt und seit 2006...

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  • 28.01.20
Kultur

Ernst-Wilhelm Händlers Roman „Das Geld spricht“
Ich habe die Macht

Ernst-Wilhelm Händler ist ein absolut singulärer Typ im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Der 66-jährige studierte Philosoph und Ökonom leitete bis 2001 in Regensburg ein Familienunternehmen für Elektrotechnik und hat – sozusagen im Nebenjob – später acht Romane verfasst – u.a. „Der Überlebende“ (2013), ein dystopisches Werk über die Auswüchse des Turbo-Kapitalismus und dessen selbstzerstörerische Kräfte. Händler setzt nun noch eins drauf, macht aus dem Geld ein sprechendes und denkendes...

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  • 18.09.19
  • 1
  • 1
Kultur

Javier Marias' grandioser Roman "Berta Isla"
Zerstörerisches Doppelleben

Welch ein Romaneinstieg! "Es gab eine Zeit, da war sie sich nicht sicher, ob ihr Mann ihr Mann war." Damit sind Zweifel und Misstrauen gesät, die wie in einer Endlosschleife als permanente Hintergrundmusik die mehr als 600 Seiten umfassende Handlung des neuen Romans des großen spanischen Autors Javier Marías begleiten. "Je älter ich werde, desto weniger Gewissheiten habe ich", erklärte Marías vor einigen Jahren in einem Interview. Über sechs Millionen Exemplare seiner in 34 Sprachen übersetzten...

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  • 03.06.19
Kultur

Zum Tod des Schriftstellers Dieter Forte
Ich arbeite wie ein Maler

"Manchmal denke ich, ich bin ein Fremder auf dieser Welt", bekannte der Schriftsteller Dieter Forte 1998 in einem Interview. Sein großes literarisches Sujet stellte sich tatsächlich quer zum Zeitgeist: Die seelischen Verwundungen der Nachkriegszeit, die unsichtbaren Narben und Traumata, die durch Hunger und totale Zerstörung des Lebensraumes ausgelöst wurden, hat Forte zum Thema seiner vier großen Romane gemacht, die seit 1992 erschienen sind. Zuvor hatte er reichlich Bühnen- und...

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  • 24.04.19
Kultur

Leise Aufschreie

Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman „Enteignung“ Als der auf dem elterlichen Bauernhof im niederösterreichischen Eberstalzell aufgewachsene Reinhard Kaiser-Mühlecker vor elf Jahren mit dem schmalen Roman "Der lange Gang über die Stationen" debütierte, wirkte seine Prosa über das bäuerliche Leben in der Provinz wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Längst ist der 36-jährige Schriftsteller kein Geheimtipp mehr. Seine Nachfolgewerke offenbarten ein herausragendes sprachliches Talent, und er...

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  • 04.03.19
Kultur

Der Vater und das Boot

„Der nasse Tod“ - der neue Roman von Nobelpreisträger Kenzaburo Oe Eigentlich wollte er mit 60 Jahren aufhören zu schreiben, doch kurz vor Erreichen dieser selbst gesetzten Altersgrenze kam ihm der Nobelpreis „dazwischen“. „Kenzaburo Oe hat mit poetischer Kraft eine imaginäre Welt geschaffen, in der Leben und Mythos zu einem erschütternden Bild der Lage des Menschen in der Gegenwart verdichtet werden“, lobte das Nobelkomitee den Preisträger des Jahres 1994. Oe selbst wertete seine Ehrung stets...

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  • 24.12.18
Kultur

Fremd in der Heimat

Thomas Hürlimanns opulenter Roman „Heimkehr“ „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh' ich wieder aus“, heißt es in Schuberts „Winterreise“. Ums Fremdsein, um die schmerzhafte Suche nach eigenen familiären Wurzeln und um die Suche nach einem Wohlfühl-Ort geht es auch in Thomas Hürlimanns neuem opulenten Roman „Heimkehr“. Schreiben war für den inzwischen 67-jährigen Schweizer Autor stets ein schmerzvolles Abarbeiten an der eigenen Familiengeschichte. Vier Jahre hatte Hürlimann an seinem letzten...

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  • 29.08.18
  • 1
Kultur

Vom Schreibrausch erfasst

Neuer Roman zum 80. Geburtstag von Joyce Carol Oates (am 16. Juni)  Unendlich viel hat Joyce Carol Oates schon geschrieben - allein mehr als 60 Romane, und in den letzten Jahren ist sie immer wieder als heiße Nobelpreiskandidatin gehandelt worden. Mit ihrem neuen Roman, der kurz vor ihrem 80. Geburtstag erschienen ist, hat sie noch einmal ein völlig neues thematisches Terrain betreten. Ähnlich wie ihr vor knapp vier Wochen verstorbener Landsmann Philip Roth ist auch für Oates das Schreiben ein...

