Energieausweise richtig verstehen - Hilfen für den Immobilienvergleich
Wenn ein Haus den Energiekennwert 99 kWh/(m²a) hat – ist das dann gut oder schlecht? Fragen wie diese stellen sich seit Mai vermehrt beim Lesen von Immobilienanzeigen. Seitdem muss darin der Kennwert aus dem Energieausweis eines Gebäudes stehen, der erste Hinweise auf die Heizkosten gibt. In rund vierzig Prozent der Zeitungsanzeigen und Aushängen bei Maklern und Geldinstituten fehlt er noch, wie die Verbraucherzentrale NRW festgestellt hat. 1700 Angebote aus 47 Städten hat sie untersucht; Schwerte war auch dabei. Doch auch da, wo der Kennwert vorhanden ist, ist er noch nicht selbsterklärend. Hilfestellung bei der gar nicht so einfachen Deutung gibt die Verbraucherzentrale NRW mit ihrer aktuellen Aktion „Energieausweise richtig verstehen“. Dazu bietet sie in Schwerte Beratung und praktisches Infomaterial für den Immobilienvergleich an.
„Ob ein Energiebedarf von 99 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr gut ist oder schlecht, lässt sich nicht pauschal beantworten“, sagte Kerstin Ramsauer bei der Vorstellung der Aktion am Dienstag. „Es kommt zunächst einmal darauf an, um welche Art von Haus es geht.“ Typische Neubauten mit moderner Heizung und guter Dämmung liegen aktuell etwa bei 50. Viele Altbauten rangieren dagegen im dreistelligen Bereich und können einen so niedrigen Wert wie die 99 ohne extrem aufwändige Sanierung gar nicht erreichen. Entsprechendes gilt für die Effizienzklassen A+ bis H: „Ein Neubau findet sich in der Regel in Klasse A oder B wieder. Aber für einen betagten Altbau kann Klasse C, in die ein Kennwert von 99 fällt, durchaus gut sein“, sagte Ramsauer.
Welche Bedeutung die 99 hat, hängt auch davon ab, in welcher Art von Ausweis sie steht: Einem Bedarfs- oder Verbrauchsausweis. „Der Bedarfsausweis ist aussagekräftiger und bringt besser vergleichbare Werte hervor, weil er auf objektiven Gebäudedaten beruht“, sagte Angelika Weischer.
Der Verbrauchsausweis auf Basis von Heizkostenabrechnungen verrate hingegen mehr über das Verhalten der Bewohner. „Haben bisherige Mieter zum Beispiel sehr wenig geheizt, ist der Wert in einem Verbrauchsausweis möglicherweise niedrig, also gut, obwohl die Heizung alt ist und Dämmung fehlt“, erklärte Kerstin Ramsauer. Welche Art von Ausweis zugrunde liegt, muss ebenfalls in Immobilienanzeigen stehen.
Liegen mehrere Energiekennwerte aus Bedarfsausweisen vor, können Euro-Beträge ermittelt werden, um die Häuser miteinander zu vergleichen. Dafür bietet die Verbraucherzentrale einen Flyer mit praktischer Rechenscheibe an, die auch einbezieht, ob mit Gas, Öl, Pellets oder anderen Energieträgern geheizt wird. Die Ergebnisse solcher Rechnungen seien aber immer nur Richtwerte für den Vergleich, betonte Weischer. „Die tatsächlichen Kosten hängen auch vom persönlichen Heizverhalten ab, von den Energiepreisen – und natürlich vom Wetter.“
Hilfe bei der richtigen Deutung von Energieausweisen erhalten Mieter und Käufer bei der Beratungsstelle in Schwerte am Westwall 4. Dort finden sie auch den kostenlosen Flyer mit der Rechenscheibe.
Die Beratungsstelle Schwerte bietet zu dem Thema auch persönliche Einzelberatungen an. Diese sind nur nach einer Voranmeldung möglich und kosten je 30 Minuten 5 €.
Autor:Simone Höltke (Verbraucherzentrale NRW in Schwerte) aus Schwerte |
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