Alter Nachtwächter gibt den Dreispitz ab

Mit einer Träne im Knopfloch blickt Uwe Fuhrmann auf die zehn Jahre seines Amtes als Schwerter Nachtwächter zurück.

schwerte. Mantel, Dreispitz, Horn, Hellebarde und Laterne – das waren eine Dekade lang das Markenzeichen von Demissionar Fuhrmann, der der Stadt aber als Tourismusbeauftragter erhalten bleibt.
Punkt 19 Uhr war er zur Stelle, um sein „Gefolge“ am Brunnen vor der St. Viktor-Kirche abzuholen und es auf den historischen Rundgang durch die Schwerter Altstadt mitzunehmen – egal ob bei Schnee und Regen oder bei brütender Hitze. Dabei kamen mal bis zu hundert Teilnehmer, mal kam auch gar keiner mit, aber das passierte selten. Ziel und Start war und bleibt der Marktplatz vor der Kirche.
Die Idee für die Führung war Fuhrmann in Rothenburg ob der Tauber gekommen, aber es dauerte etwas, bis sie in die Tat umgesetzt war, denn zuvor galt es, historische Fakten über die Schwerter Nachtwächter zu sammeln, um die Führung so authentisch wie möglich zu machen – „sozusagen als Ein-Mann-Theaterstück“, schmunzelt Fuhrmann.
Mehr als 5000 Teilnehmern brachte der 56-Jährige seitdem auf diese Weise die Schwerter Stadtgeschichte nahe. Dabei leistete ihm der eigens für ihn angefertigte Mantel aus gewalktem Filz gute Dienste, den ihm Schneiderin Bettina Wiegand vor seinem Dienstantritt genäht hatte und in dem Fuhrmann, wie er sagt, kein einziges Mal gefroren habe.
Lange wurde es geheimgehalten, wer ihn denn nun ablöst. Mit Ferdinand Ziese als versiertem Heimatfreund und -forscher hat Uwe Fuhrmann jetzt einen würdigen Nachfolger gefunden, der künftig seine Schichten übernimmt. Und sicherlich wird der „alte“ Nachtwächter – schon aus reiner Gewohnheit – dann und wann auf dem Alten Markt auftauchen und seinem „Kollegen“ über die Schulter schauen.