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  • 14.06.18
Kultur

Ich bin die Wahrheit

"Die Schulzeit Jesu" - der neue Roman von Nobelpreisträger JM Coetzee "Vergessen braucht Zeit. Wenn du erst einmal richtig vergessen hast, wird dein Gefühl der Unsicherheit weichen und alles wird einfacher werden", heißt es im Vorgängerroman ("Die Kindheit Jesu") aus der Feder von John Maxwell Coetzee. Der inzwischen 78-jährige Nobelpreisträger des Jahres 2003, der seit 16 Jahren im australischen Adelaide lebt, knüpft mit der "Schulzeit Jesu" erzählerisch fast nahtlos an die "Kindheit" an, als...

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  • 08.05.18
  • 1
Kultur

Hundefutter für die Krähe

Monika Marons streitbarer Roman " Munin oder Chaos im Kopf" "Ich wollte eigentlich keinen Roman über die Umweltzerstörung schreiben, sondern vor allem erzählen, was passiert, wenn jemand, in diesem Fall eine Journalistin, das tut, was sie für richtig hält: die Wahrheit zu schreiben", erklärte die Schriftstellerin Monika Maron 2009 in einem Spiegel-Interview über das Entstehen ihres in der damaligen DDR verbotenen Romans "Flugasche" (1981). Was im postfaktischen Zeitalter von der Wahrheit zu...

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  • 12.03.18
Kultur

Wenn alles zweimal geschieht

Peter Stamms Roman „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“   „Schreib eine Geschichte über mich“, lautete der zentrale Satz in Peter Stamms 1998 erschienenem und später verfilmten Debütroman „Agnes“ (1998). Seitdem hat sich der 55-jährige Schweizer Autor immer wieder auf experimentelle Grenzgänge begeben und ein reizvolles Spiel mit der Meta-Literatur inszeniert. Spätestens mit seinem mehr als 100 000mal verkauften Roman "An einem Tag wie diesem" (2006) hat sich Stamm in der ersten Reihe der...

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  • 28.02.18
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Kultur

Literarischer Etappenfahrer

Zum 75. Geburtstag des Schriftstellers Gerhard Roth am 24. Juni "Ich leb' jetzt viel lieber als früher, mir gefällt auf einmal der Alltag, der mich früher überhaupt nicht interessiert hat. Jetzt gefällt mir alles ununterbrochen", erklärte der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth mit leicht altersversöhnlichem Tenor. Er schreibt und fotografiert weiter mit ungebrochenem Elan. "Seit seiner Kindheit war ihm klar, dass ihn ein Universum der Gleichgültigkeit umgab", erfahren wir zu Beginn von...

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  • 13.06.17
Kultur

Die gefälschte Biografie

Javier Cercas' Roman „Der falsche Überlebende“ „Marco ist doch wie für dich gemacht! Du musst über ihn schreiben!“ Mit diesen Worten hat Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa während eines Abendessens in Madrid seinem spanischen Kollegen Javier Cercas einen „Stoff“ ans Herz gelegt, der 2005 in der spanischen Öffentlichkeit für einen Skandal gesorgt hatte. Der kaum bekannte Wissenschaftler Benito Bermejo hatte ein biografisches Lügengebilde zum Einsturz gebracht und einen vermeintlichen...

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  • 22.05.17
Kultur

Der Trick mit den vier Türen

Carlos Ruiz Zafóns Roman „Das Labyrinth der Lichter“ Der katalanische Autor Carlos Ruiz Zafón ist eine Art Popstar unter den Schriftstellern. Jede Buch-Neuvorstellung hat inzwischen Event-Charakter. Sein 2003 in deutscher Übersetzung erschienener Roman "Der Schatten des Windes" wurde ein Weltbestseller, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mehr als 15 Millionen Mal verkauft. Es folgte 2008 die Fortsetzung „Das Spiel des Engels“ - eine bunte Mischung aus Abenteuerroman, Krimi, historischer...

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  • 06.04.17
  • 2
Kultur

Misserfolg als Lebensgefühl

Thomas Brussigs Roman „Beste Absichten“ Der Berliner Autor Thomas Brussig hat in der Vergangenheit mit „Helden wie wir“ (1995) und "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" (1999) zwei äußerst erfolgreiche „Wenderomane“ geschrieben, die in ihren Tonlagen zwischen Melancholie und Ironie und zwischen Komik und Tragik changierten. Der inzwischen 52-jährige Brussig beschäftigt sich auch in seinem neuen Roman wieder mit dem Ende der DDR. Musik, Geld und Freie Bahn sind (durchaus sinnstiftend) die drei...

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  • 22.03.17
Kultur

Martilein und Jo

Zsuzsa Bánks Roman „Schlafen werden wir später“ Zsuzsa Bánk ist alles andere als eine zeitgeistaffine Vielschreiberin. 2002 war ihr Romandebüt "Der Schwimmer" mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet worden, danach legte die heute 51-jährige Autorin nur noch die Erzählungen "Heißester Sommer" und vor sechs Jahren den Roman „Die hellen Tage“ vor. Was alle Texte verbindet, ist Bánks Affinität zum traditionellen, bisweilen leicht ausufernden Erzählen. Wie schon in den „hellen Tagen“ stehen...

