LWL-Universitätsklinik Bochum sucht Menschen mit Amputation und Phantomschmerzen für internationales Forschungsprojekt
Nach einer Amputation klagen 70 bis 80 Prozent aller betroffenen Patienten über Phantomschmerzen. Dabei wird die verlorene Gliedmaße oft noch als am Körper vorhanden wahrgenommen. Manche Patienten berichten sogar von dem Gefühl, diese noch bewegen zu können. Diese trügerische Eingebung lässt viele Patienten verzweifeln, und bislang gibt es gegen Phantomschmerzen noch keine zufriedenstellende Behandlung. Prof. Dr. Martin Diers, Professor für Klinische und Experimentelle Verhaltensmedizin in der LWL-Universitätsklinik Bochum für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), ist Schmerz-Forschungsexperte und möchte nun im Rahmen einer Therapie-Studie der Behandlung von Phantomschmerzen noch weiter auf den Grund gehen.
Das Forschungsprojekt ist Teil einer internationalen Multicenterstudie. Gemeinsam mit seinem Team will Diers das Wissen um Behandlungsmöglichkeiten und Therapie von Phantomschmerzen erweitern. Im Mittelpunkt der Studie "Virtuelle Realität zur Behandlung von Phantomschmerz" stehen zwei unterschiedliche moderne Behandlungstechnologien, die bereits seit einigen Jahren im Einsatz sind und effektiv Phantomschmerz reduzieren: die Spiegeltherapie und motorische Trainings. Mit diesen beiden Therapieformen lernen die Patienten, unter anderem mit Hilfe von virtueller Realität ihr Phantomglied zu bewegen. Es wird angenommen, dass die Trainings das Gehirn dazu anregen, die durch die Amputation bedingten Veränderungen im Gehirn zu "reparieren".
"Der Proband wird per Zufall einer dieser Behandlungen zugeteilt", erläutert Prof. Diers. "Falls die ausgewählte Behandlung keine spürbare Verbesserung nach sich zieht, kann nach Abschluss dieser Behandlung das andere Training ausprobiert werden."
Ablauf des Trainings
Jedes Mal, wenn das Phantomglied bewegt wird, werden durch die Stumpfmuskeln elektrische Signale produziert. Abhängig von der zugeteilten Behandlung werden entweder spezifische Bewegungen der Stumpfmuskulatur durchgeführt oder diese Muskeln werden ruhig gehalten und Bewegungen nachgestellt. Um die Aktivierung der Muskeln zu erfassen, werden Oberflächenelektroden auf den Muskeln platziert, welche die Signale aufzeichnen (Elektromyographie). Die Übungen beider Behandlungsmethoden finden in einer virtuellen Realität statt, in der das fehlende Gliedmaß visuell dargestellt wird.
Dem Training liegt die Annahme zugrunde, dass der für die amputierte Gliedmaße im Gehirn zuständige Bereich durch das Training reaktiviert wird. Dies trägt wiederum zur Schmerzreduzierung bei.
Die Forschungseinheit sucht ab sofort Phantomschmerz-Patienten, die einen Beitrag zur Erforschung der Behandlung von Phantomschmerzen leisten möchten. Als Patientenkontrollgruppe werden aber auch Patienten gesucht, die nach einer Amputation keinen Phantomschmerz haben.
Gefragt sind Frauen und Männer ab 18 Jahren mit einer Amputation, die mindestens sechs Monate zurückliegt. Die Studienteilnehmer sollten mit der Anwendung der Prothese, sofern eine genutzt wird, zufrieden und die begleitende Medikamenteneinnahme relativ stabil sein.
Die Therapie besteht aus 15 Behandlungssitzungen, die ein-, zwei- oder fünf-mal in der Woche angesetzt sein können. Nach einem, drei und sechs Monaten folgen drei weitere Termine, um die langfristige Wirkung der Behandlung zu untersuchen.
Interessierte können sich mit ihren Kontaktdaten zusammen mit dem Stichwort "Phantomschmerztherapie" per Telefon oder E-Mail in der LWL-Universitätsklinik Bochum melden.
Telefon: 0234 5077-3226 (Anrufbeantworter)
E-Mail: verhaltensmedizin@rub.de
Neben dieser Therapie-Studie werden weitere Studien von der Forschungseinheit durchgeführt, bei denen nur ein einziger Termin erforderlich ist. Interessierte können sich auch hierfür unter den obenen genannten Kontaktdaten melden.
Autor:Helmut Eckert aus Schwerte |
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