Roman

Beiträge zum Thema Roman

Kultur

Ulrike Sterblichs Roman „Drifter“
Vom Blitz getroffen

Wer ein Faible für schräge Figuren, für fantastische Handlungssequenzen und gedankliche Volten hat und sich überdies eine Prise jugendlichen Eigensinn bewahrt hat, der kommt im neuen Roman der 53-jährigen Berliner Schriftstellerin Ulrike Sterblich voll auf seine Kosten. Die studierte Politologin hatte zuletzt 2021 den Roman „The German Girl“ veröffentlicht. Die Autorin bricht mit allen Genreregeln, vermischt Sachbuchpassagen aus der Welt der Wirtschaft, schräge Milieuschilderungen und eine fast...

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  • 09.08.23
Kultur

Kathrin Rögglas Roman „Laufendes Verfahren“
Vielstimmige Collage

„Wir werden die sein, die man nicht wirklich wahrnimmt im Gericht, aber von denen man weiß, dass sie da sein müssen. Die Neugierigen und scheinbar Unbeteiligten, die, die erst mal auf keiner Seite stehen, sondern dem Handwerk des Richters zusehen wollen, dem Funktionieren der Maschine, die historisch und zeitgeschichtlich Erschreckten, die Aufgeschreckten, dass so eine Mord- und Terrorserie in Deutschland möglich sein kann. Wir werden die sein, die sich wundern“, lässt die österreichische...

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  • 31.07.23
Kultur

Mieko Kawakami: „All die Liebenden der Nacht“
Erschütternder Blick in den Spiegel

„Seit ich als Korrekturleserin arbeitete, schaute ich so gut wie kein Fernsehen mehr, weil es mich ärgerte, dass ich die Fehler, die mir bei Texteinblendungen auffielen, nicht verbessern konnte. Ich hörte keine Musik, und Freunde, mit denen ich hätte telefonieren oder ausgehen können, hatte ich auch nicht“, berichtet die Protagonistin in Mieko Kawakamis neuem Roman über ihr tristes Dasein. Die 46-jährige japanische Erfolgsautorin widmet sich wie schon zuletzt im Vorgängerroman „Heaven“ (2022)...

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  • 22.07.23
Kultur

Theresa Pleitners Romandebüt „Über den Fluss“
Ambitionen und Ernüchterung

Trauma spielte eine große Rolle. Ich finde es aber wichtig zu betonen, dass die Leute nicht nur traumatisiert ankommen, weil sie in den Herkunftsländern oder auf der Flucht Traumata erfahren haben. Auch die Umstände vor Ort können traumatisierend sein oder zu Retraumatisierungen führen“, erklärt die 32-jährige Theresa Pleitner, die als Psychologin in einer Unterkunft für Geflüchtete arbeitete und aus diesen Erfahrungen ihren ersten Roman geschrieben hat. Eine autofiktionale Bestandsaufnahme,...

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  • 09.06.23
Kultur

Debütroman von Anne Rabe
Du darfst nicht weinen

„Ich konnte die Wende als Kindergartenkind zwar noch nicht politisch einordnen, aber die Erfahrung, dass die eigenen Eltern aus der Bahn geworfen sind, war für viele meiner Generation prägend“, erklärte die 1986 in Wismar geborene Anne Rabe, die sich in ihrem Debütroman an der eigenen Familiengeschichte abgearbeitet hat. Schon während ihres Studiums (Germanistik und Theaterwissenschaft) wurden ihre Theaterstücke im In- und Ausland aufgeführt. Hauptfigur Stine, deren biografische Eckdaten große...

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  • 24.05.23
  • 1
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Kultur

Annika Büsings zweiter Roman „Koller“
Roadtrip und Schöpfungsgeschichte

Annika Büsing, die im letzten Jahr mit ihrem Romandebüt „Nordstadt“ gleich mehrere angesehene Literaturpreise eingefahren hat, widmet sich auch in ihrem zweiten Werk wieder Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben und einzelkämpferartig auf der Suche nach dem kleinen Glück sind. Waren es in „Nordstadt“ eine Schwimmlehrerin und ein behinderter Teenager, die (über Umwege) emotional zueinander fanden, so steht nun ein schwules Paar im Mittelpunkt. Kolja (Koller) und der Ich-Erzähler Chris...

