Festtag mit "Steampunk Jubilee" im LWL-Industriemuseum
120 Jahre Schiffshebewerk Henrichenburg
Die Menge jubelte, als Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 das Schiffshebewerk Henrichenburg einweihte. Genau 120 Jahre später, am Sonntag (11.8.) feiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Industriemuseum in Waltrop den Geburtstag des bekannten Bauwerks am Dortmund-Ems-Kanal mit einem "Steampunk Jubilee". Von 11 bis 18 Uhr erwartet die Besucher jede Menge Programm. Für Gäste im Steampunk-Outfit ist der Eintritt kostenlos; für alle anderen gilt der normale Museumseintritt.
Das Steampunk-Programm
Die viktorianisch-wilhelminisch inspirierte Steampunk-Bewegung übernimmt an diesem feierlichen Tag die Regie rund um das Denkmal. Auf dem gesamten Museumsgelände sind außergewöhnlich "gewandete" Persönlichkeiten zu finden, die gemeinsam ein fantasievolles Tagesprogramm gestalten.
In der Maschinenhalle bauen Steampunk-Händler Stände mit ausgefallener Bekleidung, Schmuck und passenden Dekorationsideen auf und bieten das Passende für den Eigenbedarf oder als ausgefallene Geschenkideen an. Dort befindet sich auch das "Amt für Ätherangelegenheiten", das an diesem Wochenende eine Außenstelle in Waltrop einrichtet. Die "Beamten" dieser Szene-Organisation stellen die bei Steampunks beliebten "Zeitreisepässe" aus und verteilen "Temporalmarken".
Das Freigelände am Oberwasser bietet viel Platz für ein Steampunk-Picknick, während die Kinder den Wasserspielplatz genießen. Am Oberwasser werden zudem historische Modellbauschiffe zu Wasser gelassen. Auf dem historischen Museumsschiff "Nixe" können sich Besucherinnen in passendem Outfit bei einem besonderen Fotoshooting von professionellen Szenefotografen ablichten lassen. Von Land aus zuzuschauen, ist selbstverständlich möglich.
Die "Steampunk Music Machine" und die Drehorgelspieler "Lesebär und die rote Jule" sorgen für musikalische Untermalung des "retromantischen" Geschehens am Ober- und Unterwasser; Tänzerin "Galathea mit den Schellen" lässt dazu die Hüften kreisen. Aus Leipzig wird das geheimnisvolle Gefährt "Motilus" erwartet. "Am Nachmittag könnte vielleicht sogar Ihre Majestät Kaiserin Auguste Viktoria eintreffen, die anstelle ihres diesmal verhinderten Gemahls Kaiser Wilhelm II. die Schirmherrschaft bei der Prämierung der besten Gewandungen übernehmen soll", kündigen die Organisatoren an.
Museumsattraktionen
"Im Hafengebäude läuft unsere Sonderausstellung 'U-Boote. Krieg und Forschung in der Tiefe', die sicherlich nicht nur Jule-Verne-Fans begeistern wird", so LWL-Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker. Um 11 und 13 Uhr bietet das LWL-Industriemuseum kostenlose Führungen zum Schiffshebewerk an, außerdem ist die im Kesselhaus eingebaute Schiffsdampfmaschine in Aktion zu sehen. Junge Museumsbesucher können von 12 bis 16 Uhr im Bilderkabinett Papier-Dampfschiffe und Kapitänsmützen basteln.
Für das gastronomische Wohl sorgen zum Anlass passende Stände mit Eis, Flammkuchen, fleischhaltigen, vegetarischen und veganen Speisen sowie Wein, Met und Apfelsaft, außerdem sind die bewährten Teams von Birgit Langers historischem Gastrobus am Unterwasser und vom Café Hafenklang am Oberwasser im Einsatz. Im Fall, dass es dieses Jahr kein Kaiserwetter gibt, ziehen die diversen Attraktionen der Veranstaltung in das Hafengebäude und den Schiffsbauch des Lastkahns Ostara um.
Was ist Steampunk?
Steampunk gibt es bereits seit den 1980er Jahren. Es ist eine Subkultur, in der moderne Technik mit Elementen des viktorianisch-wilhelminischen Zeitalters verknüpft werden. Aspekte wie Recycling und Upcycling werden dabei großgeschrieben; Höflichkeit und gute Umgangsformen sind ebenfalls gerne gesehen.
Die Bewegung ist von Science-Fiction Autoren wie H. G. Wells und Jules Verne inspiriert und zeigt mithilfe von meist selbstgefertigten Kleidern, Accessoires und Geräten, wie sich die Menschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zukunft, also unsere Gegenwart, vorgestellt haben könnten. Allein in Europa gibt es einige tausend aktive Steampunks, die sich regelmäßig auf Festivals treffen und miteinander austauschen.
Das Schiffshebewerk Henrichenburg
Bei seiner Eröffnung 1899 galt das Schiffshebewerk Henrichenburg als technisches Wunder. Schiffe mit bis zu 750 Tonnen Ladefähigkeiten konnten wie in einem riesigen Fahrstuhl 14 Meter hoch- und runtergefahren werden. Das war nötig, um Kohlen über den Dortmund-Ems nach Emden oder Erz nach Dortmund zu fahren. Es war das erste Mehrschwimmer-Hebewerk der Welt und stellte mit seiner Leistungsfähigkeit alle anderen Hebewerke in den Schatten. Bis 1962 wurden hier täglich Schiffe gehoben. Mit der Eröffnung des Neuen Schiffhebewerks verlor es jedoch an Bedeutung und verfiel langsam. Als der LWL 1979 beschloss, ein Industriemuseum zu gründen, war es in einem entsprechend schlechten Zustand. Nach jahrelanger Restaurierung eröffnete das heutige Museum 1992 seine Tore.
Ein besonderes Souvenir
Zu den Industriemuseen des LWL gehört auch das Textilwerk Bocholt (Kreis Borken), wo auf historischen Maschinen nach wie vor Stoffe gewebt werden. Exklusiv zum 120. Geburtstag des Schiffshebewerks Henrichenburg hat das Textilwerk ein Handtuch mit Jubiläums-Inschrift produziert, das von den Grubentüchern des Bergbaus inspiriert ist. Es wird nur in kleiner Stückzahl hergestellt und kann zum Preis von 6 Euro an der Museumskasse erworben werden.
Autor:Helmut Eckert aus Schwerte |
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