Einblick in die Pflege-Branche
Pflegekraft und Seelsorgerin: Ruhr-Anzeiger Schwerte begleitet die ambulante Pflegerin Iris Krüger

Wilhelm Bergmann wird seit einem Jahr vom Pflegedienst betreut und freut sich jedes Mal, wenn „Schwester Iris“ ihn versorgt. | Foto: Nolte
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  • Wilhelm Bergmann wird seit einem Jahr vom Pflegedienst betreut und freut sich jedes Mal, wenn „Schwester Iris“ ihn versorgt.
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Pflegekräfte werden immer mehr gebraucht; mobile Pflegedienste sind gefragter denn je. Wir haben die Pflegerin Iris Krüger auf ihrer Freitagstour in Schwerte begleitet.

Von Dietmar Nolte

Als wir uns um 7.30 Uhr in Westhofen treffen, ist Iris Krüger bereits seit eineinhalb Stunden unterwegs. Bis zum Mittag stehen 17 Hausbesuche auf dem Programm der gelernten Krankenschwester; einige Patienten werden mehrfach angefahren. Von Stress aber bislang keine Spur bei „Schwester Iris“ wie sie sich selbst vorstellt.

Anton Kuhn begrüßt uns schon an der Tür. Bei ihm steht ein Verbandswechsel an; eine offene Stelle am Fuß macht ihm nach einer Operation zu schaffen. Nebenbei ist Zeit für einen kleinen Plausch über Arbeit und Wetter. Dazu holt sich Anton Kuhn noch Tipps, wann er wieder richtig duschen kann. „Je öfter man da ist, desto mehr Vertrauen fassen die Menschen“, erzählt Iris Kürger. Sie sieht sich als „Pflegekraft, Seelsorgerin und alles in einem - es wäre auch traurig, wenn‘s nicht so wäre.“

Druck während der Arbeit, vor allem in zeitlicher Hinsicht, kennt sie zwar auch. „Aber Pflege als reine Dienstleistung, das geht überhaupt nicht. Gerade bei einsamen Menschen sind wir oft der einzige Ansprechpartner.“

Zwölf Minuten für den Verband

Für den Verbandswechsel bei Anton Kuhn sieht die Pflegeverordnung zwölf Minuten vor. Wir sind sogar etwas schneller, weil Herrn Kuhn die Arbeit in seinem Getränkemarkt ruft. So bleibt etwas mehr Zeit bei Annalisa Hermann. Kompressionsstrümpfe anziehen, Augentropfen und Tabletten verabreichen, so die Aufgaben bei der 90-Jährigen, die dreimal am Tag Besuch vom Pflegedienst erhält. Die Tabletten wollen nicht gut rutschen, aber Iris Krüger redet der älteren Dame gut zu. Nur beim Haarewaschen stellt sich Frau Hermann gerne mal quer, „da muss man dann mal etwas konsequenter sein“, erzählt Iris Krüger mit einem Augenzwinkern. „Sie machen ja eh‘, was sie wollen“, lacht die 90-Jährige und schiebt schnell hinterher: „Ein kleiner Spaß! Wir verstehen uns gut.“ Gemeinsam zu lachen, liegt Iris Krüger am Herzen: „Wenn die Patienten nicht mit uns lachen, mit wem dann? Lachen ist wichtig, das predige ich auch unseren Pflegeschülern.“

Zudem habe „ jeder Patient seine Eigenheiten, darauf muss man auch eingehen“, macht Krüger ihre Philosophie deutlich. Fast 30 Jahre lang hat sie als Nachtschwester im Krankenhaus gearbeitet. „Die Arbeit als mobile Pflegekraft ist patientenorientierter, das gefällt mir. Und die Menschen, die wir besuchen, sind sehr dankbar“, sagt sie. Außerdem gefällt ihr der Zusammenhalt im Team ihres Arbeitsgebers: „Das hat man heute selten.“
Nächster Halt ist bei Margret Gehrke. Hier wird der Blutzucker gemessen und die Insulinspritze verabreicht. Außerdem bereitet Iris Krüger der Dame das Frühstück zu. Ist gerade kein Brot im Haus, wird improvisiert. „Rosinenbrötchen, auch lecker“, freut sich Margret Gehrke.

Bei Wilhelm Bergmann ist dann wieder „Beinarbeit“ gefragt. Nach einer schweren Infektion am Bein nimmt Iris Krüger einen Verbandswechsel vor, dazu müssen Kompressionsstrümpfe und Kompressionswickel angelegt werden. Während dessen plaudert der 82-Jährige, erzählt ausführlich aus seinem Leben - und wirbt um Verständnis: „Ich werde sehr gut versorgt. Und wenn es mal ein bisschen später wird, dann muss man dafür auch Verständnis haben.“ Gemeinsam lachen beide noch in die Kamera für ein Foto, dann verabschieden wir uns. Iris Krüger kümmert sich jetzt bis 13 Uhr um die nächsten Patienten. 12 Tage am Stück, dann wartet ein freies Wochenende.

Wilhelm Bergmann wird seit einem Jahr vom Pflegedienst betreut und freut sich jedes Mal, wenn „Schwester Iris“ ihn versorgt. | Foto: Nolte
Iris Krüger ist im Auftrag des Pflegedienstes „Home Care“ in Schwerte unterwegs. | Foto: Nolte
Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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