Blauer Dunst - Genuß vom Niederrhein
Orsoy- die Zigarren-Stadt

Anzeige aus "Schwäbischer Merkur" 14.9.1898
4Bilder

zusammengetragen von Hanfried Münchberg

Orsoy, die Stadt der Zigarren und des Tabaks.

Aus der Entwicklung der Orsoyer Tabakindustrie.

Die Zeitung „Der Grafschafter“ berichtet in der Ausgabe vom 6.7.1935 anlässlich der Festwoche zur 650 Jahr-Feier des niederrheinischen Städtchens Orsoy von der großen wirtschaftlichen Bedeutung der Zigarrenherstellung, die diese damals für Orsoy hatte.

Der Berichterstatter schreibt damals: Die Stadt Orsoy wird durch ihr 650jähriges Jubiläum weit über die Grenzen des Niederrheins hinaus genannt und bekannt.
Nichtsdestoweniger genießt die Stadt schon seit mehr als 70 Jahren besonderes Ansehen in ganz Deutschland durch einen Industriezweig, der für Orsoys Bevölkerung von lebenswichtiger Bedeutung ist— durch die Tabak - und Zigarrenfabrikation.

Anzeige aus "Schwäbischer Merkur" 14.9.1898

Ausschlaggebend für die Niederlassung dieses Industriezweiges gerade an diesem Platze war die Nähe der holländischen Grenze. Die meisten Rohtabake, die von überseeischen Ländern kommen, werden in Holland gehandelt und können hier in allen möglichen Sorten und bester Beschaffenheit eingekauft werden. Hinzu kommt dann noch die günstige und billige Transportmöglichkeit auf dem Wasserweg des Rheins, der sich auf die Herstellungskosten von Tabakerzeugnissen in Orsoy bedeutend günstiger auswirkt als in Orten ohne Wasserstraße.

"Der Grafschafter"  Ausschnitt 6.7.1935

Neben den Herren Lüps und Luhn, die zuerst in Orsoy einige Jahre die Fabrikation von Zigarren betrieben, sind in erster Linie die Inhaber der Zigarrenfabrik Heldmann u. Co., W. Hagemann, G. Plecker, sowie C. Heldmann um das Jahr 1858 die Begründer der Orsoyer Zigarren- und Tabakindustrie .Diese für die Stadt Orsoy neue Industrie blühte schnell heran und in kurzer Zeit fanden in ihr viele Arbeiter ausreichend Lohn und Brot. Auch die Zahl der Betriebe nahm bald zu, die im Laufe der Jahre ständig vergrößert und modern ausgebaut wurden.
Hiermit hob sich zugleich der Versand und Export nach allen Gegenden Deutschlands, teilweise auch des Auslandes, und so wuchs auch der Ruf Orsoys als Stadt der guten Zigarren und Tabake.
Wenn ein einzelner Betrieb zeitweise wöchentlich 250 000 Zigarren anfertigt, so ist er selbstverständlich, daß zum Absatz dieser Mengen ein ausgedehntes Kundennetz gehört.

Orsoyer Zigarrenpresse im Beitz des Verfassers

Zu berücksichtigen bleibt dabei der Umstand, daß für die Zigarrenfabrikation nur Handarbeit infrage kommt, während der Tabak maschinell verarbeitet wird, Zur Verwendung gelangen in der Hauptsache Rohtabake aus Java, Sumatra, Havanna, Brasilien, Borneo, Maryland, Mexiko, Kentucky. Ohio und zum Teil auch solche aus der Pfalz. Sämtliche Betriebe besitzen einen Stamm alter erfahrener Arbeiter und Zigarrenmacher, sodaß eine gepflegte und fein zusammengestellte Rauchware zum Versand kommt.

"Westdeutsche Zeitung 6.5.1898

Wenn auch in der Krisenzeit die Zigarrenindustrie schwer getroffen wurde, so geht es doch heute wieder rüstig aufwärts, zumal der Umsatz sich hebt und so die Beschäftigungsmöglichkeit für Zigarrenarbeiter von Monat zu Monat wächst. Orsoys Zigarren sind gut und gerne gefragt - ihre Qualität ist die beste Empfehlung für die im Festschmuck prangende Jubiläumsstadt, die auf diese ihre heimische Industrie mit Recht stolz sein kann.
Soweit der Bericht des „Grafschafter“.

Die Produktion der Zigarren wurde etwa 1850 aufgenommen. Um das Jahr 1900 soll es in Orsoy mindestens 10 Zigarrenfabriken gegeben haben, dreiviertel der Erwerbstätigen der Stadt waren damals in der Zigarrenfertigung in Lohn und Brot.

1914 wurden in Orsoy wöchentlich 1 Million Zigarren hergestellt

Aber auch Rückschläge und unglückliche Umstände kamen vor. Der „Zeitungsbote“ vom 15.3.1890 berichtete: „Am 11. März brannte in Orsoy die Zigarren-Fabrik von Joh. Kerkering nieder, Ein beträchtlicher Vorrat an Zigarren und Tabak wurde vernichtet“

Zigarren wurden noch bis zum Ende des zweiten Weltkrieges in Orsoy produziert, danach wurde die Produktion wegen des damals herrschenden Mangel an Tabak, die enge Verbindung nach Holland war durch die Ereignisse des Krieges abgebrochen, aufgegeben.

Autor:

Hansfried Münchberg aus Moers

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.