Vom Turmmuseum ins Rathaus, von der Moschee zu Enervie

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Die Blicke sind mal besorgt zum Himmel gerichtet, mal zuversichtlich und erwartungsfroh noch vorne: Knapp 30 Radfahrer warten vor der St. Viktor-Kirche auf den „Startschuss“. Zum bereits fünften Mal treffen sich interessierte Schwerter auf Einladung des Ruhr-Anzeigers mit Bürgermeister Heinrich Böckelühr zu eine ganz besonderen exklusiven Stadtführung. Und das Stadtoberhaupt hat diesen Samstag ganz speziell vorbereitet. Denn es will Türen öffnen, Türen, die sonst dem Bürger verschlossen bleiben. Spannung liegt in der Luft. Wo geht es hin? Und: Hält das Wetter oder erwischt und der Regen?
Der erste Weg ist kurz. Er endet bereits an der Marien-Kirche. Hier begrüßt uns Herbert Rickert. Er will uns das kleinste Museum der Stadt zeigen, hoch in den Turm müssen wir dafür steigen. „Nicht mehr als 20 auf einmal, dort ist es nicht so groß“, bittet er uns. Egal, wir versuchen es, und siehe da, alles passen hinein. Platz ist eben in der kleinsten Turmstube. Herbert Rickert zeigt uns die dort gelagerten Priestergewänder, erläutert, welche Farben zu welcher Zeit des Kirchenjahres getragen werden. In dem Minimuseum finden sich auch alte Fahnen katholischer Vereine und Verbünde sowie die Abendmahlskelche ehemaliger Pfarrer. Einen besonderen Schatz beherbergt die oberste Etage. Hier stehen wunderschöne Krippenfiguren, die leider nicht mehr zur Adventszeit aufgestellt werden. Wir haben genug gesehen und verlassen den Turm. Unten stellen wir fest, dass wir genau zur richtigen Zeit in der Kirche waren, denn die Fahrräder sind klatschnass, es hatte geregnet.
Die nächste Station ist das Rathaus. Hier wartet bereits Hausmeister Paulo da Silva auf die Radfahrer. Bürgermeister Böckelühr führt sie ins Haus, dann geht es ganz nach oben. Der Turm des Rathauses ist das Ziel. Einige schlucke und sind dankbar für seinen Vorschlag: „Wer nicht schwindelfrei ist, sollte nicht mit hoch gehen und kann gerne unten warten.“ Denen, die oben auf den kleinen balkonartigen Rundgang treten, bietet sich hingegen ein toller Ausblick. Sie lassen ihre Blicke über die Dächer der Innenstadt schweifen und gewinnen einen ganz neuen Eindruck ihrer Stadt. Nach einem Besuch in Heinrich Böckelührs Amtszimmer geht es weiter, Richtung Moschee.
Mevlüt Arslan begrüßt die Radler, bittet sie ins das Gotteshaus. Für viele ist es da erste Mal, und so wechselt schweigende Erfurcht mit großen erstaunten Augen. Schön ist es hier, ruhig und friedlich. Arslan erzählt von der Geschichte des Hauses, was sich in diesem abspielt, erläutert die Gebetsriten, die Waschungen, die vorher stattfinden müssen. Interessiert fragen die Teilnehmer nach, wollen wissen, warum Frauen und Männer getrennt beten. Mevlüt Arslan erläutert geduldig. Bis Heinrich Böckelühr zum Aufbruch mahnt, denn es liegt noch ein weiter Weg vor den Radfahrern. Es geht nach Garenfeld.
Der Weg führt, wie könnte es anders sein, über den Ruhrtalradweg. Kurz hinter Westhofen wird der Himmel schwarz, die ersten Tropfen fallen, und wir erreichen zur rechten Minute die kleine Unterführung. Dort warten wir der Wolkenbruch ab, eine willkommene Pause. Nun noch den Berg hoch, einige schieben. Als wir endlich an der Netzleitzentrale, unserem Ziel, ankommen - beginnt es wieder zu regnen. Was haben wir für ein Glück! Bei Enervie erfahren wir, woher der Schwerter Strom kommt. „Zwar aus der Steckdose“, wie Prokurist Reinhard Sauermann erklärt, „wir aber sorgen dafür, dass er bis dorthin kommt.“ Die großen Bildschirme mit den Schaltkreisen beeindruckt die Gruppe, sie fragen und erhalten prompte Antworten. Und Reinhard Sauermann ist in seinem Element, betont die Wichtigkeit seiner und seiner Mitarbeiter Aufgaben. „Ohne Strom läuft nichts!“
Der Weg zurück ist nicht beschwerlich, es geht bergab, und wir wissen, was uns erwartet: Eine Erfrischung in der Rohrmeisterei. Tobias Bäcker erwartet die Gruppe schon, lädt zu kühlen Getränken ein, was wir gerne annehmen. Gedanken werden noch ausgetauscht, die Radler lassen den Nachmittag Revue passieren. Sie sind sich einig: „Das war eine ganz tolle Sache!“ Und einige möchten sich bereits auf die Liste für die Bürgermeister-Stadtführung 2012 setzen lassen. Doch das hat noch Zeit.

Autor:

Thomas Meißner aus Witten

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