Kulturzentrum: Spatenstich light in der Schwelmer Römerstraße
Achtung, jetzt geht's an die Schüppe

Freuen sich auf das neue Kulturzentrum, rechts im Bild Beigeordneter Ralf Schweinsberg. Foto: Pielorz
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Spatenstich light in der Schwelmer Römerstraße: das neue Kulturzentrum geht in die heiße Bauphase. Pünktlich vor den Kommunalwahlen geht ein Politikum auf die Zielgerade. Und das mit finanziell guten Aussichten. Denn laut Äußerung des Landes NRW – genauer des Ministeriums für Bauen, Heimat, Kommunales und Gleichstellung – wird das Land den kommunalen Eigenanteil in Höhe von 2,2 Millionen Euro für den Bau des Gebäudes vollständig übernehmen. Insgesamt ist das Kulturzentrum mit rund acht Millionen Euro veranschlagt. Schon vorher war klar: aus dem Städtebauförderungsprogramm des Landes kommen fast sechs Millionen Euro. Jetzt finanziert Düsseldorf auch den Rest.
Schwelms Erster Beigeordneter Ralf Schweinsberg freut sich. Und nicht nur er. Die Freude gilt aber nicht nur der Finanzierung, sondern auch der gesamten finanziellen Planung. So hatten sich Politik und Verwaltung darauf verständigt, durch die Ausschreibung von ca. 75 Prozent der zu vergebenden Leistungen vor Beginn der eigentlichen Bautätigkeit ein hohes Maß an Kostensicherheit zu erreichen. Bei den ersten Gewerken hatte man die vier Millionen Grenze angepeilt und fast in Punktlandung erreicht. So kann es weitergehen.
Nicht alle politischen Vertreter sind aber voll Lob. Jürgen Senge, Sprecher der Linken, Ortsverband Schwelm, kritisiert: „Vermutlich wird das Kulturhaus, was seiner Bedeutung gemäß eigentlich einen schönen Baukörper verdient hätte, ein unschöner Zweckbau werden. Es ist schön, dass die Kosten dafür vollständig vom Land übernommen werden. Die Kosten des Restbauvorhabens für die gesamte Zentralisierung übersteigen aber schon jetzt die ursprünglichen Kosten weit. Wenn die Schwelmer es nicht endlich leid wären, immer nur auf die Brache der ehemaligen Brauerei zu gucken, würden sie sich öfter fragen, ob ihnen der Bau eines überdimensionierten neuen Rathauses die Kosten von immer noch ca. 40 Millionen Euro wert sind. Wer soll das bei sinkenden Steuereinnahmen bezahlen? Ginge es nicht eine Nummer bzw. eine Etage kleiner?“
Diese Diskussion ist nicht neu. Die von der Politik seinerzeit vorgegebene Baukostenobergrenze von 30 Millionen Euro ist schon jetzt überschritten. Der Arbeitskreis Zentralisierung, der aus Mitgliedern aller Ratsfraktionen und der Verwaltung um Bürgermeisterin Gabriele Grollmann-Mock, Beigeordneter Ralf Schweinsberg und Generalplaner Heinle, Wischer und Partner sowie dem Projektsteuerer Firma Assmann besteht, hatte sich lange mit den Entwürfen beschäftigt und die Mehrausgaben an drei Kriterien festgemacht: die schwierigen Bodenverhältnisse, die nachgebesserten ökologischen Inhalte mit Begrünung (auch des Daches), Photovoltaik und Geothermie sowie die Verwendung von nachhaltigen Materialien an den Gebäuden selbst. Allein für die gewünschten ökologischen Maßnahmen muss ein Mehraufwand von 200.000 Euro kalkuliert werden. Für manche Ratsmitglieder ist klar: die Kosten könnten noch höher ausfallen. Insbesondere die FDP, die dem Beschlussvorschlag der Verwaltung damals ihre Zustimmung verweigerte, gehen von Kosten bis zu 50 Millionen Euro aus und stellt immer wieder die Frage, ob sich Schwelm ein solches Projekt überhaupt leisten kann. Immerhin gehört die Stadt seit Jahren zu den Städten im EN-Kreis mit der höchsten Schuldenlast. Viele Unternehmen befanden sich schon vor der Corona-Pandemie in schwieriger wirtschaftlicher Lage. Jetzt sind weitere Gewerbesteuereinbrüche zu erwarten. Eine Schulden- und Zinsfalle könnte folgen.

Das Land zahlt die Zeche

Unstrittig ist aber auch: Die Verwaltung in den maroden Gebäuden ist alles andere als attraktiv. Zehn Jahre wurde – im Hinblick auf einen möglichen Neubau – nichts mehr investiert. Mittlerweile gibt es viele Stellen in den Gebäuden, an denen der Putz blättert und einem sprichwörtlich die Decke auf den Kopf fällt. Von daher sehen viele Schwelmer auch eine Notwendigkeit in der Investition.
Ralf Schweinsberg, Erster Beigeordneter der Stadt Schwelm, erklärt zum Spatenstich light: „Im Verlauf des kommenden Septembers werden die Bauarbeiten für unser Kulturzentrum beginnen. Es steht - zusammen mit dem neuen Schwelmer Rathaus - für die Zentralisierung der Verwaltung, und ebenso für den ersten großen Meilenstein des Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) und damit für ein Jahrhundertprojekt für Schwelm und seine Bürgerschaft. Die Zentralisierung der Verwaltung spart Geld, weil sie den Abschied von alten und nicht mehr sanierungsfähigen Gebäuden bedeutet. Und sie führt geballte Dienstleistung im Herzen der Stadt bürgernah zusammen.“
Stadtplanung, Immobilienmanagement und der Arbeitskreis Zentralisierung haben mit der Planung ganze Arbeit geleistet. Dazu gehört auch das Architekturbüro HWPG, beim Spatenstich vertreten durch den Architekten Andreas Schaube. Von der Projektsteuerung, der Firma Assmann, nahmen Stefan Selle und Katja Mehringkötter an dem Termin teil. Außerdem vor Ort waren unter anderem Kämmerin Marion Mollenkott, Thomas Striebeck (Leiter Immobilienmanagement), Niklas Lippki (Stadtplanung) und Oliver Flüshöh, Landratskandidat von CDU und FDP.
Wenn auf dem Grundstück Römerstraße der Kanal für das neue Kulturhaus angeschlossen ist, geht es im September mit den eigentlichen Bauarbeiten weiter. Niklas Lippki, Thomas Striebeck, Stefan Selle und Andreas Schaube gingen für den Fototermin an die Schippe.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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