Mein erster Schnadegang mit dem Schicht 24 am 18.06.2011 - Nachbar Thomas Totzauer berichtet

Im strömenden Regen, nur unvollständig geschützt durch meinen Doppelschirm komme ich am Treffpunkt Paulushaus an, wo sich die Nachbarn bereits mit einem Schnäpsken über das Schäuerken hinweg getröstet haben. Mit dem letzten Regentropfen geht es los: die Sonnenstraße bis zur HHKT, wo sich die Gruppe kurz teilt; ich gehe den kurzen Weg über den Friedhof zum „Tor 7“, verirre mich zwischen altem und neuen Friedhofsteil, finde dafür die Stelle, an der demnächst Autos verkauft werden und denke: wenn ich hier liege, findet mich kein Mensch mehr; wie gut, dass wir schon ein Grundstück auf dem Waldfriedhof... aber das ist eine andere Story.

Vom „Tor 7“ über das Gelände der Fa. Unger, die Hörder Straße hoch und in den Talweg erreichen wir die freundlichen Nachbarn, die uns mit Kaffee und Kuchen auf dem Dachboden des ehemalige Ziegenstalls empfangen. Die Familie hat die alte Bockstation ganz wunderbar bewohnbar hergerichtet und auf den aktuellen technischen Stand gebracht (Sonnenenergie und so).

Zwei kurze Vorträge lassen das Wesen der Schwerter Ziegenzucht, die ab etwa 1922 mit dem Bau des Eisenbahnausbesserungswerkes einen bedeutenden Anteil an der Selbstversorgung mit Lebensmitteln der Arbeiterschaft hatte, lebendig werden. Die Ziegenzucht wurde sogar staatlich insofern gefördert, als es Zuschüsse zu Ziegenbockhaltung gab; wir nehmen Einblick in Originaldokumente von 1937 wonach die fünf Böcke der Bockstation den Begattungsbedarf nicht ausreichend decken konnten und deshalb ein Zuschuss zur Erreichung zweier weiterer Böcke gestellt wurde. Dem Antrag wurde nicht stattgegeben; der damalige Bürgermeister unter-zeichnete den Ablehnungsbescheid mit der im „1000jährigen Reich“ vorgeschriebenen Grußformel, die an diesem prominenten Platz politisch korrekt keinesfalls zitiert werden darf.

Während wir gestärkt und begeistert über Klusenweg, Feldstraße, Westhellweg, Krokusweg zur Birkenstraße gehen, begutachten und kommentieren wir die demografische und architektonische Entwicklung unseres Schichts. Im Garten einer weiteren netten Nachbarsfamilie wollen wir ein Süppchen zu uns nehmen, aber ein erneut dräuendes Schäuerken lässt uns samt Suppenschüssel Schutz im nahen Gotteshaus suchen.

Nach Bubi’ s Kochkunst patroullieren wir noch die Wege um die Schule ab und hören die Sage vom Grenzsteinversetzer und der Aber-(Miß) Gunst, die der Straße „Auf der Gunst“ fast zu Ihrem Namen verholfen hätte; durch einfaches Weglassen einer Silbe hat man dort zum Glück viel Schönes erreicht.

Zum Abschluss gibt es für jeden noch ein paar selbst gebastelte Stückchen Torte und reichlich Kaffee im Paulushaus. Bevor wir uns erfüllt nach Hause verfügen.

Autor:

Sabine Totzauer aus Schwerte

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