Von Ossenberger Pleitegeiern, gallischen Eigenbrödlern und einer bezaubernden Kinderprinzessin
Es war wieder ein Karnevalszug, wie es ihn alle 2 Jahre nur in Ossenberg geben kann, denn das Konzept und die Begeisterung der Mitfeiernden suchen ihresgleichen am gesamten Niederrhein. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel herab, während sich ca. 200 Zugteilnehmer auf den etwa 3 km-langen Umzug durchs Mühlendorf machten. Petrus muss Karnevalist sein, denn, wie bei den letzten 5 Tulpensonntagsumzügen auch, trübte kein Wölkchen die Feierlaune der Ossenberger und Auswärtigen.
In Ossenberg ist es Tradition, dass Nachbarschaften und Vereine für Verpflegungsstände an der Strecke sorgen. An insgesamt neun Haltepunkten stoppte diesmal der Zug. Traditionell gab es Heißgetränke an der Mühle, die längste Käsetheke des Niederrheins bei Leo Janssen und deftiges Chili con Carne bei Shelly und Dine Tiwary. Zudem ließen sich die Zugteilnehmer und viele Begleiter noch Kaffee und Kuchen, Frikadellen, Waffeln und Grillwürstchen schmecken. „Wer hier hungrig nach Hause geht, der ist selbst schuld“, betonte Anneliese Kreitzen von der Nachbarschaft Boschkamper Weg und verteilte fleißig Schmalzbrote unter die Mitfeiernden.
Die Spilling braute sogar einen Zaubertrank
Was sich die Zugteilnehmer in diesem Jahr wieder ausgedacht haben, war aber auch erste Sahne. Die Narrenschaft Berkastraße legte ihre Heimatstadt Rheinberg kurzerhand an den Finanztropf. Sieht man ins Stadtsäckel kann man nur hoffen, dass dies Infusion geholfen hat. Auch die Familien Stief/Janßen ließen als Gärtnertrupp viele Blüten ins närrische Volk regnen. Verrückt wie eh und je kam die Nachbarschaft Spilling daher. Überzeugten sie in den letzten Jahren als Dschungelcamp-Insassen oder Suppenküche, kamen die Vollblutkarnevalisten in diesem Jahr als gallisches Dorf daher. Asterix und Obelix durften hierbei genauso wenig fehlen, wie ein Hinkelstein oder der obligatorische Zaubertrank, der im Riesenkessel angerührt wurde. „Wir bauen extra 2 Wagen nur für Ossenberg“, ließ Peter Weyhofen-Brahm als Mitorganisator des gallischen Dorfes wissen, „nirgends wird der Straßenkarneval noch so gefeiert wie hier!“
Und nirgends wird so viel gutes Wurfmaterial unter das närrische Volk gebracht, wie im Mühlendorf. Ein Trupp aus Schermbeck, der extra wegen des Zuges den Weg über den Rhein gewagt hatte, war restlos begeistert. „So etwas sucht man in unserer Ecke vergebens, wir überlegen ernsthaft beim nächsten Mal mitzuziehen“, betonte Gudrun Gerwien. Der kleine Tim aus Moers, der mit seiner Mama angereist war, packte derweil die dritte Tüte voll mit Schokolade, Flummis und Keksen. „Alles tolle Sachen, keine billigen Plombenzieher“, ergänzte seine Mutter.
Hochwertiges Wurfmaterial für 1000 begeisterte Jecken
Tatsächlich legt man in Ossenberg Wert auf gutes Wurfmaterial. Die „Ossenberger Karnevalsfreunde“, diesmal in Fußball-Ponchos unterwegs, entschieden sich bereits beim letzten Zug dafür weniger, aber hochwertiger zu schmeißen. „Für billige Bonbons bückt sich heute keiner mehr“, teilten Theo Braems und Marcel Börgmann mit, „wir haben, Gott sei Dank, noch gute Sponsoren.“ Unter dem Motto „Wir sind immer noch am Ball“ zeigten die Karnevalisten, dass sie zwar die ältesten noch aktiven Wagenbauer in Ossenberg sind, aber immer noch mit ihnen zu rechnen ist. Vom einjährigen Kleinkind bis zum 80-Jährigen blüht die Gruppe durch eine bunte Mischung so richtig auf. Auch die Feuerwehr Ossenberg steuerte einen großen Mottowagen bei. Sie machten aus der Not eine Tugend und warben auf ihrem Wagen gleich für Nachwuchs. „Wir freuen uns über viele kleine, neue Feuerwehrmänner“, erzählt Martin van de Mötter mit einem Lächeln.
Kinderprinzessin Alia strahlte mit der Sonne um die Wette
Apropos bunt. Die „Bunte Truppe“ konnte mit tollen und ausgefallenen Kostümen und geschmückten Bollerwagenüberzeugen, während das Damenteam des KAG Ossenberg ihre Nachthemden am Morgen erst gar nicht ausgezogen hatten. Die „La Lunas“ und Solo-Tanzmariechen Elena Otto zeigten auf dem Zugweg immer wieder ihr Können. Richtig Spaß hoch oben auf dem Tollitätenwagen des KAG hatte, neben Prinz Harald I., Kinderprinzessin Alia Wormann, die Tanzende. Diese Prinzessin ist ein Glücksfall für den KAG. Sechs Stunden dauerte der Zug und Alia lächelte den gesamten Zeitraum und schmiss kräftig Schokoriegel, Pralinen und Fruchtgummis unters närrisch feiernde Volk. Alia und ihre sonnige Art musste man einfach lieb haben.
Ein letzter Stopp in der Nachbarschaft des „großen Prinzen“- Prinz Harald, brachte dann auch den letzten Karnevalsmuffel zum Tanzen auf die Straße.
Ossenberg hat wieder allen gezeigt, wie ein Dorf Karneval feiern kann. Es muss nicht der große Umzug sein, solang -wie im Mühlendorf- Gemeinschaft und „Spaß an der Freude“ im Vordergrund stehen. Etwa tausend Jecken am Zugweg, wie die Kreispolizei mitteilte, schätzen gerade dieses Miteinander und diese heimelige Atmosphäre und freuen sich bereits jetzt auf 2017 und den nächsten ganz besonderen Karnevalsumzug. In diesem Sinne: „Ossenberg Helau!!“
Autor:Claudia Rönicke aus Moers |
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