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  • 28.02.17
  • 1
Kultur

Von der Psychotherapie zum Waffenschein

Marlene Streeruwitz' Roman „Yseut“ Zuletzt hatte Marlene Streeruwitz junge Frauen in den Mittelpunkt ihrer Romane „Die Schmerzmacherin“ (2011) und „Nachkommen“ (2014) gerückt. Nun widmet sich die inzwischen 66-jährige Österreicherin in ihrem sogenannten "Abenteuerroman in 37 Folgen" einer Frau gleichen Alters, die auf den altfranzösischen Namen Yseut hört, der aus der Affinität ihres, dem Alkohol verfallenen Vaters für die Welt der Sagen und Legenden resultiert. In Rückblenden werden wir Zeugen...

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  • 19.10.16
  • 1
Kultur

Prellbock der Einsamkeit

„Rauschzeit“ - der neue Roman des Georg-Büchner-Preisträgers Arnold Stadler Er ist weder als Vielschreiber noch als zeitgeistorientierter Autor bekannt geworden. Im Gegenteil – die Romane des 62-jährigen Arnold Stadler gehören zur schwer verdaulichen Kost, eignen sich nicht zum schnellen Verzehr, wollen bezwungen und nicht gelesen werden. "Es war alles einen Tick verrückt bei mir", bekannte Stadlers Hauptfigur aus dem Roman "Sehnsucht" (2002) durchaus charakteristisch für das Gesamtwerk des...

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  • 14.10.16
  • 1
  • 2
Kultur

Wenn die Seele gefriert

Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman "Fremde Seele, dunkler Wald" Der Niederösterreicher Reinhard Kaiser-Mühlecker ist trotz seiner gerade einmal 34 Jahre längst weitmehr als nur ein Geheimtipp in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Als der auf dem elterlichen Bauernhof in Eberstalzell aufgewachsene Autor 2008 mit dem schmalen Roman "Der lange Gang über die Stationen" debütierte, wirkte diese Prosa über das bäuerliche Leben in der Provinz wie ein Relikt aus längst vergangener Zeit. Aber die...

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  • 06.10.16
  • 2
Kultur

Aufbruch ins Ungewisse

Peter Stamms Roman „Über das Land“ „Thomas stand auf und ging auf dem schmalen Kiesweg am Haus ent­lang. An der Ecke angelangt, zögerte er einen Augenblick, dann bog er mit einem erstaunten Lächeln, das er mehr wahrnahm als emp­fand, zum Gartentor ab.“ Die männliche Hauptfigur in Peter Stamms neuem Roman bricht ohne vordergründig erkennbaren Grund aus dem Alltag aus, lässt Frau und Kinder im Thurgau zurück und verschwindet. „Das Tragische gefällt mir, weil es mehr Nähe ermöglicht als das...

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  • 22.03.16
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Kultur

Buch der Woche: Haikus und die Allgegenwart des Todes

Richard Flanagans mit dem Booker-Preis ausgezeichneter Roman „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ Dieser Roman ist hammerhart und eignet sich nicht für zartbesaitete Gemüter. Der australische Autor Richard Flanagan, der hierzulande lediglich mit seinem 2002 erschienenen Roman „Goulds Buch der Fische“ für Aufmerksamkeit gesorgt hatte, konfrontiert uns in seinem gewaltigen Epos mit einem nur wenig bekannten dunklen Kapitel der südostasiatischen Geschichte. Der 2014 mit dem Booker-Preis...

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  • 26.01.16
Kultur

Buchtipp: Auf dem Fußboden liegen und denken

Javier Marías' Roman „ So fängt das Schlimme an“ „In einem meiner Romane habe ich geschrieben: Es kommt der Moment, in dem es schwierig ist, das, was man gelesen hat, zu trennen von dem, was man erlebt hat. Beides sind Erfahrungen“, erklärte der spanische Schriftsteller Javier Marías kürzlich in einem Interview und brachte damit vorab schon einen Hauptwesenszug seines neuen Romans auf den Punkt. Der inzwischen 64-jährige Madrilene, der Mitte der 1990er Jahre nach dem Erscheinen seines Romans...

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  • 15.10.15
  • 1
Kultur

Drei Löcher im Hintern

Albert Sanchez Piñols Roman „Der Untergang Barcelonas“ Der 11. September ist in Katalonien nicht erst seit 2001 ein Gedenktag. Fast dreihundert Jahre vor den fürchterlichen Anschlägen in den USA erlebten die Katalanen ihr 9/11, nämlich den Untergang Barcelonas als Folge des blutigen spanischen Erbfolgekriegs im Jahr 1714. Diesem katalanischen „Drama“ widmet sich der ausgebildete Anthropologe Albert Sanchez Piñol in seinem neuen Roman, an dem er sieben Jahre gearbeitet hat und der 2013 das...

  • Wattenscheid
  • 24.03.15
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