"Gefällt gar nicht": KKV besorgt über jugendliche Mobbing-Opfer im Netz
Katholischer Sozialverband fordert "Offensive für Medienkompetenz" an Schulen – Chance für Seelsorge
ESSEN/KÖLN/Monheim am Rhein -
Jeder fünfte Jugendliche in Deutschland wird via Internet gemobbt oder sogar bedroht - das ist das erschreckende Ergebnis der heute in Köln vorgestellten, bislang größten bundesweiten Cybermobbing-Studie, für die mehr als 10.000 Schüler, Lehrer und Eltern befragt wurden. "Auch, wenn es für uns Ältere manchmal nur schwer zu verstehen ist: Virtuelle Welten und soziale Netzwerke zählen für die junge Generation heute zum Alltag", so Bernd-M. Wehner, Bundesvorsitzender des KKV - Verbandes der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung. Als einer der vier großen katholischen Sozialverbände fordert er, "das Medienverhalten der Jugendlichen nicht grundsätzlich zu verurteilen, sondern in Schule, Gesellschaft und Politik darauf zu reagieren: Wir brauchen mehr Medienkompetenztraining an den Schulen. Wer das Netz nutzt, muss wissen, wie. Zudem stehen die Anbieter sozialer online-Netzwerke in der Pflicht, den Jugendschutz zu intensivieren und aktiv mehr Hilfsangebote zu schaffen, wenn es zu Mobbingfällen kommt."
Eine Chance sieht der KKV auch im "Ausbau der kirchlichen online-Seelsorge. Die jungen Menschen suchen Orientierung, Halt und Hilfe – auch online. Als Kirche und kirchliche Verbände sollten wir da sein, wo die Menschen sind – das ist heute auch zunehmend im virtuellen Raum."
Die Ergebnisse der Studie, so der Verband im bewussten facebook-Jargon, "gefallen gar nicht – sie sind erschreckend". 63 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen wurden im Internet Opfer von Mobbing und Beleidigungen. 47 Prozent klagen über Verleumdungen und Lügen –und jeder Fünfte wurde via Internet sogar schon einmal erpresst. Über 80 Prozent der Vorfälle geschehen in sozialen Netzwerken.
Von der Politik fordert der Sozialverband deshalb "eine konkrete Offensive für mehr Medienkompetenz an unseren Schulen". Dafür brauche es auch keinen publikumswirksamen "Medien-Gipfel" in Berlin - "es geht schlicht darum, die Lehrkräfte besser auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten und vor Ort an den Schulen Konzepte zu entwickeln, die den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen entsprechen", so Wehner. Anbieter wie facebook, twitter und Andere müssten sich "daran messen lassen, was sie zum Schutz der Persönlichkeitsrechte ihrer Kunden aktiv unternehmen – da ist noch lange nicht alles getan."
Das Thema "Neue Medien" ist ein Schwerpunkt des neuen KKV-Jahresthemas "Mensch, bleib im Gleichgewicht - Mut zur Balance zwischen Arbeit und Freizeit". Unter dem Titel "Jeder hat ein Recht auf Unerreichbarkeit!" lädt der KKV in einer eigenen facebook-Kampagne dazu ein, Mobiltelefone und soziale online-Angebote verantwortungsbewusst zu nutzen. „Und hierzu gehört auch das zeitweise abschalten.“
Der Bundesverband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung e.V. ist ein katholischer Sozialverband mit rund 90 Ortsgemeinschaften in ganz Deutschland. Informationen zum KKV erhalten Sie im Internet unter www.kkv-bund.de, oder unter 0201 87923 – 0.
Autor:Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.