Modellprojekt im Frauenforum Unna

„Richtungswechsel –
Sichtbar -
sicher -
selbstbestimmt“

Seit 1988 finden Frauen mit ihren
Kindern nach erlebter häuslicher
Gewalt durch den Partner bzw. Vater
Zuflucht im Frauenhaus. Schutz- und
Hilfeleistungen der Mitarbeiterinnen erreichen die betroffenen Frauen als Opfer einer Straftat, die der meist männliche Partner gegen seine Frau angewandt hat.

Jetzt hat sich das Frauenforum im Kreis Unna e.V. auf den Weg eines Blickwechsels gemacht.

Martina Ricks-Osei, Leiterin des Frauenhauses: “Vor vier Jahren begegnete uns erstmalig die in den Niederlanden entwickelte systemische Herangehensweise
in der Arbeit mit von häuslicher Gewalt betroffenen Menschen.

Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit Anderen das Projekt „Richtungswechsel – Sichtbar, sicher, selbstbestimmt“ entwickelt und über die Stiftung deutsches Hilfswerk eine Modellfinanzierung aus Mitteln der Deutschen Fernsehlotterie beantragt.

Wir freuen uns riesig über die Förderzusage und haben nun seit März mit dem Frauenhaus und der Beratungsstelle die Arbeit über eine Laufzeit von drei Jahren
mit Unterstützung einer zusätzlichen Mitarbeiterin beginnen können.“

Das Handlungskonzept „Systemische Arbeit mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern“ wird entwickelt
und erprobt werden.

„Wenn die betroffene Frau zustimmt, soll im Idealfall gemeinsam mit dem Gewalt ausübenden Partner ein individueller Weg aus der Gewalt gefunden werden – in geeigneten Fällen mit Fortbestand des Familiensystems“, erklärt Ellen Aschenbach,
die das Projekt leitende Sozialpädagogin und Systemische Familien-Sozialtherapeutin.
„Der Blick wird auf das Gesamtsystem einer Familie unter Einbezug ihres sie umgebenden sozialen Netzwerks und der einzelnen Beteiligten gerichtet.
Die dazu notwendigen Unterstützungs- und Beratungsangebote werden wir im Frauenforum selbst sowie mit extern kooperierenden Einrichtungen entwickeln, aufbauen und erproben können.“

Besondere Merkmale des systemisch ausgerichteten Konzepts
sind:

• der Erhalt der Sicherheit bei gleichzeitig stärkerer Sichtbarkeit – ein Sicherheits-
konzept schützt weiter Frauen und Kinder,
• die Einnahme einer anderen bzw. mehrerer möglicher Perspektiven auf die Geschehnisse und ihre Bewertung,
• die Sicht auf die Frau als „Expertin“ ihrer Lebenssituation und ihre Unterstützung
darin, sich ihrer Fähigkeiten (wieder) bewusst zu werden und diese auszubauen,
• je nach Einzelfall, Gefährdungsanalyse und Rahmenbedingungen der Einbezug
aller an der Entstehung und Verhinderung von gewalttätigem Handeln Beteiligten,
d.h. auch der Männer als Partner und Väter,
• der Ausbau der dazu notwendigen Vernetzung und besonders spezialisierter kooperrierender Einrichtungen, z.B. mit zum Thema Gewalt beratenden Stellen für Männer (Täterarbeit),
• der Einbezug des persönlichen Umfelds für die möglichst frühzeitige und dauerhafte Beendigung von Gewalt, inklusive der Unterstützung bleibender gemeinsamer Elternschaft auch bei Trennung, der Entwicklung von Strategien für eine gewaltfreie Lebensweise etc.,
• der Ausbau ebenfalls systemisch fundierter Arbeit mit den Kindern im Frauenhaus –
mit nicht-sprachlichen Methoden zur Bewältigung und Verarbeitung des Erlebten, präventiver Arbeit zum Thema Gewalt,
• der Erhalt der Parteilichkeit der Arbeit für die Frauen – Grundlage allen Handelns bleiben deren Wünsche, Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit.

„Das erste Jahr der Förderung vor einer Umsetzung konzentrieren wir uns auf die konkrete Entwicklung des Konzepts“, erläutert Geschäftsführerin Birgit Unger.

„Wichtige Gesprächspartner werden dabei sein die Kreispolizei als Teil des Sicherheitskonzepts, beratende Angebote anderer in der Region wie der Männerberatung und Täterarbeit, aber auch Verwaltung und Politik im Kreis Unna.
Nicht zu vergessen sind auch all’ die unsere Arbeit unterstützenden Einzelpersonen
und Gremien, die wir bitten uns wieder bei der Einwerbung von Spenden zur Seite
zu stehen.
Auch dieses Projekt braucht eine Mitfinanzierung aus Eigenmitteln in Höhe von insgesamt 31.000 €.

Wir freuen uns hier über jede kleine wie große Hilfe.“

Autor:

Gudrun Körber aus Schwerte

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