Nach 65 Jahren endlich Gewissheit

Das Hochzeitsfoto des vermissten Fritz Heine. | Foto: Monika Heine
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  • Das Hochzeitsfoto des vermissten Fritz Heine.
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„Jetzt, wo ich die Bilder gesehen habe, nehme ich Abstand. Ich muss nicht mehr extra dorthin fahren.“ In diesen beiden Sätzen fasst Monika Püplichuisen die jahrzehntelange Suche zusammen. Die Suche nach ihrem Vater hat die Frau aus Zyfflich nahezu ein Leben lang begleitet. Erst jetzt löste sich das Rätsel um das Schicksal des Mannes aus Kleve auf.

Als Monika Püplichuisen geboren wurde, war Krieg. So, wie viele andere Väter auch, wurde ihr Vater, Fritz Heine, zur Wehrmacht eingezogen.
Das war 1940. Im Jahr 1945 erhielt die Familie die traurige Nachricht, dass Fritz Heine in der Nähe von Königsberg gefallen sei. Da war Monika Püplichuisen, die damals noch Heine hieß, gerade einmal zwei Jahre alt.
Sie erzählt, dass sie die Sehnsucht nach ihrem Vater nie losgelassen hat. „Die meisten Kinder hatten einen Vater - so kam es mir jedenfalls vor, nur ich nicht. Und ich hatte auch keine Erinnerung an ihn - ich war ja noch viel zu klein, als er gefallen ist.“
Die Erwachsenen sprachen vom „gefallenen“ Vater. „Aber was fängt ein Kind mit dem Wort gefallen an? Ich habe es jedenfalls nicht verstanden.“ Trotz allem habe sie eine sehr, sehr schöne und behütete Kindheit gehabt, sagt Monika Püplichuisen. Und auch der Stiefvater, der die Mutter später durchs Leben begleitete, bekommt gute Noten. Monika Püplichuisen beschreibt ihn als liebenswerten, netten Menschen. Aber: Die Sehnsucht nach dem eigenen Vater blieb.
Als Monika Püplichuisen ihren Mann kennenlernte - das Paar ist seit mehr als 50 Jahren verheiratet - griff Theo Püplichuisen zu Tinte und Papier, meldete sich beim Suchdienst in Berlin. Das war vor mehr als 30 Jahren. Die Schreiben wurden zum Ritual - „ich habe in jedem Jahr wieder eine neue Anfrage gestellt“, so Theo Püplichuisen. Auch als der Suchdienst darauf hinwies, dass Daten und Fakten bekannt seien, dass keine neue Suchanfrage mehr gestellt werden müsse, ließ Theo Püplichuisen nicht locker. Und dann: Der Anruf. Der Anruf aus Berlin. Die Frage, ob Monika Püplichuisen die Tochter des Fritz Heine sei.
Ja, hat sie geantwortet. „Wir haben die Erkennungsmarke Ihres Vaters gefunden“, sagte die Frau vom Suchdienst. Monika Püplichuisen ist noch immer fassungslos, wenn sie an diesen Moment denkt. Nur wenige Tag später erhält Familie Püplichuisen per Post die Erkennungsmarke und folgenden Brief:
„Als Anlage übersende ich Ihnen die Erkennungsmarke ihres Vaters mit der Beschriftung: 7046 Bau-Ers. BTl. 6 und gebe Ihnen nachstehend seine Grablage bekannt. Oberstgefreiter Friedrich Heine wurde zum Soldatenfriedhof Russkoe/Russland Block 1 Reihe 47 Grab Nr. 582 umgebettet. Ein Foto mit der Namenstafel füge ich bei.“

Theo Püplichuisen: „Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterstützt mit Helfern die Suche nach Vermissten. Zur Zeit wird auch in Stalingrad nach Vermissten gesucht.“ Monika Püplichuisen bedankt sich beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. „Ich freue mich, dass mein Vater eine würdige Ruhestätte gefunden hat.“

Die Suche nach vermissten und gefallenen Soldaten wird nach wie vor in Berlin koordiniert. Die Adresse des Suchdienstes lautet: Deutsche Dienststelle WAST, Eichborndamm 179, 13403 Berlin

Das Hochzeitsfoto des vermissten Fritz Heine. | Foto: Monika Heine
Hier, im russischen Russkoe, wurde ein Gräberfeld für im zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten angelegt. Hier fand auch Fritz Heine aus Zyfflich seine letzte Ruhestätte. | Foto: Familie Püplichuisen
Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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