Ein Dienst(t)ag bei der Rheinberger Tafel
Tafeln gibt es an vielen Orten, schon lange auch in Rheinberg. Aber wie funktionieren die eigentlich genau? Um das herauszufinden machte ich mich letzte Woche auf den Weg. Hier ist mein Bericht.
7:00
Die Frühschicht tritt an und beginnt mit dem Aufbau. Die Rheinberger Tafel nutzt jeden Dienstag den großen Saal des Katholischen Gemeindezentrum St. Anna. Dort werden Tische und Stellwände für die Verteilung der Waren aufgebaut. Kurz danach machen sich auch die ersten Fahrer auf den Weg um Lebensmittel bei den Rheinberger Geschäften abzuholen. Die Fahrer sind auch an anderen Wochentagen im Einsatz, ein Teil der Ware kann in einem Container am Gemeindezentrum gelagert werden, inkl. kleinem Kühlraum. Heute morgen ist es allerdings so kalt dass man sich dort aufwärmen kann...
8:00
Die Sortierung der Lebensmittel beginnt. Obst, Gemüse, Brot, Konserven, Getränke, später kommen noch Milchprodukte und Wurstwaren hinzu, dabei wird streng darauf geachtet ob mit oder ohne Schweinefleisch - für die muslimischen Kunden. Neben Lebensmitteln sind auch Drogerieartikel im Angebot, und gelegentlich auch Bekleidung, neulich gab es z. B. Handschuhe und Schals.
9:30
Pause. Es gibt ein Frühstück für die Mitarbeiter. Die Rheinberger Tafel wird zur Zeit von 65 Mitarbeitern betrieben, zwischen 11 und 80 Jahre alt und alle ehrenamtlich tätig. Die Jugendlichen natürlich nur in den Ferien. Es gibt auch noch Ausgabestellen in Alpen (Ausgabe freitags) und Xanten (Ausgabe donnerstags). Koordinatorin in Rheinberg ist Tanja Braun, bei der den ganzen Tag über die Fäden zusammenlaufen.
10:00
Weiter gehts mit der Waren-Sortierung, verdorbene Ware wird ebenso aussortiert wie abgelaufene Lebensmittel. Nicht nur der Einzelhandel stellt Waren zur Verfügung sondern auch Produktionsfirmen und Rheinberger Bürger. Denen dient der besondere Dank der Tafelaner, denn sie stehen immer wieder bereit wenn es Engpässe gibt, wenn z. B. Mehl oder Nudeln knapp werden. Dieser Dank gilt auch den Rheinberger Vereinen welche die Tafel ebenfalls tatkräftig unterstützen.
13:00
Die Ausgabe an Senioren und Behinderte beginnt, das sind ca. 100 Kunden. Sie werden separat bedient um auf Gebrechlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Nun ist auch das Cafe im kleinen Gemeindesaal eröffnet das für jeden offensteht, nicht nur für die Tafel-Kunden.
14:00
Schichtwechsel: die Mittagsschicht tritt den Dienst an. Gleich wird es voll, denn um
14:30
beginnt die Hauptausgabe an die 300-350 Karteninhaber. Die Berechtigungs-Karten werden von den Tafeln in Eigenregie ausgegeben, auf ihnen ist vermerkt wieviele Personen zum Haushalt gehören, die Spanne reicht von einer bis neun Personen. Im Durchschnitt sind es vier, sodaß zur Zeit mehr als 1000 Personen zu den Kunden zählen.
Selbstbedienung gibt es nicht. Die Kunden werden aufgerufen und erhalten eine Auswahl des verfügbaren Sortiments in einer oder mehreren Kisten. Dabei wird so gut es geht auf Sonderwünsche eingegangen - wie z. B. kein Schweinefleisch. Umsonst ist die Ware nicht, pro Familienmitglied wird ein kleiner Obolus entrichtet.
Gelegentlich gibt es Sonderaktionen, besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit. Neulich konnten z. B. in einem Rheinberger Supermarkt für 5 € befüllte Tüten für die Tafel erworben werden. 300 Tüten kamen in diesem Jahr zusammen, einige davon werden heute noch verteilt. Und bis Weihnachten läuft noch die Schuhkarton-Aktion auf die unten noch eingegangen wird.
16:30
Ende der Ausgabe, je nach Waren-Verfügbarkeit und Andrang kann es sich auch bis 17 Uhr hinziehen. Wartezeiten können in der Cafeteria überbrückt werden. Eine besondere Freude ist es immer wieder wenn Tafel-Kunden nicht nur Ware mitnehmen sondern z. B. einen Kuchen mitbringen, das kommt gar nicht so selten vor.
17:00
Zeit zum Aufräumen, denn der Saal wird nicht nur von der Tafel genutzt. An normalen Tagen ist um ca.
17:30
Schluss. Feierabend für die Tafelaner, für diese Woche! Nächsten Dienstag gehts weiter, außer an Feiertagen.
Ich habe bei meinem Besuch Einblick in ein logistisches Meisterwerk erhalten. Ein gut gelauntes Team tut Gutes und hat Freude daran, vor allem liegt den Tafelanern an der Achtung vor ihren Kunden. Die Rheinberger Tafel ist seit 13 Jahren aktiv, sie begann damals mit 40 Kunden.
Wie kann man das unterstützen? Sachspenden sind stets willkommen. Z. B. läuft bis zum 20.12. noch die Schuhkarton-Aktion: man befüllt einen Schuhkarton mit Waren und kennzeichnet die Zielgruppe: Senioren, Familien oder Kinder. Von Lebensmittel über Drogerieartikel bis zu kleinem Spielzeug darf alles hinein, nur nichts Verderbliches, kein Alkohol und kein Kriegsspielzeug.
Diesen Karton kann man dienstags an der Ausgabestelle abgeben: An der St. Anna-Kirche 2, Rheinberg-Annaberg. Oder man spricht die Übergabe mit Tanja Braun ab, sie ist unter 0171-1864463 erreichbar.
Am besten schaut man sich das Ganze aber mal selbst an, denn dienstags ist jeder willkommen!
Autor:Klaus Wurtz aus Kamp-Lintfort |
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