Tourismus
Nütterden hat genug Sehenswertes um in den Tourismus eingebunden zu werden

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Durch die Bauwut der Gemeinde Kranenburg werden die historischen Gebäude und Stellen in Nütterden immer mehr verdrängt. Das ehemalige Bauerndorf mit drei Wassermühlen am Renneken ist kaum noch zu erkennen. Zwei der drei Wassermühlen sind abgerissen worden und die dritte ist 1929 niedergebrannt. Relikte der Müllerei gibt es aber noch immer im Dorf.
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft um 1950 haben viele Bauern ihren Betrieb aufgegeben und ihre Höfe und Grundstücke verkauft. Die Äcker und Wiesen sind nun in Neubauviertel umgewandelt, in den die Häuser immer näher aneinander gebaut werden. Das offene Land wird auch heute noch mit Häusermassen bebaut. Die Gemeinde möchte das fortsetzen und lauert auf jedes grüne Fleckchen in Nütterden und versucht es zu erwerben. Nun ist das grüne Gebiet zwischen dem Pollseweg, Auf dem Poll, Römerstraße und Schafsweg als Bauland ausgewiesen. Statt Pferde wird es hier Häuser mit umzäunten Gärten geben.
Dagegen kann man leider nichts machen. Bleibt übrig, dass man Besucher darauf aufmerksam machen kann, was noch aus der Vergangenheit Nütterdens noch existiert. Nütterden hat viel mehr zu bieten als nur eine beliebte Eisdiele. Übrigens kann man nach einem Besuch daran eine Erforschung von Nütterden einbinden. Schilder, Informationstafel und Stationen können dabei behilflich sein. Was gibt es noch aus der Vergangenheit Nütterdens:

Einen Römerweg
Ein Römerweg ist ein Weg, den die Römer angelegt haben. Einer davon verlief zwischen Nijmegen und Xanten durch Kranenburg und an Nütterden vorbei angelegt haben. Dieser hat viele Jahre als Transportweg funktioniert. Nachdem sie abgezogen waren, blieb der Weg für Reisenden erhalten. Dieser weg ist heute asphaltiert und heißt Römerstraße. Sie führt über das Sandergebiet der Stauchmoräne an den Hingstberg und Forellenteiche im Reichswald vorbei. Der Hingst- und Wolfsberg sind die Hausberge von Nütterden. Leider hat man den Hingsberg in der Vergangenheit als Sandgrube benutzt und ausgehöhlt. Zuerst geplant als Entsorgungsstätte entwickelte sich die ehemalige Grube als ein Biotop mit Zauneidechsen und Zwergfilzkraut. Darin entstanden Magerrasen, Waldbestände mit Eichen, Buchen und Birken. An den steilen Hängen sind Erosionsrinnen ausgeschliffen. Der Eingang zur Grube ist zugewachsen und ist dadurch schwierig zu betreten, was wohl mit Absicht geschehen ist. Die Natur braucht ihre Ruhe. Der Wolfsberg wurde als Kies- und Sandgrube für einen Teil abgegraben. Auf der Kuppe steht eine Ferienanlage und Kapelle, die Pastor Siebers nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet hat.

Einen historischen Ortskern
Der Römerweg führ über das höher gelegene Sandergebiet, damit der Verkehr bei Überflutungen nicht behindert wurde. Nachdem man den Rhein eingedämmt hatte, entstand 1823—1824 für die Verkehrserschließung die „Chaussee Kleve-Nimwegen“ – die heutige B9. Dieser weg ging an Tütthees, Nütterden und Donsbrüggen vorbei. Später durchquerte diese Straße den historischen Ortskern. An ihrer Nordseite wurden die St.-Antoinius-Abbas-Kirche und das Pastorat errichtet. Der historische Ortskern besteht aus beiden Gebäuden, die alte Schule, den Dorfkrug und Gaststätte Vink - heute Zu den Forellenteichen.

Relikte der Müllerei
Im Reichswald in der Nähe der Römerstraße befinden sich die Sieben Quellen. Diese Quellen, die spärlich im Siebenquellental sprudeln, deshalb der Name Siepen, speisen das Bächlein das Renneken. Dieses Flüsschen fließt quer durch Nütterden ins Wiesenland. Um die Räder der Wassermühlen mit ausreichender Kraft an zu treiben, wurden bei den Mühlen sogenannte Mühlenweiher ausgegraben, Teiche in den die Müller das Rennekenwasser sammelten, bevor es in die Mühlen geführt wurde. Mühlenweiher gibt es noch am Auf dem Poll, zwischen der Lindenstraße und Haferkamp und im Wiesenland. Der Müller der Klarenbecken Mühle legte zwei Weiher an: die Weert und Kleine Weert und regelte den Wasserzufuhr zur Mühle so, dass wenn ein Teich leergelaufen war, er das Wasser aus dem zweiten Teich auf die Mülleräder laufen ließ und dass dabei zu gleicher Zeit der erste Teich wieder aufgefüllt wurde. Die Weert liegt nun praktisch trocken. Quer dadurch fließt das Renneken. Der Teich ist mit einem Nasswald und Schilf zugewachsen. Am Haferkamp befinden sich noch Wassersperren aus der Zeit, dass der Müller den Wasserzufuhr nach den Teichen regulierte. Von der Weert fließen nun zwei Armen des Rennekens in das Wiesenland. Eines davon unterirdisch bis zum Bahndamm.

