Im Schutt lag ein kleines Jesuskind
Diese Geschichte vom "kleinen Wunder" aus Zyfflich muss noch einmal erzählt werden. Die Geschichte von einer unscheinbaren Jesusfigur der Zyfflicher Familie Deryk, die nicht nur den Krieg unbeschadet im Schutt überlebt hat. Aufgeschrieben hat diese Geschichte Klaus Karl Kaster für die achte Ausgabe der "Beiträge zur Chronik Zyfflichs" (2006) des rührigen Geschichts- und Heimatvereins Zyfflich. Sie handelt von einem Jesuskind. Eine schlichte Figur aus Porzellan. Massenware. Vielleicht erstanden bei einer Wallfahrt in Kevelaer, Anfang des 20. Jahrhunderts. Autor Klaus Karl Kaster hat lange mit Gerd Deryk gesprochen. Gerd Deryk stirbt 2007 im Alter von 92 Jahren.
Das Jesuskind gehört schon zu Lebzeiten der Eltern von Gerd Deryk zur Familie, deren Bauernhaus sich an der Straße "Zum Querdamm" befindet. In der Kindheit von Gerd Deryk gibt es noch keine Krippen, geschmückte Weihnachtsbäume kommen erst nach 1900 am Niederrhein in Mode. Und diese etwa zehn Zentimeter große Porzellanfigur ist "die einzige figürliche Darstellung unter dem Weihnachtsbaum zur Erinnerung an die Geburt Jesu."
Übers Jahr hat diese Figur an einer Wand gehangen. "Auch bei einer besonders schweren Erkrankung eines seiner Geschwister habe die Mutter das Jesuskind um Hilfe anflehend ans Bettchen des Kindes gelebt", erzählt Gerd Deryk dem Autor.
Im zweiten Weltkrieg wird das Bauernhaus der Familie Deryk total zerstört: "Man fand bei den Aufräumungsarbeiten nicht einen einzigen brauchbaren Gegenstand wieder." Nach Kriegsende der Wiederaufbau. Der Schuttmassen werden auf auf das "etwa eine halben Meter tiefer gelegene Gelände an der "Mistekülle" geräumt". Jahrelang laufen über diese planierte Fläche Menschen und Tiere.
Der Trümmerschutt wird erst Anfang der 1960er Jahre aufgrund einer Erweiterung der Stallungen ausgehoben und auf das umliegende Grundstück verteilt. "Schließlich wurde eine Verrieselung der Haus- und Schmutzabwässer mit einer einer großräumigen Drainage notwendig. Deshalb zog man unter anderem einen Graben in Richtung des Grundstückszaunes hinter dem großen Hühnerschuppen." Es handelt sich wohl um eine nicht genehmigt Baumaßnahme, die in einer "Nacht- und Nebelaktion" durchgeführt wird.
Weiter schreibt Klaus Karl Kaster: "In der darauf folgenden Nacht , so kann sich Gerd Deryk noch sehr genau erinnern, (...) gab es ein gewaltiges Gewitter. Als er am anderen Morgen zum Drainagegraben ging, sah er plötzlich auf dem Boden vor seinen Füßen liegend diese kleine Jesusfigur. Es wies nicht den kleinsten Kratzer auf. ( ...) Das Christuskind aus doch so leicht zerbrechlichem Porzellan, die Krippenfigur als einziges Symbol des Weihnachtsgeschehens in der Erinnerung seiner Jugend und im Leben der Familie Deryk hatte die heftigsten Kriegserschütterungen und das mehrfache grobe Versetzen der Schuttmassen, in denen es ungesehen verborgen war, ohne Schaden überstanden."
Nach dem Tod von Gerd Deryk findet das Bauernhaus in Zyfflich einen neuen Besitzer. Das Jesuskind wird weiter wie ein Schatz gehütet - von seiner Tochter Louise van de Sand (59), die in Rindern lebt.
Autor:Klaus Schürmanns aus Kleve |
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