NEUES von ZORA
Kigali
Kleineuropa in Ostafrika,
die erste große Reise
Am 15. November war es mal wieder Zeit
für eine Reise, dieses Mal sollte es nach
Kigali, die Hauptstadt des kleinen Nach-
barlandes Ruanda, Kasese und Fort
Portal gehen.
Das „Land der tausend Hügel“, wie
Ruanda auch genannt wird, hat bloß
11,4 Mio. Einwohner und erstreckt sich über 26.338km².
Das Land war von 1884 bis 1916 eine deutsche Kolonie, weswegen Bürger mit deutscher Staatsbürgerschaft heutzutage nichts für das Einreisevisum bezahlen müssen.
Seit dem 1.Juli 1962 ist Ruanda unabhängig und wird derzeitig von Premierminister Paul Kagame regiert.
Ruanda erlangte durch den Genozid 1994, in dem in ca. 100 Tagen 800.000-1.000.000 Menschen grausam ermordet wurden, traurige Berühmtheit.
Ein komisches Gefühl war es sich durch eine Stadt zu bewegen, in der alle über 20 Jahren den Völkermord miterlebten und deren Gedächtnisse gefüllt von brutalen und grausamen Momentaufnahmen sein müssen.
Wenn man durch Menschenmassen voller Opfer und Täter, dabei unwissend wer welche Taten begangen oder erleiden musste, läuft weiß man manchmal gar nicht worüber man sich, oder ob man sich lieber keine Gedanken machen sollte.
Man wundert sich wie wenig man den Menschen dieses einschneidende Ereignis anmerkt.
Kigali ist fortschrittlich, (fast) alles ist strukturiert, geordnet.
So anders als Kampala, geradezu ein Gegenteil.
Kigali gleicht eher einer europäischen Großstadt, mit guten, sauberen Straßen, einer Skyline, riesigen Supermärkten die eins zu eins auch in Berlin, Amsterdam oder San Francisco stehen könnten, Straßenbeleuchtung und Menschen die teilweise mit der derzeitig angesagten, westlichen Mode gehen.
Kigali ist eine Stadt der Superlative, aber vieles ist mehr Schein als Sein, geht man nur mal in eine Seitenstraße sind auch dort provisorisch aufgebaute Wellblechhüttensiedlungen zu sehen.
Aber auch diese verschwinden immer mehr und mehr, es ist eben kein Platz für Armut in dieser Illusion der perfekten, modernen Großstadt. Ganze Viertel werden einfach abgerissen um Platz für neue Reihenhaussiedlungen zu schaffen, alles geschieht rasend schnell und die Stadt verändert sich im Minutentakt.
Kigali kann aber auch äußerst bezaubernd sein, beispielsweise abends, wenn alle Hügel beleuchtet sind oder die Restaurants und Lädchen mit den äußerst freundlichen Ruandern.
Es ist eben ein ganz anderer Teil von Afrika, als ich bisher erlebt habe.
Aber ich freue mich über jede neue Facette Ostafrikas, hier ist es niemals langweilig, immer gibt es etwas Neues zu entdecken.
Nach Kigali ging es zurück nach Uganda, genauer gesagt in den Westen Ugandas in die Kleinstadt Kasese, in der meine Reisegefährtin Paloma und ich eine andere Freiwillige unserer Organisation in ihrem Projekt besuchten.
Hier lernten wir in den schönen Hügeln rings um Kasese wie man heilende Salben herstellt und hatten nebenbei einen wunderbaren Blick auf den Queen Elizabeth Nationalpark und den Edward- und den Georgesee.
Demnächst werden wir also einen Salbenworkshop in Soroti veranstalten. Dadurch, dass wir mittlerweile fast 20 Freiwillige von artefact(meine Entsendeorganisation) allein in Uganda und in Ostafrika ca. 50 sind, hat man immer die Möglichkeit in andere Projekte zu schnuppern und Ideen für das eigene mitnehmen zu können.
So hat die Freiwillige in Kasese beispielsweise einer Frauengruppe die Herstellung von Papierperlen beigebracht, die sie bei einem Praktikum in Soroti gelernt hat.
Unsere Tour führte uns weiter nach Fort Portal, eine bloß zwei Stunden von Kasese entfernte Stadt zu einer anderen Volontärin, die in einem riesigen Garten voller Heilpflanzen arbeitet und bei der wir noch viele weitere Informationen über pflanzliche Medizin und Salbenherstellung lernen konnten.
Nun sind wir bestens gewappnet, den Müttern in Soroti unser Wissen weitergeben zu können.
Fort Portal ist um einiges touristischer als Soroti und Kasese, außerdem ist es dort eher kalt, hügelig und sehr sehr grün.
Auch Fort Portal ist immer wieder eine Reise wert und ich genoss die Tage dort ausgiebig.
Als Paloma und ich nach zehn wunderschönen Reisetagen und -nächten (welche wir eher im Reisebus als sonst irgendwo verbrachten), in Soroti ankamen waren wir dennoch überglücklich wieder daheim zu sein.
Soroti ist eben auf eine ganz besondere Art einzigartig und liebenswürdig.
Liebe Grüße aus dem immer staubiger werdenden Soroti in das kalte Deutschland.
Ich wünsche allen eine schöne und besinnlich Adventszeit.
Zora
Weitere Informationen, Berichte und Fotos gibt es wie immer auf meinem Blog www.365xafrika.wordpress.com
Autor:Gudrun Körber aus Schwerte |
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