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  • 03.05.23
Kultur

Ulrike Draesners Roman „Die Verwandelten“
Gebrochene Lebenswege

Gebrochene Lebenswege stehen im Mittelpunkt von Ulrike Draesners neuem Roman „Die Verwandelten“. Über mehrere Generationen hinweg versucht die 61-jährige Schriftstellerin die biografischen Scherben ihrer weiblichen Figuren wieder zusammenzusetzen und deren wahre Identität zu rekonstruieren. Kurz vor diesem Roman war im Januar der Band „hell und hörig“ mit gesammelten Gedichten aus den letzten 25 Jahren von Ulrike Draesner erschienen. Gut zu wissen, denn diese Autorin vermag ihrer düsteren...

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  • 16.03.23
Kultur

Annette Pehnts Roman „Die schmutzige Frau“
Ein goldenes Gefängnis

„Du wolltest doch immer schreiben, sagt er und lächelt mir zu, während er das Buch und den Papierstapel vorsichtig auf meinem Schreibtisch ablegt.“ So beschreibt die namenlose Ich-Erzählerin in Annette Pehnts neuem Roman „Die schmutzige Frau“ eine Schlüsselszene der Handlung. Die eigene Wohnung zum Schreiben, ein beinahe stiller Rückzugsort, um der Kreativität freien Lauf lassen zu können – das alles hatte sich die Protagonistin, Mutter von zwei erwachsenen Kinder, gewünscht. Eine bescheidene,...

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  • 21.02.23
Kultur

Marlene Streeruwitz' Roman „Tage im Mai“
Sätze wie Schreie

In jüngerer Vergangenheit hat die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz schon einige Male junge Frauen in den Mittelpunkt ihrer Romane gestellt – so geschehen in „Die Schmerzmacherin“ (2011) und „Nachkommen“ (2014).  Jetzt hat sie sich an einer komplizierten Mutter-Tochter-Beziehung abgearbeitet, die durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg noch an zusätzlicher Schärfe gewonnen hat. In einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte die 72-jährige Streeruwitz...

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  • 09.02.23
Kultur

„Zwischen Welten“ - neuer Roman von Juli Zeh
Wenn Gülle im Regal steht

Die Erfolgsautorin Juli Zeh ist in den letzten Jahren zu eine Art literarischer Seismograf unseres politisch-gesellschaftlichen Alltags geworden. In ihrem letzten Roman „Über Menschen“ (2021) hatte sie blitzschnell auf die Corona-Krise reagiert. Die zeitliche Nähe und das Abarbeiten von brisanten Alltagsthemen ist für einen Roman nicht unproblematisch, aber die routinierte Schriftstellerin Juli Zeh, die 2002 für ihren inzwischen in 35 Sprachen übersetzten Debütroman "Adler und Engel" den...

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  • 25.01.23
Kultur

Stefanie vor Schultes Roman „Schlangen im Garten“
Trauerhaus Mohn

Die Autorin Stefanie vor Schulte hat mit ihrem im letzten Jahr erschienenen, vorzüglichen Romanerstling „Junge mit schwarzem Hahn“ die Messlatte für sich selbst sehr hoch angelegt. Als ihr 2021 in Hamburg der Mara-Cassens-Preis verliehen wurde, hieß es in der Jury-Begründung: „Mit einer klaren und bildhaften Sprache, schafft es die Autorin, Vergangenheit und Gegenwart in einem zu bündeln, ohne sich in tagespolitische Aussagen zu verlieren." In ihrem zweiten Roman hat sich die 48-jährige, in...

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  • 25.12.22
Kultur

Donna Leon wird 80: Neuer Brunetti-Roman
Ein interessanter Mann

Es gibt literarische Figuren, die bekannter sind als ihre Schöpfer. Das gilt für Georges Simenons Kommissar Maigret, für Agatha Christies Miss Marple und ganz sicher auch für Donna Leons Romanprotagonisten Guido Brunetti. Im Frühjahr ist der 31. Roman mit dem eigenbrötlerischen Kriminalkommissar aus Venedig seit 1992 erschienen, und viele von ihnen standen (auch dank der Verfilmungen)lange auf den Bestsellerlisten. Pünktlich zum Geburtstag hat der Diogenes Verlag den Band „Ein Leben in...