Historische Bauernhöfe und Katstellen
Bauern mit viel Land schafften es vermögend zu werden. Sie errichteten Gutshöfe. Davon existieren noch einige von: der Weiße Rabe am Eickestall und der Hof der Ritter an der Römerstraßen. Die weniger Begüterten – oft Tagelöhner – wohnten in kleinen Höfen mit eingebautem Stall. Für den Eigenbedarf hielten ein paar Tiere und bearbeiteten einen Nutzgarten. Es stehen noch welche von ihnen am Schmelendriß. Reiche Bauern ließen auf ihrem Land Katstellen für ihre Knechte errichteten. Auch davon gibt es noch einige z.B. an der Bomshofstraße.

Eisenbahnverbindung
1865 wurde die Eisenbahnverbindung Nijmegen - Kleve eröffnet. Die Schienentrasse davon gibt es an der Nordseite von Nütterden. Die Horndrichstraße wurde mittels einer Eisenbahnbrücke gekreuzt. Bahnübergänge wurden auf dem Antoniusweg und Erlendeich angelegt, wie auch ein kleiner Bahnhof am Antoniusweg. 1991 wurde der Zugverkehr darüber eingestellt. Ab 2008 fahren Draisinen über die Schienen. Eine Tafel und ein Bahnhofsschild mit der Aufschrift Nütterden am Antoniusweg erinnern an den Zugverkehr, wie auch Strecken-Kilometerschilder und Meilensteine.
Der Heimat- und Verschönerungsverein Nütterden hat am Antoniusweg eine Informationsstelle errichtet. Zwei Bänke laden zum Ausruhen ein. Im Rahmen dieses Beitrags halte ich das als ihr meist gelungene Idee.

Die Kirche
In der Dorfmitte, auf der heutigen Stelle des Dorfkrugs, gab es schon früh eine Kapelle, die dem St. Georg und der St. Barbara geweiht war. An Sonn- und Feiertagen wurden darin die Messen gelesen. Die Gemeinden Nütterden und Donsbrüggen waren seit dem 15. Jh. eine Pfarre. 1841 erhielt Nütterden eigene Pfarrechte unter dem Patrozinium des heiligen Antonius-Abbas. 1850 bekam Nütterden eine eigene Kirche im Stil der Neugotik. Es wird vermutet, dass diese nach einer Zeichnung des Kirchenbaumeister Ernst Friedrich Zwirner erbaut worden ist. An der Straße Am Renneken stehen ein Marienhäuschen und ein Kreuz, an welchem beidseitig der Korpus Christi genagelt ist.

Schulen
Nütterden hat auch eine Schulgeschichte. Otto Friedrichs hat diese nachgeforscht und in seinem Buch „Nütterden – Geschichte(n) und Bilder eines Dorfes am Niederrhein“ Kleve, 2000 beschrieben. 1731 existierte bereits eine Schule in Nütterden, ein Schullokal in der Küsterwohnung. Nur Zweidrittel aller Schüler besuchte sie. 1872-1873 war die Schülerzahl auf 136 Kinder angewachsen und errichtete man für den Lehrer und neue Lehrerin zwei Wohnungen, jede mit einem Schulzimmer. Das war der Anfang der „Alten Schule“ an der Ecke Hoher Weg / Chaussee Kleve-Nimwegen. 1902 wurde das Gebäude mit drei Klassenzimmern umgebaut. Die Volksschule von damals teilte man in eine Grund- und eine Hauptschule auf. 1976 bekam die Grundschule am Hohen Weg ein neues Gebäude. Die Hauptschule zog um nach einem eigenen Gebäude in Kranenburg.

Empfehlung
Wie am der Heimat- und Verschönerungsverein am Antoniusweg gemacht hat, sollte in Nütterden mehrere Stationen eingerichtet werden mit Schildern oder Informationskasten, die als Blickfänger und Informationsquelle für Besucher dienen, damit die Augen von ihnen für das ursprüngliche Nütterden geöffnet werden. Siehe Fotomontagen bei den Fotos zu diesem Beitrag.

Autor:

Eelco Hekster aus Kranenburg

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