Herzliche Einladung zur Mahn- und Gedenkfeier....
...am
9. November 2015
um
19.00 Uhr
in
der
Großen Marktstraße
an
der
ehemaligen
Synagoge
in
Schwerte!
Ein Statement von Fritz-Günter Held, der 30 Jahre lang Pfarrer in
St. Viktor war und nun im Ruhestand ist.
Unsere Stadt Schwerte hat mit einem engagierten Arbeitskreis Asyl, mit der Arbeits-
gruppe Gegen Rechts, mit Informationsveranstaltungen, mit Mahnfeiern und Friedens-
gebeten, zuletzt mit einem wunderbaren bunten, gemeinsamen Fest von Einheimischen und Menschen, die geflüchtet sind, eine besondere Kultur der Integration und des Willkommens gezeigt.
Solch ein Zeichen des Willkommenseins und der Integration mitten in dieser Stadt hatte auch die von Architekt Carl Hermann Joseph Schmitz entworfene Synagoge sein sollen.
Im Jahr 1928 wurde die Schwerter Synagoge voller Hoffnung auf eine gute gemeinsame Zukunft aller Schwerter Bürgerinnen und Bürger und aller Menschen, die hierher kommen und die hier leben möchten, baulich neu gestaltet.
Der Neubau der Schwerter Synagoge sollte sich einfügen als prächtiges Mosaiksteinchen in das Bild dieser Stadt, die in ihren alten Stadtrechten von 1397 allen Flüchtigen und Bedrängten ausdrücklich Heimat und Zukunft anbot.
Architekt Carl Hermann Joseph Schmitz hatte schon den 1914 fertig gestellten Rathaus-
neubau geleitet.
Und er hatte beim Rathausneubau auch einen Gerechtigkeitsbrunnen gebaut.
Dieser Gerechtigkeitsbrunnen steht den im Rathaus Tätigen und den Bewohnerinnen und Bewohnern von Schwerte vor Augen mit seiner Mahnung: Wohl zu tun und mitzuteilen vergesset nicht!
Aber schon am 29. März 1933 wurden von den Nazis jüdische Bürgerinnen und Bürger diskriminiert, ihre Geschäfte durch die SA gezeichnet und die vor nicht einmal 5 Jahren prächtig erneuerte Synagoge in der Großen Marktstraße wurde mit Teer beschmiert.
In der Reichspogromnacht vom 9. zum 10. November brachen randalierende Nazis in diese Schwerter Synagoge ein. Die Rollen mit den Heiligen Schriften wurden auf die Straße geworfen und in den Schmutz getreten.
Das Innere der Synagoge verwüsteten die Nazis durch Feuer.
Der Synagogenbau wurde der jüdischen Gemeinde in einem Akt der Willkür gewaltsam genommen.
1942 sind die noch im Schwerter Ruhrtal verbliebenen Jüdinnen und Juden, Männer und Frauen, Jugendliche und Kinder zum Schlachthof in der Liethstraße getrieben worden.
Sie mussten dort in den Baracken nächtigen wie Tiere, sie wurden dann zum Bahnhof getrieben wie Schlachtvieh und in Viehwaggons weitertransportiert in die Konzentrationslager Auschwitz, Sobibor, Theresienstadt, nach Minsk, Lublin oder nach Bergen-Belsen.
Schuhe symbolisieren an den Gedenkstätten die Wege der Verschleppten.
In den KZs wurden sie von gehorsamen Befehlsempfängern, den Schergen der Nazis, brutal misshandelt und ermordet.
Aus Schwerte, Ergste, Westhofen sind mehr als 50 verschleppte Nachbarinnen und Nachbarn jüdischen Glaubens deportiert und umgebracht worden oder verschollen.
Schwerter Friedensinitiative, Pax Christi und der Arbeitskreis Gegen Rechts verantworten die vom Schwerter Kulturbüro unterstützten Veranstaltungen zum 9. November. Pfarrer Günther Keine von Pax Christi wird die Ansprache halten.
Das Motto der Friedensdekade 2015 „Grenzerfahrungen“ nimmt das zentrale Thema unserer Zeit auf: Die großen Flucht- und Migrationsbewegungen.
Über 50 Millionen Menschen sind auf der Flucht vor Kriegen um Marktmacht und Rohstoffe und Einflusszonen im Kongo und im Sudan, in Afghanistan und im Irak, in Libyen und in Syrien.
Viele Millionen Menschen suchen Zuflucht in ihren Nachbarländern. Viele Hunderttausende erreichen Europa und damit auch Deutschland.
Viele sterben bei dem Versuch, die Grenzen zu überwinden oder kommen an ihre Grenzen, wenn sie um Leben und Überleben bitten und ringen.
Auch die aufnehmenden Gesellschaften geraten an ihre Grenzen.
Die Begegnung mit den „Fremden“ fordert die reichen Gesellschaften des Nordens heraus.
Neben eine großartige Willkommenskultur treten grenzenlose Angst, blanker Hass und schreckliche Gewalt. Alte und neue Nazis vertreten offen ihre Ziele.
Das Bundeskriminalamt hat informiert, dass mit Stand vom 19. Oktober allein im Jahr 2015 insgesamt 576 Angriffe auf Asylbewerberunterkünfte registriert wurden.
Die Aufklärungsquote ist erschreckend niedrig.
Nur bei acht der 46 Brandanschläge in diesem Jahr wurde überhaupt ermittelt. Allerdings konnte die oberste deutsche Polizeibehörde eines sehr klar feststellen: 73 Prozent der Verdächtigen stammen aus dem Ort, in dem die Straftat verübt wurde.
Leben und Kultur in unserer Stadt prägen unser Reden und Tun.
Darum wird im Anschluss an die Mahn- und Gedenkveranstaltung vom Arbeitskreis Gegen Rechts eingeladen in die St. Viktor-Kirche am Markt zu aktuellen Spielszenen, erarbeitet von Engagierten und Betroffenen und der Theaterpädagogin Gerlinde Heinrich.
Menschen mit ihren Wünschen zur Zukunft sollen im Mittelpunkt stehen.
Der Schwerter Frauen-Chor „Just for fun“ wird in St. Viktor musikalische Akzente setzen.
Schwerte ist bunt und kein Ort für Rassismus!
Schalom
Fritz-Günter Held
Autor:Gudrun Körber aus Schwerte |
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