TV-Duell
Höcke vs. Voigt: Schlaglichter eines thüringischen Duells im Welt-TV

Foto: Pixabay

Wie ich finde, ein TV-Duell, das bei allen grundsätzlichen Vorbehalten der AfD gegenüber in eine freiheitliche Demokratie gehört, zumal die Abfragen der Stimmungslage vor der noch in diesem Jahr bevorstehenden Landtagswahl in Thüringen die AfD und dahinter die CDU weit vor den übrigen Parteien sehen. Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU) wollen Ministerpräsident werden. Beiden wurden im Vorfeld die zu besprechenden Themen, allerdings nicht die Fragen dazu mitgeteilt.

Thema Nr.1: EU
Höcke plädierte für einen Ausstieg aus der EU, für einen künftigen Bund europäischer Staaten, gegen übergeordnete Vorgaben und überhaupt gegen einen Superstaat. Im Vorgriff auf das Wirtschaftsthema wandte er sich klar gegen klimaschutzorientierte EU-Auflagen für die deutsche Industrie, womit er seine Überzeugung kundtat, dass er nicht an einen Klimawandel glaubt, der von Menschen verursacht ist.
Voigt hob die Errungenschaften der EU wie Frieden und Wohlstand hervor, aber auch, wie Deutschland als Exportnation über lange Zeit von der EU profitieren konnte. Höckes Vorstellungen würden der deutschen Wirtschaft schaden. Und ein gutes Haus abzureißen, weil irgendwo im Haus etwas nicht in Ordnung ist, hielt er für falsch.
In diesem Zusammenhang, als von womöglich leeren Regalen die Rede war, prangerte Höcke die vergangene deutsche Coronapolitik an, die er augenscheinlich für falsch hält.

Thema Nr.2: Wirtschaft
Ein schwach abgehandeltes Thema der beiden Kontrahenten. Um Mittel für die Wirtschaft zu generieren, sprach sich Höcke für ein drastisches Herunterfahren der Entwicklungshilfe und gegen Einwanderung aus, während Voigt die Förderung des Leistungsprinzips und der Perspektive, dass Leistung sich wieder lohnen müsse, hervorhob und dabei Kritik an dem streckenweise konterkarierenden Bürgergeld übte.

Thema Nr.3: Migration
Voigt begann mit klaren Aussagen gegen irreguläre Zuwanderung und für konsequentes Abschieben unrechtmäßig Schutz suchender Menschen. Höcke hätte einfach zustimmen können, tat er aber nicht, auch wenn er nicht widersprach. Er fokussierte sich auf eine Stilllegung des Sozialstaatsmagneten Deutschland. Was das Stichwort Remigration betrifft, nahm Höcke den Begriff im Sinne einer Rückführung deutscher gut ausgebildeter Auswanderer nach Deutschland für sich in Anspruch, um nicht zuletzt damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Als Zuschauer wagte  man kaum, seinen Ohren zu trauen. Mehr als bemerkenswert jedenfalls. Eine Neuinterpretation des Begriffs. Seinen bisherigen Aussagen, Deutsche mit Migrationshintergrund zu remigrieren, wich er mit vorgeblichen Erinnerungslücken aus.

Thema Nr.4: Erinnerungskultur
Höcke ("Denkmal der Schande") wandte sich gegen die Verinnerlichung einer Negativ-Identität der Deutschen, stattdessen müsse historisch das Positive herausgestellt werden.
Voigt erklärte sein Verständnis dafür, dass Höcke und die AfD in der Gedenkstätte Buchenwald Hausverbot hat.
Persönliche Erklärung meinerseits: Ich, ein Nachkriegsgeborener, habe mich seit den Neunziger Jahren für die Erinnerungskultur engagiert und fühlte mich dabei nicht negativ identifiziert, sondern im positiven Sinne befreit.
Angesprochen wurde Höcke auf seinen Aufruf "Alles für Deutschland", woraus ihm, da er auch eine SA-Parole war, ein Strick gedreht wurde und immer noch wird, wogegen Höcke sich wehrt. Eigentlich verständlich, was nicht als Zustimmung zu Höckes Aussagen gewertet werden darf.

Thema Nr.5: Antisemitismus
Seit dem 7.Oktober 2023 ist der Antisemitismus in Deutschland wieder hochgekocht. Bei Voigt und Höcke hatte man den Eindruck ihrer Einigkeit, dass da weniger der "klassische" deutsche Antisemitismus als der islamische Antisemitismus eine Rolle spielt, was Höcke veranlasste, gegen weitere islamische Zuwanderung das Wort zu erheben.

Thema Nr.6: Ukrainekrieg
Voigt klar für eine weitere militärische Unterstützung der Ukraine, Höcke entzieht sich der Frage, spricht von einer Schwarz-Weiß-Malerei, spricht gar von einem Stellvertreterkrieg und fordert für Deutschland, eine Brücke zwischen Ost und West zu bauen, als wäre Deutschland ein Land zwischen den Stühlen. Voigt, zurückkommend auf die Migrationsproblematik, weist darauf hin, dass Putin nicht nur für die Flüchtlingswelle aus der Ukraine verantwortlich ist, sondern auch mitverantwortlich für die schon lange anhaltende Flüchtlingswelle aus Syrien.

Thema Nr.7: Wahlen in Thüringen
Höcke macht Voigt ein Koalitionsangebot, der aber lehnt klar ab.

Autor:

Helmut Feldhaus aus Rheinberg

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