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  • 24.09.22
Kultur

Ulla Hahns märchenhafter Roman „Tage in Vitopia“
Eichhörnchen als Weltretter

Vor 77 Jahren hat George Orwell in seiner großen Parabel „Animal Farm“ Tiere in den Mittelpunkt der Handlung gestellt. Eine überaus ernste und damals politisch höchst sensible Anspielung auf die Machtverhältnisse in der Sowjet-Union. Nun hat die inzwischen 77-jährige Schriftstellerin Ulla Hahn auf sehr verspielte und humorvolle Weise ein Eichhörnchen zur Hauptfigur ihres neuen Romans gemacht. „Tatsächlich hat mir das Schreiben dieses Buchs ein Vergnügen gemacht wie kaum ein Prosa-Buch zuvor“,...

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  • 08.09.22
Kultur

Sigrid Nunez: „Eine Feder auf dem Atem Gottes“
Verlust der Seele

Die inzwischen 71-jährige amerikanische Autorin Sigrid Nunez ist eine literarische Spätentwicklerin. Sie war schon Mitte sechzig, als ihr mit ihrem mit dem National Book Award ausgezeichneten Roman „Der Freund“ der literarische Durchbruch gelang. Das preisgekrönte Buch stieß ebenso wie der schmale Band „Was fehlt dir“ und ihr essayistisches Erinnerungsbuch an ihre Jahre als Assistentin von Susan Sontag („Sempre Susan“) auch hierzulande auf positive Resonanz. Mehr lag bisher von Sigrid Nunez in...

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  • 24.08.22
Kultur

Milena Busquets' Roman „Meine verlorene Freundin“
Der Name der Toten

Welch furioser, aber auch beklemmender Romaneinstieg: „Gema ist für mich immer der Name einer Toten gewesen. Oder nicht immer, aber seit gut dreißig Jahren, und das ist fast dasselbe. Sie starb mit fünfzehn. Zwei Jahre später starb mein Vater.“ Die 50-jährige Autorin Milena Busquets, die nach ihrem Archäologiestudium in London in Barcelona lebt und arbeitet, nimmt einen thematischen Faden aus ihrem Bestseller „Auch das wird vergehen“ (2016) wieder auf. Hier wie dort geht es um den Verlust eines...

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  • 14.07.22
  • 1
Kultur

Katharina Korbachs Romandebüt „Sperling“
Das Mädchen aus dem Gemälde

"Sie hatten beide lange nichts gesagt, dem Regen gelauscht. Von draußen war trübes Licht ins Zimmer gefallen, das über die Wände zog, wann immer ein Auto vorüberfuhr. Illuminierte Quadrate, durchschnitten von den Bahnen der Tropfen auf den Fensterscheiben. Ein Schattentheater." Es geht ausgesprochen unaufgeregt im Romandebüt der 27-jährigen, in Berlin lebenden Autorin Katharina Korbach zu, die mit einigen Erzählungen bereits auf sich aufmerksam gemacht hatte. Im Mittelpunkt der Handlung stehen...

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  • 27.05.22
  • 1
Kultur

Kristine Bilkaus Roman „Nebenan“
Verstörendes Kleinstadtbiotop

"Es geht um das soziale Miteinander und die Orte, an denen es passiert. Oder wie Orte unser soziales Miteinander prägen können und umgekehrt, unser Miteinander sich in die Orte einschreibt", hatte Autorin Kristine Bilkau kürzlich in einem Interview mit dem NDR über ihren dritten Roman erklärt. Dieser von vielen subtilen Beobachtungen geprägte Roman droht den Leser mit seinem breiten Themenspektrum beinahe zu erschlagen. Es geht um zwei auf unterschiedliche Weise unglückliche Paare, um das...

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  • 11.05.22
  • 1
Kultur

Katharina Hackers Roman „Die Gäste“
Wenn die Ratten barfuß gehen

„Ich war neugierig, was mir meine Großmutter, die vor siebzehn Jahren gestorben war, wohl ausrichten wollte", denkt die Protagonistin Friederike an ihrem 50. Geburtstag, als sie einen Brief des Rechtsanwalts Kolk erhält, der sie in seine Kanzlei bittet. Es geht um eine folgenschwere Erbschaft. Autorin Katharina Hacker, die 2006 für ihren Roman "Die Habenichtse" mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet wurde, hat schon einmal in einem Vorgängerwerk eine ungewöhnliche Erbschaft als Plot...

