Spendensammlungen: Wahre Wohltäter von falschen unterscheiden

Ob für Notleidende in Krisengebieten, für bedürftige Kinder oder für kultu­relle Anliegen, ob für Tier- oder Umweltschutz: Alle Jahre wieder wird in der Weihnachtszeit zu Spenden aufgerufen – per Post, via Internet und mit der Sammelbüchse in der Hand. 580.000 Vereine und beinahe 19.000 Stiftun­gen in Deutschland profitieren von der Bereitschaft, das eigene Portemon­naie für Menschen in Not, für die Versorgung von Tieren und auch für kultu­relle Belange zu öffnen. „Wer helfen möchte, tut gut daran, seine Gaben nicht allzu leichtgläubig zu verteilen. Denn nicht jede Organisation, die ver­spricht, mit Euro und Cent Gutes zu bewirken, ist so seriös, wie sie sich gibt“, erklärt Angelika Weischer, Leiterin der Beratungsstelle Schwerte. Sie rät dazu, genau zu prüfen, wenn man etwas spenden will und gibt folgende Hinweise der Verbraucherzentrale NRW:
Briefpost fürs Gefühl: Fast täglich landen Spendenaufrufe in den Briefkästen. Wer einmal gespendet hat, erhält meist wieder Post. Spendenorganisationen nutzen zudem auch kommerzielle Adresshändler und beziehen Anschriften etwa aus Telefonbüchern, durch Preisausschreiben oder von Versandhändlern. Dank weiterer Angaben wie Alter, Beruf, Geschlecht und Wert der bestellten Ware las­sen sich unterschiedliche Zielgruppen herausfiltern und anschreiben. Wer über seinen Briefkasten um eine Spende gebeten wird, sollte sich bei Zweifeln an der Glaubwürdigkeit Zeit nehmen, die Organisation genauer unter die Lupe zu neh­men. Aufschluss bietet etwa ein Blick in den jeweiligen Jahresbericht, den seri­öse Organisationen auf Anfrage zusenden. Vorsicht ist hingegen geboten, wenn die Werbepost – statt Daten und Fakten zu liefern – allein auf Gefühle zielt. Emotionsgeladene Texte und Mitleid erregende Fotos sind Kennzeichen unseri­öser Briefwerbung. Glaubwürdig hingegen sind klare, aussagekräftige Informa­tionen und authentische Fotos mit einem erkennbaren Bezug zu dem jeweiligen Spendenzweck.
Mit der Büchse unterwegs: Nur noch in den drei Bundesländern Rheinlan­d-Pfalz, Saarland und Thüringen müssen Spendensammlungen behördlich ange­meldet und genehmigt werden. In allen übrigen Bundesländern genügt es, einen Verein zu gründen, sich eine Satzung zu geben und auf Sammeltour zu gehen. Während früher eine Sammelbüchse verplombt sein musste, fehlt nun oft eine Regelung, um Münzen und Scheine vor zweckentfremdetem Zugriff zu sichern. Gerade die direkte Ansprache kann dazu verführen, rasch und unbedacht zu spenden. Erst recht, wenn versucht wird, mit Fotos angeblicher Folteropfer, hun­gernder Kinder oder gequälter Tiere Mitleid zu erregen. Doch auch bei einer Sammlung mit der Büchse handelt es sich womöglich um gestellte Aufnahmen. Besser ist deshalb, zunächst abzuwinken und sich in Ruhe über die jeweilige Or­ganisation zu informieren. Wer seriös agiert, kann in einem Geschäftsbericht darlegen, wo­für das Geld aus Spenden oder Mitgliedsbeiträgen ausgegeben wird – und freut sich über eine wohl überlegte Spende per Überweisung. Ist ein Verein oder eine Organisation als gemeinnützig anerkannt, ist dies ein Indiz für deren Glaubwür­digkeit. Karitativ anerkannte Spenden können zudem steuerlich abgesetzt wer­den.
Spendenwerber im Internet: Eine eigene Homepage ist hingegen kein Garant für die Seriosität einer Organisation. Professionell gestaltete Internetseiten kön­nen zwar vordergründig einen vertrauenswürdigen Eindruck erwecken. Doch besser ist, hinter die Kulissen zu blicken und zu prüfen, ob im Impressum ein An­sprechpartner sowie eine ordentliche Adresse genannt sind. Wer Zweifel hegt, sollte um Informationen – Jahresbericht, Prospekte – bitten und gucken, was an­dere Quellen im Netz über die jeweilige Organisation und ihre Aktivitäten äußern.
Vorsicht bei Fördermitgliedschaften: Viele unseriöse Gruppen buhlen so­gleich um feste Mitglieder. Meist sind die Beiträge hoch, geboten wird hierfür kaum etwas. Zudem bindet man sich in der Regel für einen längeren Zeitraum. Denn im Unterschied zu sonstigen Haustürgeschäften lässt sich die Verpflich­tung zumeist nicht innerhalb von zwei Wochen widerrufen. Oft fließt auch nur ein kleiner Teil der Beträge in Hilfsprojekte. Den weit größeren Teil der Spendengel­der verschlucken meist Werbung und Verwaltung.
Wegweiser durch den Spendendschungel: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt an förderungswürdige Organisationen ein Spenden-Siegel. Derzeit dürfen sich damit 255 überwiegend soziale Organisationen schmücken. Allerdings: Geprüft werden nur Hilfswerke, die sich selbst beim DZI melden und die Kosten für die Prüfung zahlen. Vor allem kleinere Organisatio­nen sparen sich dies. Wenn ein Verein also in der DZI-Liste fehlt, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass er unseriös ist. Trägt ein Spendenaufruf den DZI-S­ternenkranz, ist hingegen garantiert, dass die Organisation eindeutig und sach­lich wirbt, sparsam wirtschaftet und außerdem nachprüfbar ausweist, wie das Geld der Spender verwendet wird.

Autor:

Simone Höltke (Verbraucherzentrale NRW in Schwerte) aus Schwerte

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