Von Kempowski bis heute

Uns geht's ja noch gold - Widersprüchlichkeit in deutscher Wahrnehmung

'Uns geht's ja noch gold', diese Worte des gleichnamigen Romans von Walter Kempowski, die Geschichte einer Familie von 1945-48 unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg beschreibend, Nachfolgeroman von Kempowskis Tadellöser&Wolff, dürfte den Älteren heutzutage immer noch im Gedächtnis nachhallen. Dabei war es damals eine Zeit voller Armut und Ungewissheit. 'Uns geht's ja noch gold', widersprüchlich anmutende Worte, vielleicht aber Ausdruck einer Haltung, von Demut, Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit geprägt.

Sprung in die heutige Zeit. 'Uns geht's ja noch gold' scheint die Wahrnehmung der Menschen in Deutschland derzeit wahrlich nicht widerzuspiegeln, scheint gar im Widerspruch zu ihr zu stehen, wird diese doch, wenn man seine Antennen aufstellt, von Unzufriedenheit dominiert. Mitunter wird geschimpft, was das Zeug hält. Und der Schuldige? Natürlich die Politik.

Dazu das aktuelle Politbarometer des ZDF:

- Waren die Deutschen zu 65% im Januar 2022 noch zufrieden mit unserem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), sind es jetzt nur noch 30%, ein niederschmetternder Wert für einen Bundeskanzler.
- Mit der Ampelkoalition sind nur noch 27% zufrieden, 68% entschieden unzufrieden.
- Bei der Sonntagsfrage kommt die Ampel als Dreierkoalition auf 33% (SPD 14%, Grüne 14%, FDP 5%), die Union (CDU/CSU) auf 32%, die AfD auf 22%, die übrigen Parteien jeweils unter 5%.
- Der Union traut man kaum eine bessere Politik als der Ampel zu, ohne dass klar wird, ob Inhalte oder Performance gemeint sind.

Die AfD scheint weiterhin als Ventil der Unzufriedenheit zu funktionieren.

Irgendwie verwunderlich, was die Frage des Politbarometers "Wie war 2023 für mich?" ergab:
gut 66% - schlecht 31%
Und dann die Frage, welche persönlichen Erwartungen die Menschen für das Jahr 2024 haben:
gleich oder besser 86% - schlechter 13%

Na denn, bei allem Minderheitenschutz: So what? Da dann kann man doch nur sagen:

Uns geht's ja noch gold!