VORTRAG UND DISKUSSION MIT PROF. DR. HEINER MONHEIM AM 20.11.2019
Wie schaffen wir die Verkehrswende am Niederrhein?

Prof. Dr. Heiner Monheim
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Unter dieser Überschrift sprach am Mittwoch der Verkehrsexperte Prof. Dr. Heiner Monheim in der vollbesetzten Stadthalle in Rheinberg, wo auch zahlreiche Kommunalpolitiker unter den Zuhörern waren. Nachdem ein Vertreter der Stadt Rheinberg einige einleitende Worte sagte, zeigte Heiner Monheim in seinem Vortrag mögliche Wege zu einer Verkehrswende auf, die sowohl klimafreundlich als auch bezahlbar ist.
Hintergrund: Am Niederrhein gibt es im Bereich Verkehr Probleme, die dringend gelöst werden müssen.
Individualverkehr ist klimaschädlich Die CO2-Emissionen aus dem Verkehrssektor haben im Kreis Wesel mit ca. 34 % den größten Einzelanteil an den Gesamtemissionen. Jährlich werden 1,3 Mio. Tonnen CO2 aus dem Auspuff in die Luft geblasen. Verantwortlich zeichnet mit 61 % der motorisierte Individualverkehr (PKW und Motorräder). An zweiter Stelle mit ca. 25 % liegt der Straßengüterverkehr.
Zu wenig Busse Das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist im Kreis Wesel insbesondere an Wochenenden oder in der Woche nach 20 Uhr mehr als dürftig. Und er wurde jüngst weiter eingeschränkt. Anruf-Sammeltaxis sollen jetzt Busse ersetzen.
Busse und Bahnen sind zu teuer Eine einfache Fahrt von Wesel nach Duisburg kostet 12,80 €. Mehr als 45 % der Beschäftigten im Kreis Wesel arbeiten in Teilzeit oder Leiharbeit oder sind geringfügig beschäftigt. Viele Menschen empfinden die Preise für den ÖPNV als Zumutung. Busse bleiben daher an Wochenenden oftmals leer.
ÖPNV grenzt Arme aus Mehr als 50.000 Menschen im Kreis Wesel, die von Transferleistungen leben müssen, werden am Recht der Mobilität gehindert. Im VRR werden derzeit 38,65 € für ein Sozialticket verlangt. In den Regelsätzen für Hartz IV-Betroffene werden aber nur 28,39 € ausgewiesen. Wie kann es sein, dass Menschen 9,1 % ihres Einkommens für ein Ticket ausgeben müssen, mit dem sie am Wochenende nicht einmal ihre/n EhepartnerIn mitnehmen dürfen? Hinzu kommt, dass die Reichweite des Tickets gerade in einem ländlich geprägten Kreis wie Wesel nicht ausreicht.
Fazit Der real existierende ÖPNV bietet derzeit keine angemessene Antwort auf Klimawandel, Mobilitätsanforderungen und wachsende Armut.
Der Vortrag wurde zeitweise von Szenenapplaus begleitet.
Heiner Monheim studierte Stadt- und Verkehrsplanung, Soziologie und Geographie in Bonn und München und lehrte als Professor für Raumentwicklung und Landesplanung an der Universität Trier.
Er setzt sich seit vielen Jahren für umweltfreundliche und stadtverträgliche Verkehrskonzepte zur Fußgänger- und Fahrradverkehrs und leistet damit wichtige Beiträge zur Entwicklung des Konzepts der sanften Mobilität. Bekannt ist er in Fachkreisen auch durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen.
Er ist Mitbegründer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).

Autor:

Rainer Ise aus Weeze

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