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  • 15.04.22
  • 1
  • 2
Kultur

Judith Kuckarts Roman „Café der Unsichtbaren“
Eine Prinzessin bei Shakespeare

„Ich wusste, wenn es mal nicht mehr weitergeht, kann ich mich für 20 Pfennig dahin wenden. Und gerade hier in der Gegend erlebte ich diesen Kontrast der Stadt immer sehr stark, das Glitzernde und das abgrundtief Hässliche“, hatte Schriftstellerin Judith Kuckart kürzlich in einem Interview über ihre persönlichen Erfahrungen im Berlin der frühen 1980er Jahre berichtet. In ihrem neuen Roman stehen sieben ehrenamtliche Mitarbeiter eines Berliner Sorgentelefons im Mittelpunkt und deren Arbeit am...

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  • 08.03.22
  • 1
Kultur

Gerda Blees' Roman „Wir sind das Licht“
Wenn die Socken sprechen

Eine Frau verhungert, und drei ihr nahestehende Personen schauen ihr dabei zu. Das ist der beklemmende Handlungsrahmen des Romans „Wir sind das Licht“ aus der Feder der 37-jährigen niederländischen Schriftstellerin Gerda Blees. Bisher waren lediglich eine Sammlung von Kurzgeschichten und ein schmaler Lyrikband aus der Feder der in Haarlem lebenden Autorin erschienen. Und nun dieser mit dem Preis des niederländischen Buchhandels und des Europäischen Literaturpreises ausgezeichnete Roman, der uns...

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  • 24.02.22
  • 2
Kultur

Annika Büsings Romandebüt „Nordstadt“
Stärker als das Schicksal

„Ich liebe dich, sage ich.“ Der erste Satz im Romanerstling von Annika Büsing kann leicht in die Irre führen. Hier geht es überhaupt nicht um Schmetterlinge im Bauch, um romantische Süßholzraspelei oder eine abenteuerliche Romanze. Im Debüt der in Bochum lebenden Gymnasiallehrerin für Deutsch und Religion stehen zwei Figuren im Mittelpunkt, denen das Schicksal ganz übel mitgespielt hat. „Sie ist stärker als dieses Schicksal“, hat die Autorin kürzlich im NDR-Kulturjournal über ihre Protagonistin...

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  • 21.02.22
  • 1
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Kultur

Mieko Kawakamis Anti-Mobbing-Roman „Heaven“
Schwäche hat einen Sinn

Der erste Satz liest sich noch recht unverfänglich: „Eines Tages Ende April steckte zwischen den Bleistiften in meinem Federmäppchen ein mehrfach gefaltetes Stück Papier.“ Doch dann zieht uns die 45-jährige japanische Schriftstellerin Mieko Kawakami, die mit ihrem Roman „Brüste und Eier“ (dt. 2020) einen internationalen Bestseller gelandet hatte, sogartig in diesen Roman hinein. „Wir gehören zur selben Sorte“, steht in Druckbuchstaben auf dem Zettel, den der namenlose 14-jährige Ich-Erzähler...

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  • 15.01.22
Kultur

Stefanie vor Schultes vorzügliches Romandebüt
Leichen tropfen von den Bäumen

Es gibt sie doch noch, die so rar gewordenen Momente, wenn man aus dem immer unüberschaubarer werdenden Berg an Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt auf ein echtes Juwel stößt, wenn man die berühmt-berüchtigte Stecknadel im Heuhaufen ausfindig gemacht hat. Die 47-jährige, mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Marburg lebende Stefanie vor Schulte hat uns mit ihrem Romanerstling einen solchen Glücksmoment beschert. „Warum muss er finden, was niemand finden will. Warum muss er wissen, dass die...

  • Wattenscheid
  • 04.01.22
  • 1
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Kultur
Vier Bände der Familiensaga "Morgan's Hall" hat Emilia Flynn schon veröffentlicht, das neue Buch soll im Sommer 2022 auf den Markt kommen. | Foto: Patricia Berner

Monheimer Autorin:
Mit der Saga von "Morgan's Hall" zum Erfolg

"Ich kann von Glück reden, dass ich einer der wenigen Self-Publisher bin, die gut von ihren Büchern leben können." Das sagt Patricia Berner aus Monheim, die unter dem Pseudonym Emilia Flynn die Saga von „Morgans‘ Hall" erzählt. Zur Erklärung: "Self-Publishing" bedeutet, dass die Autorin das Buch selbst veröffent-licht, hinter ihr steht kein Verlag. Dass unter diesem Label einiges publiziert wird, das zurecht bei keinem Verlag Gnade gefunden hat, versteht sich fast von selbst. Bei Emilia Flynn...

  • Monheim am Rhein
  • 27.12.21
  • 1
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