Trauriges Schicksal eines Kunstwerks
Rheinberger Stadtsilhouette: GELIEBT UND UNVERGESSEN? Oder eher AUS DEN AUGEN, AUS DEM SINN?! UPDATE am Ende des Beitrags

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Bereits im letzten Jahr fiel sie mir in der hintersten Ecke des Rheinberger Stadtparks auf, bevor dieser in Feld und Flur übergeht, diese aus Stahl kreisförmig angelegte Rheinberger Stadtsilhouette, wie fast achtlos abgelegt auf einem verwilderten baumlosen Grundstück. Eine Schande, dachte ich damals schon, solch ein repräsentatives Kunstwerk, das wahrlich einen anderen Platz verdient hat. Und als ich vor knapp zwei Wochen mal wieder vorüberging, konnte man die Stadtsilhouette schon leicht übersehen, denn nur noch einige Spitzen lugten aus dem wuchernden Grün hervor und drohten auch bald unterzugehen.

Als vor Jahren Zugezogener habe ich mir jetzt angesichts des empfundenen Trauerspiels gedacht, gehe dem Schicksal dieses Kunstwerks doch mal auf den Grund, bin in den Stadtpark geeilt, um zunächst den optischen Ist-Zustand fotografisch zu dokumentieren. Ich stellte dann heute fest, dass in den letzten Tagen irgendjemand von der Stadt doch auch Mitleid empfunden haben musste und veranlasst hat, das Kunstwerk wenigstens vom Wildwuchs zu befreien.

Nun ist es wieder in Gänze sichtbar für diejenigen, die sich in diese hinterste Ecke des Stadtparks verlieren, auch sichtbar sind die Vandalismusspuren, seien es Schmierereien wie das für manche Verursacher wohl schon unvermeidliche und hirnlose ACAB (All Cops Are Bastards) oder die verbogenen Spitzen mancher Bauwerke.

Bei meiner Recherche über die Geschichte der Stadtsilhouette stieß ich auf den Rheinberger Kreisverkehr Annaberg, diesen stark frequentierten Knotenpunkt, wo Bahnhofstraße und Römerstraße sich queren. Vor mehr als 10 Jahren wurde er gestaltet, in der Mitte eine stilisierte Underbergflaschenskulptur, drumherum die Stadtsilhouette, weiter nach außen Rabatten, unter anderem ein Wappen darstellend. Den Zuschlag für die beiden Kunstwerke hatten Ludger Jackowiak und Martin Krieck bekommen. Schon bald stellte sich aufgrund des nicht unwesentlichen Lkw-Verkehrs heraus, dass der Kreisverkehr bzw. seine Insel durch Reifenspuren schwer litt. Eine Umgestaltung wurde vorgenommen, die Stadtsilhouette währenddessen zwischengelagert auf dem nahegelegenen Gelände der örtlichen Dienstleistungsbetriebe, wie sich zeigte, eine Reise ohne Wiederkehr. Die Underbergflasche, mit buntem Segelbeiwerk an der Spitze versehen, ist geblieben, die Begrünung besitzt äußerst schlichten Charakter, zum Schutz vor über den Inselrand fahrende Lkw wurden dicke Steine positioniert, vor denen sich natürlich jeder Lkw-Fahrer respektive jede Lkw-Fahrerin hütet.

Wie gemunkelt wird, spielte nicht zur Verfügung stehendes Geld keine unwesentliche Rolle bei der "überarbeiteten" Gestaltung des Kreisverkehrs. Für die Stadtsilhouette bedeutete das ihre Abschiebung in die schon angesprochene hinterste Ecke des Stadtparks, wo sie nunmehr seit vielen Jahren ihr "Gnadendasein" fristet.

Dabei hat die fast komplett ampelfreie Stadt Rheinberg bessere Präsentationsmöglichkeiten für das Kunstwerk als eine versteckte und zeitweise zugewucherte hintere Ecke. Da kann man auch über bisher kaum gestaltete Kreisverkehre nachdenken, etwa über den Kreisverkehr unmittelbar an der Feuerwache, wo die aus dem Ortsteil Budberg kommende Rheinberger Straße auf den querenden Melkweg an der Grenze zum Ortsteil Winterswick stößt, bevor sie in die Orsoyer Straße übergeht, die dann ins Herz der historischen Altstadt führt.

   
Ob die Stadtsilhouette, dieses Kunstwerk, jemals, obwohl es das sicher verdient hätte, geliebt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis, bin ja auch nur ein Zugezogener. Vielleicht war ihr auch nicht die Zeit gegeben, in die öffentliche Wahrnehmung zu gelangen. Der Ist-Zustand wird von mir jedenfalls als Trauerspiel empfunden. Aber vielleicht erhebt sich in der Stadt ja noch eine Kraft, die beherzt anpackt, bevor das Kunstwerk vollständig der Vergessenheit, Verwahrlosung und Zerstörung anheimgegeben wird.


UPDATE vom 07.08.2023:

Über ein Kontaktformular hatte ich das Rheinberger Bürgermeisteramt und die Lokalredaktion der Rheinischen Post von obigem Beitrag unmittelbar nach dessen Erscheinen hier im LK (24.06.2023) in Kenntnis gesetzt.  Heute, am 07.08.2023, erschien zum Thema ein Artikel in der RP (vgl. Foto), dem gemäß sich die Redaktion mit Dieter Paus, dem Technischen Beigeordneten, zum Thema ins Benehmen gesetzt hat, der das Verletzungspotenzial als Grund für die Verlegung der Stadtsilhouette anführt. Gegen Ende des Artikels schreibt die RP: "Der Technische Beigeordnete sieht keine "Abschiebung" des Kunstwerks und hält den neuen Standort für durchaus gut gewählt ... ".

Da kann ich dem Kunstwerk jetzt wohl nur noch zurufen:
"Tut mir leid, ich hab's versucht. Offensichtlich vergebens. Lass dich nicht unterkriegen!"      

Autor:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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