Schicht 24 besichtigt das Dortmunder Brauereimuseum
Am 21. November fahren 16 fröhliche Nachbarn aus Schicht 24 mit Bahn und Bus zum Dortmunder Nordmarkt und marschieren von dort zum Brauereimuseum in der ActienBrauerei. Viel zu früh dort angekommen laufen sie noch ein Stückchen weiter und trinken einen Kaffee in einem Bäckereicafe - war da nicht die Rede von Bier??
Aber auch zurück in der Brauerei ist noch nichts mit Bierverkostung. Zunächst geht es durchs Brauereimuseum. Sie erfahren von der ersten Dampfmaschine, die den Kühlkompressor antrieb und eines Morgens in einem Bergschadenloch verschwunden war; dass das untergärige Bier zufällig von den Einbeckern erfunden wurde, als man beim Brauen eine Havarie mit der Hefe hatte, und dass junges Bier einen „dicken Kopp“ macht, weil es noch Fuselöle enthält. Die Vorliebe für Pils soll entstanden sein, als die Bergleute des Ruhrgebietes ins Sauerland zur Kur geschickt wurden, dort gab es vorwiegend Pils und das schmeckte anders als das Export im Ruhrpott. So fanden die Bergleute: Export schmeckt nach Arbeit, Familie, Kindergeschrei und Frauengezänk und Pils schmeckt nach Kurschatten und Ruhe!
Dortmund galt mal als die „Deutsche Bierstadt“, in den 1950er Jahren gab es hier 38 Brauereien mit mehr als acht Tausend Beschäftigten. Heute sind es gerade mal noch drei Brauereien mit etwas über 500 Beschäftigten und davon ist nur eine selbständig, nämlich die Bergmann-Brauerei. DAB und Hövels gehören zu Dr. Oetkers Puddingimperium oder, um beim Bier zu bleiben, zur Radeberger-Gruppe. Die Bergmann-Brauerei ist eine regionale Brauerei, die nach alter Tradition nur soweit liefert, wie man mit einem Pferdekarren an einem Tag Bier ausliefern kann. Was ist eigentlich aus der Galopprennbahn in Wambel geworden?
Im Museum erfahren die eifrig zuhörenden Nachbarn auch, dass das Dortmunder Brauwasser aus Schwerte kommt und früher Biertrinker gesünder lebten, als Wassertrinker; denn das Bier war sauberer, als das Wasser aus den Brunnen. Ein „Schießautomat“ für die tägliche Ration Bier der Arbeiter steht auch im Museum. Jeder Arbeiter bekam 6 „Schießmarken“ und konnte damit am Automaten sein Bier zapfen - 6 x ½ Liter! Da das Bier aus diesem Automaten ca. 4 Grad kalt war, für einen Kenner viel zu kalt, war vor dem Automaten eine Rinne mit warmen Wasser, um den Krug Bier anzuwärmen. Bierbrauer trinken ihr Bier lieber 14 - 15 Grad warm, weil dann der Geschmack besser zur Geltung kommt. Zitat: „Eiskalt schmeckt alles, da kann man ganz fürchterliche Dinge zusammenrühren, die Wirkung merkt man erst am nächsten Tag.“ Siehe auch Einbeck: meine bessere Hälfte faselt was von Mai-Urbock.
Nach der Führung durch das Museum wurde ein Film über die Bierproduktion gezeigt, da bei der anschließenden Brauereiführung von der eigentlichen Produktion nicht mehr viel zu sehen sein wird. Bei der Filmvorführung erfahren wir erneut, dass das Brauwasser einfaches Kraneberger aus Schwerte ist, weil unser Wasser so schön weich ist. Außerdem erfahren wir, dass der Werbespruch „mit Quellwasser gebraut“ ziemlich unwahrscheinlich ist, weil für die Herstellung von einem Liter Bier bis zu acht Liter Wasser verbraucht werden, früher sogar bis zu 18 Liter. Das müsste dann schon eine ergiebige Quelle sein. Der zum Brauen benötigte Hopfen stammt aus der oberbayerischen Holledau und wird als Pellets oder Konzentrat angeliefert, weil die Blüten zu aufwändig in der Verarbeitung wären. Der Treber, der beim Maischen als Abfallprodukt entsteht ist ein begehrtes Futtermittel bzw. man kann es auch beim Brotbacken verwenden.
Nach dem Lehrfilm geht es weiter mit einem der Brauer der DAB, der uns durch die Produktion führt. Allmählich bekommen wir Durst! Auf geht’s zunächst über den Hof der Brauerei - brrrr ist das kalt heute. In den Produktionshallen ist nicht viel zu sehen, außer Edelstahltanks und Rohrleitungen. Treppauf und Treppab, zwischendurch Fahrstuhl fahren und fast stecken bleiben. Auch die Abfüllanlage steht bereits still, es ist schließlich schon Freitagabend ca. 18 Uhr und hier wird nur von Montag bis Donnerstag im Dreischichtbetrieb gearbeitet, freitags ist nach der zweiten Schicht nur noch die Reinigungsschicht und dann Feierabend. Also stehen wir vor geschlossenen Edelstahltanks und vertiefen vor Ort das, was wir gerade im Film gesehen haben und hören ein paar Braueranekdoten.
Kurz bevor wir dehydrieren und uns fragen, wie weitläufig dieses Gelände denn noch ist, landen wir im Kaminzimmer zur Bierverkostung. Wir bekommen vier Sorten Bier und Brezeln zur Geschmacksneutralisierung. Nach der Verkostung bekommt noch jeder die Sorte, die ihm am besten geschmeckt hat nachgefüllt. Kein Export, alle in Gedanken beim Kurschatten??? So gestärkt machen wir uns auf den Weg zur U-Bahn-Station und fahren mit der 42 bis Hörde und von dort geht es mit dem Bus zurück ins Schicht 24.
Autor:Sabine Totzauer aus Schwerte |
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