Im Wald, da war der Räuber...: Ferdinand Ziese führt durch die Geschichte von Dolf Mohr
Vor etwa 170 Jahren hatte Höchsten seinen eigenen „Robin Hood“: Der Räuber Dolf Mohr hielt über mehrere Jahre die Behörden mit tollkühnen Taten in Atem. Ferdinand Ziese bewahrt sein Andenken mit spannenden Führungen.
Seit 2007 nimmt Ferdinand Ziese, unter anderem auch Schwertes Nachtwächter, regelmäßig Schulklassen und andere Interessierte mit auf seine „Raubzüge“. Vorbild ist der historische Dolf Mohr. „Ich trage dann einen schwarzen Hut, dunkle Kleidung und habe einen Sack für meine Beute dabei“, beschreibt Ziese. Auf einer der vergangenen Führungen waren sogar Nachfahren des Räubers dabei.
Bei seinen Führungen erzählt Ziese den Besuchern viel über den Räuber. „Es wäre viel zu schade, diesen Menschen untergehen zu lassen. Die Geschichte darf nicht verloren gehen“, erklärt er. „Für Kinder verstecke ich dann auch einen Schatz, den sie suchen müssen.“
Adolf „Dolf“ Mohr war ein selbständiger Fuhrmann und hatte fünf Kinder. In der Zeit um 1850 wurden die Lebensumstände für die einfachen Leute immer schwieriger, erklärt Ziese. „Die Obrigkeit und der Adel pressten immer mehr. Auch der Weberaufstand fand zu dieser Zeit statt.“ Auch Mohr hatte darunter zu leiden, da Fuhrkutscher immer weniger benötigt wurden.
Einfallsreicher und kreativer Räuber
Auf seinen Raubzügen tarnte sich der Räuber Mohr höchst unterschiedlich. „Mal ging er als Bauer im Kittel, mal als Frau“, erzählt Ziese. Auch seine Beute versteckte er gut. Kühe wurden sofort von Mohr und seinen Helfern geschlachtet und in hölzernen Kübeln in der Erde verborgen.
Bei seinen Räubereien ging Mohr sehr kreativ vor. So wendete sich eine arme Witwe, die bei einem Viehhändler eine Kuh nicht rechtzeitig bezahlen konnte, an Mohr. Dieser lieh ihr die restlichen Taler. Die Witwe bezahlte den Viehhändler, der aber nicht viel von dem Geld hatte: Mohr lauerte diesem auf, und nahm ihm das Geld wieder ab. Da Mohr seinen Nachbarn regelmäßig aushalf, wurde er auch nie verraten. Als er einmal nachts von einem Bauern Kartoffeln klaute, nahm ihn die Polizei am nächsten Tag mit. Sie musste ihn allerdings bald wieder laufen lassen, da ihm ein Freund ein falsches, aber unwiderlegbares Alibi gab.
Eines Tages wurde Mohr von einem Kutscher mitgenommen, der ihn nicht erkannte. Während der Fahrt erzählte der Kutscher, dass er sich vor dem Räuber Mohr und seinen Taten fürchte. Als Mohr schließlich abstieg, soll er gesagt haben: „Jetzt kannst Du erzählen, dass Dolf Mohr mit Dir gefahren ist und Dir nichts getan hat.“ Ähnliches tat er, nachdem er einen ängstlichen Eisenbahner unerkannt durch den Schwerter Wald begleitet hatte. Vom Dortmunder Süden bis nach Schwerte erstreckte sich sein „Einzugsgebiet“.
Räuber wurde auf der Flucht erschossen
Schließlich wurden Mohr seine Taten doch zum Verhängnis. Als er bei der Festnahme flüchte, wurde er vom Gendarm Mönkebüscher erschossen. Eigentlich hatte er vor, nach Amerika zu gehen. Stattdessen wurde Mohr im „Gottesacker“ bei der Hörder Stiftskirche beigesetzt.
Zur nächsten Räuber-Führung lädt Ferdinand Ziese am Freitag, 16. Januar, um 17 Uhr ein. Für ca. anderthalb Stunden geht es ab dem Haus Leidendecker auf Entdeckertour. Eine weitere Führung gibt es am 20. Februar.
Katja Müller und Helmut Lierhaus, Mitarbeiter der Dortmunder Geschichtswerkstatt, haben die Geschichte des Räubers 1984 in dem Buch „Ein Räuberleben in der 48er Revolution“ zusammengestellt.
Autor:Tobias Weskamp aus Kamen |
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