Optionen menschlichen Verhaltens
In einer Straßenbahn - Gefahr in Verzug
Eine recht ordentlich besetzte Straßenbahn, ein junger Mann, sitzend, wird von vier drum herum stehenden jungen Männern zunächst mit Worten provoziert, dann beleidigt und schließlich bedroht, so dass körperliche Attacken als Nächstes erwartet werden können. Was geschieht?
Fall 1: Während der Straßenbahnführer nichts bemerkt, vielleicht auch nichts bemerken will, wechseln manche Fahrgäste, sich vom Geschehen entfernend, ihren Platz, andere schauen verwirrt auf das Geschehen, bemühen sich offensichtlich, den Blicken der jungen Männern auszuweichen, wieder andere schauen bewusst auf den Boden oder nach draußen und tun so, nichts vom Geschehen zu registrieren. Und da wird dem jungen Mann schon der erste Schubser verpasst - und kurz darauf ein Faustschlag. Die Straßenbahn hält an einer Haltestelle, der traktierte junge Mann flüchtet sich aus der Bahn, grölend und feixend folgen ihm die Täter. Was folgt, entzieht sich den Blicken.
Fall 2: Während der Straßenbahnführer nichts bemerkt, vielleicht auch nichts bemerken will, wechseln manche Fahrgäste, sich vom Geschehen entfernend, ihren Platz, andere schauen verwirrt auf das Geschehen, bemühen sich offensichtlich, den Blicken der jungen Männern auszuweichen, wieder andere schauen bewusst auf den Boden oder nach draußen und tun so, nichts vom Geschehen zu registrieren. Nur ein Mann steht auf, den seine Frau noch zurückhalten will, macht einen Schritt auf die Männer zu und fordert sie auf, den Scheiß sein zu lassen. Die Männer schauen sich verdutzt an, brechen dann aber schnell in Gelächter aus und wenden sich dem Mann zu, das ginge ihn nichts an und beginnen, ihn zu schubsen. Während der junge bedrohte Mann die Gelegenheit nutzt, an einer Haltestelle schnell die Bahn zu verlassen, gibt der anfangs couragiert auftretende Mann klein bei, nimmt seine Frau an die Hand und geht in der Bahn zügig nach vorn, quittiert von Gelächter und der ein oder anderen Beleidigung.
Fall 3: Die Fahrgäste sind entsetzt über das Geschehen, sind sich sämtlich einig, dass da etwas völlig schief läuft, werfen sich auffordernde Blicke zu, erheben sich von ihren Plätzen und gehen zielgerichtet mit selbstbewussten Schritten auf den Ort des Geschehens zu und suchen den Blickkontakt mit den vier Männern. "Vorstellung beendet! Polizei oder raus?" Die ruhig, aber bestimmt ausgesprochenen Worte lassen die drei Männer fast erstarren. "Schon gut, wir gehen schon." An der Haltestelle öffnet sich die Tür, die vier verlassen die Bahn. In einem letzten verzweifelten Aufbäumen zeigt einer der vier noch kurz den Stinkefinger.
In der Bahn kehrt wieder Ruhe ein. Alle sitzen wieder auf ihren Plätzen.
Diese drei Szenarien, denen man sicherlich noch andere hinzugesellen kann, lasse ich jetzt einfach mal so stehen.
Autor:Helmut Feldhaus aus Rheinberg |
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